Ausbildung – einfach nur geträumt…

FMFM -friseur Site-Cannington
Foto: Katrin Cannington
Neues Denken. Neues Handeln. Katrin hat viele neue Ideen, wie zeitgemäße Ausbildung aussehen kann
Foto: Katrin Cannington
Neues Denken. Neues Handeln. Katrin hat viele neue Ideen, wie zeitgemäße Ausbildung aussehen kann

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Einmal Wunschkonzert, bitte! „Wie sähe Friseurausbildung aus, wenn du sie dir malen könntest?“, lautete unsere Frage an Katrin Cannington. Ihre Antworten ließen natürlich nicht lange auf sich warten. Und sie zeigen: Nicht ohne Grund gibt es den Spruch „Der Traum von gestern ist die Wirklichkeit von heute und morgen“. Vorhang auf für die Ausbildungsvision der Zukunft. Wenn Katrin träumt…

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„Wenn ich mir was wünschen könnte…“ – denke ich an Veränderungen, die in der Friseurbranche wirklich etwas bewegen würden, lenkt sich der Fokus meiner Gedanken

sofort auf die Ausbildung. Weil meine Überzeugung einfach die ist: Definitiv werden Handwerksberufe von großer Bedeutung und zukunftssicher sein! Schließlich kann keine künstliche Intelligenz die Hand eines Menschen in kreativen, emotionalen und menschlichen Berufen ersetzen.

Ich selbst liebe die Kunst mit der Friseurschere aus tiefstem Herzen und meinen Wissensdurst kann ich niemals stillen. Daher ist es mir so wichtig, dass wir die Leidenschaft für unser Handwerk mit all ihren Facetten bei unserem Nachwuchs bereits während der Ausbildung entfachen. Er braucht Ideen und Träume, die ihn ziehen. Er braucht Impulse und Inhalte, die ihm Visionen geben. Daher sind alles das, was ich jetzt für euch zusammenfasse, meine Gedanken, Träume und fiktive Vorstellungen. Ob sie gesetzlich und rechtlich mit unserem umständlichen deutschen Bildungssystem umzusetzen sind, ist eine andere Frage.

Aber lasst mich doch einfach mal träumen. Denn viele FMFM-Leser, die mich bereits kennengelernt haben, wissen: im Träumen bin ich gut:-)

Die Ausbildung

 

Der Ort.

Als Ort des Lernens stelle ich mir eine Art Akademie oder zentrale Schule vor, in der die Ausbildung aller junger Menschen in unserer Branche stattfinden kann. Ein zentraler Ort, an dem wir ein einheitliches Bildungssystem gewährleisten und alle Schüler auf den gleichen Wissenstand bringen. Es wäre total schön, diese Schule in einem kreativen Umfeld zu bauen. In einer Stadt beispielsweise, in der sich der kulturelle Einfluss von verschiedenen Nationen, kreativen Künstlern, verschiedenen Handwerkern und Akademikern tummelt. Ich empfinde es als sehr nährend, die ‚Vibes‘ der vielschichtigen Menschen aufnehmen zu können, da sich unser schöner Beruf ja hauptsächlich um den Menschen dreht.

Die jungen Menschen, die sich für das Handwerk in unserer Branche entscheiden, haben ja ganz unterschiedliche Eigenschaften und Vorlieben. Deshalb finde ich es auch wichtig, diese im Austausch zusammenzuführen. Die Gedanken der jungen Menschen können sich untereinander bereichern und sie lehren außerdem die vielen Lebensansätze unterschiedlicher Wesen. So können Verständnis statt Neid und ein großes Miteinander entstehen.

 

Der Style.

Das Gebäude möchte ich geschmackvoll und farbenfroh einrichten. Jeder Abschnitt könnte unterschiedlich gestaltet sein, denn es darf zur Vielfalt angeregt werden. Schließlich gibt es unterschiedliche Geschmacksrichtungen – und für all diese unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten sollte sensibilisiert werden. Zudem würde ich mir wünschen, dass eine Vielfalt an Kunstwerken verschiedener Handwerker, Bildhauer, Maler und so weiter zu sehen sein könnte. Toll wäre eine große Bibliothek, denn Literatur jeglicher Art spielt ebenfalls eine große Rolle im Leben. Am liebsten hätte ich noch einen Partyraum, in dem jedes Wochenende unterschiedliche Bands oder DJs verschiedener Musikrichtungen auftreten können. Musik hat so einen großen Einfluss auf die Menschen – nicht nur in der Mode, auch auf die Seele. Kurz: Ich möchte den Geist und die Kreativität der jungen Menschen spielen lassen!

 

Die Lehrer.

Hier braucht es ein breites Spektrum unterschiedlichster Persönlichkeiten. Wie sich die Vielfalt im Gebäude selbst widerspiegelt, so sollten es auch die Menschen tun, die die jungen Friseure begleiten. Ich möchte Wegbegleiter der unterschiedlichsten Art, denn der Friseurberuf ist kreativ und vor allem menschlich.

MALER / KÜNSTLER

Wir brauchen die Kunst

Das Wissen über die Farbenlehre ist essentiell. Der Künstler kreiert sein Bild auf einer weißen Wand. Er versteht die Farbkompositionen und die Zusammensetzung des Farbspektrums. Den freien Geist der Kreationen kann der Künstler somit vermitteln. Doch der Friseur geht noch einen Schritt weiter! Der Friseur kann nicht auf einer weißen Leinwand kreieren. Er kreiert sein Farbwerk auf Haaren. Und Haare sind nie weiß. Sie enthalten bereits unterschiedliche Pigmente, die je nach natürlicher Haarfarbe (oder schon bereits gefärbter Haare) unterschiedlich bei der Wahl des Farbtons beeinflusst werden. Ein Friseur kann nicht einfach eine Tube auswählen. Das ist die Herausforderung! Das Wissen, das ein Friseur benötigt, um ein farbliches Kunstwerk auf einem Haarschopf zu erstellen, benötigt so viel mehr an Fachwissen als „nur“ über die Pigmentierung der Haare. Wir brauchen ein essentielles Wissen über die Farbenlehre.

ARCHITEKTEN / BILDHAUER

Wir brauchen die Gestaltung

Das Wissen um Formen und Proportionen ist ebenfalls essentiell. Ein Bildhauer oder Architekt kann sein Werk grundlegend neu aufbauen und designen. Das Verständnis der Proportionen und die Aufgabe der Formen können sie somit vermitteln. Auch hier geht der Friseur einen Schritt weiter! Die gesamte Knochenstruktur des Menschen, die Gesichtszüge und die natürliche Wuchsrichtung und die Form der Haare – all das sind Grundlagen, die wir nicht ändern können. Wir als Haarkünstler möchten die interessante Schönheit des Menschen unterstreichen und betonen.

PSYCHOLOGEN / HEILPRAKTIKER

Wir brauchen das Verständnis

Wir haben eine wertvolle Aufgabe: Wir berühren Herzen und Seelen. Andererseits können wir buchstäblich in wenigen Minuten das komplette Selbstwertgefühl eines Menschen und auch seine Achtung zerstören. Nicht nur mit unserer Schere und dem Farbpinsel, sondern auch mit unseren Worten und Taten.

Ein Psychologe kann uns die verschiedensten Charaktere der Menschen vermitteln und auch, wie wir uns im Kontakt mit so vielen Kunden nicht selbst verlieren. Ein Friseur bekommt die Kunden, die zu ihm passen, dennoch spielen Empathie und Sympathie eine große Rolle. Ein offenes Ohr ist wichtig für die Beratung und das Verständnis der Wünsche unser Gegenüber. Wir möchten die Menschen abholen können und sie in unsere schöne Welt eintauchen lassen.

Die Haare sind das Spiegelbild der Seele und des Wohlbefindens. Daher kann uns auch das Wissen der Heilpraktiker sehr bereichern. Oft hat der Zustand der Haare, auch wenn wir uns noch so viel Mühe geben, nichts mit unserem Können zu tun. Es ist gut, sich daher auch über gesundheitliche Hintergründe zu informieren, um in der Hinsicht ein guter Zuhörer zu sein und dementsprechend unser Wissen an unsere Kunden weiterzugeben.

NATURWISSENSCHAFTLER

Natürlich kommen die Naturwissenschaften auf meiner Lehrkräfte-Wunschliste ebenfalls hinzu, denn der Aufbau von Haut und Haar ist wichtiger Bestandteil in der Ausbildung.

Ebenfalls die Chemie und deren Auswirkung auf den Organismus und das letztendliche Ergebnis.

BETRIEBSWIRTSCHAFTLER / STEUERBERATER

So menschlich, künstlerisch und emotional unser Beruf ist – wir müssen auch davon leben können. Deshalb ist es ebenfalls essentiell, bereits in der Ausbildung dieses sensible Thema für viele Friseure anzusprechen, damit hier erst gar keine großen Hürden entstehen. Kalkulation, Zeit- und Geldmanagement sind wichtig. Du kannst Menschen nur helfen und fürsorglich sein, wenn es dir auch gut geht. Dazu gehört ein gutes Auskommen in deinem Leben und auch genügend Zeit für dich selbst, um deine Energie, die du gibst, wieder aufzuladen.

Und warum Steuer? Ganz einfach: Junge Menschen sollten in der Ausbildung, da es die Schule versäumt, ebenfalls über das deutsche Steuerrecht und Themen wie Einkommensteuer aufgeklärt werden.

 

Lebensgeschichten. 

Ganz wichtig: FRISEURE

Ich möchte Friseure als Gastakteure, die unterschiedliche Wege eingeschlagen haben und die Geschichten schreiben.

Ich möchte die Farbkoryphäen,

ich möchte die Haarschneider,

ich möchte die Make-up-Artisten,

ich möchte die Session-Stylisten,

ich möchte die Hochsteckkünstler,

ich möchte die Großunternehmer,

ich möchte die Soloselbstständigen,

ich möchte die Trainer,

ich möchte die schrägen Vögel,

ich möchte die Unscheinbaren, die ganze Palette …

 

JEDER hat seine Geschichte,

JEDER ist seinen Weg gegangen und

JEDER hat seinen Traum wahr werden lassen.

Ich möchte den jungen Menschen vermitteln, dass man seinem Herzen und seinen Träumen folgen soll.

Sie mögen mit Stolz der Welt zeigen, welch wahnsinnig schöne Berufung sie haben und dass ihr Geist, ihre Worte, ihre Kreativität und ihre wertvolle Arbeit durch niemanden zu ersetzen ist.

Sie mögen in die Welt ziehen und glänzen und NIEMAND soll ihnen ihr Leuchten nehmen.

 

Die Stationen der Ausbildung.

Die oben skizzierte Grundausbildung als Friseur oder Friseurin könnte circa ein bis zwei Jahre dauern. Alle Fertigkeiten sowie ein freier Geist sollten vermittelt werden. Erst danach beginnt die Zeit im Friseursalon der Wahl.

Nun sind die jungen Menschen betriebswirtschaftlich einsetzbar und der Spaßfaktor direkt hinter dem Stuhl ist gewährleistet. Denn die heutige Wirtschaftslage und die Politik machen es uns Unternehmern nicht einfach, einen Salon zu führen, Mitarbeitern einen guten Arbeitsplatz zu geben und jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, dieses Handwerk zu erlernen. Aus diesen Gründen gibt es viele verschiedene Friseursalonkonzepte, die es jedem einzelnen Friseurunternehmer ermöglichen, den größtmöglichen eigenen Erfolg zu erzielen. Egal, ob es Solounternehmen sind oder große Haar- und Beautysalons mit vielen Mitarbeitern.

In Deutschland waren wir so stolz auf unsere florierende Wirtschaft, unseren Wohlstand im Überfluss und unser wahnsinnig gut durchdachtes duales Ausbildungssystem. Ist das vorbei?

Nein. WIR FRISEURE STERBEN NICHT AUS! Unser Handwerk hat Zukunft. Wir brauchen nur neue Denkansätze. Die stürmische Entwicklung, die wir derzeit erleben, sollte uns zum Umdenken zwingen und uns so neue Chancen für ein besseres Friseurhandwerk bringen.

Ich möchte eine Welt mit guten und talentierten Friseuren nicht missen und ich träume davon, dass wir Friseure zusammenhalten. Schließlich ist unser Beruf schön, erfüllend, kreativ, ansprechend, abwechslungsreich und ja, auch technisch und menschlich sehr anspruchsvoll. Was können wir nicht alles schaffen, wenn wir es alle gemeinsam anpacken?

Die jungen Leute, die sich für den Friseurberuf interessieren, brauchen eine gute Ausbildung! Ja, sogar die allerbeste Ausbildung! Und die kann nach meiner Meinung ein kleiner Friseursalon in örtlicher Lage schon rein finanziell gar nicht oder kaum leisten. Daher braucht es Schulen wie meine Traumschule: Schulen, in denen die jungen Menschen sehen, fühlen, riechen und eintauchen in die Welt des Friseurberufes. Schulen mit wahnsinnig gut ausgebildeten Dozenten, die die jungen Menschen modisch und fachlich begeistern und zum Leuchten bringen können.

TRAUMSCHULE?

Ja, crazy Katrin, ich weiß.  Und ich weiß auch: Ich werde diese Schule oder Akademie nicht erbauen können. Doch liebe ich es zu träumen.

DANKE

Ich schicke euch viel Liebe, Katrin