Cologne Barbershop – einer wie keiner!

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Manfred Daams
Cologne Barbershop: hier sind Männer unter sich!
Manfred Daams
Cologne Barbershop: hier sind Männer unter sich!

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Es muss schon weit kommen, dass eine Ehefrau ihren Mann ans Messer liefert. Zumindest in friedlichen Zeiten. In diesem speziellen Fall war es die reine Überzeugung. Barbershop Cologne heißt der Laden, der bei mir nach einem Reportage-Besuch derart einschlug, dass es sich einfach nicht vermeiden ließ, davon auch zu Hause zu schwärmen. Und das, obwohl mein Mann gar keinen neuen Friseur suchte... Aber dazu später. Eine Reportage von Simone Frieb.

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Es ist ein sonniger Dienstagmorgen, als ich mit dem Fahrrad in die Kölner Innenstadt radle. Im Szeneviertel Belgisches Viertel liegt er, der Salon, nein, der Barbershop, den ich schon so manches Mal beim abendlichen Streunen durch die Brüsseler Straße gesehen habe. Die Rede ist vom Cologne Barbershop. Lässig sieht er von außen aus, sehr lässig. Und männlich im Retro-Stil. Backstein, dunkles Holz, alte Barberstühle, coole Theke, antiker Apothekenschrank. Im Fenster, gleich neben der Tür, hängt ein Schild: „Cheap haircuts are not good. Good haircuts are not cheap“, heißt es dort. Recht haben sie! Dazu in der Auslage eine alte Gitarre, auf der Tattoo-like die Preise der Dienstleistungen eingeritzt sind. „Haircut ab 37 Euro, Shave ab 27 Euro, Beardcut ab 17 Euro“. Stattlich. An Selbstbewusstsein mangelt es hier jedenfalls nicht.

Entspannt durchdacht

Cooles Ambiente, kein Schnickschnack Cooles Ambiente, kein Schnickschnack ©Stroeher Foto

Alles sieht easy und relaxed aus. Selbst die 6 Mitarbeiter, die, alle im feinsten Barber-Style gekleidet, schon jetzt – morgens um 10 Uhr – komplett ihre männlichen Kunden bedienen. Doch dass genau dieser erste Eindruck alles andere als ein Zufallsprodukt ist, wird im Gespräch mit Inhaber Marco Marciano schnell klar. 2014 startete er mit dem Barbershop Cologne durch. Für ihn eine echt Herzenssache. „Einen Laden wie diesen zu haben, war schon vor 30 Jahren mein Traum. Aber ich durfte damals kein Friseur werden“, erzählt der Remscheider, dessen Familie bereits über Generationen fest in der Immobilienbranche verankert ist. „Aber ich habe schon in den 80ern meinen Kumpels die Haare geschnitten und rasiert. Mit Mitte 40 hatte ich in meinem erlernten Beruf als Immobilienprofi dann all das erreicht, was ich wollte. Also habe ich mir meinen lange ersehnten Wunsch vor 2 Jahren erfüllt. Heute bin ich außerdem noch Barber, aus lauter Frackigkeit. Und es funktioniert!“

Mann, da ist was los

Hier arbeiten Rasur-Profis Hier arbeiten Rasur-Profis ©Stefan Meys

Ausgebucht sind Marco und seine Jungs nach eigenen Angaben zwischen 6 und 7 Wochen im Voraus. Daher hat er die 80 zur Verfügung stehenden Quadratmeter des Lokals bereits bis aufs Letzte ausgereizt. 5 Bedienstühle plus einen Waschplatz gibt es inzwischen. Angefangen hatte er mit nur 2 Barbersesseln. Doch die Kunden im angesagten Belgischen Viertel hatten offenbar nur auf eine Männeroase wie diese gewartet. Ruckzuck waren seine Gründungskollegen Patrizio und Salvatore De Vanna – beide italienische Barber in der 3. Generation – ausgelastet; neue Barber mussten her. Bis dato ist die Rekrutierung von Personal gar keine einfache Angelegenheit für Marciano. „Es gibt im Herrenfach einfach keine gute handwerkliche Ausbildung. Viele Friseure können nicht einmal rasieren.“ Ein echtes Problem für die Cologne Barber – schließlich machen Haare und Bart 90% des Geschäfts aus. Produktverkauf ausgenommen. Denn der brummt hier enorm! „Der durchschnittliche Kunde geht hier mit Produkten und Dienstleistungen im Wert von 100 Euro raus“, so Marco. „Männer lassen sich gern beraten. Und da viele Kunden von uns Bart tragen, brauchen sie neben ordentlichen Haarprodukten natürlich auch ein Bartshampoo und/oder Bartöl. Das haben wir im Angebot.“ Keine Angst, dass beim Verglühen des Barttrends das Business einbricht? „Nein, dann rasieren wir halt glatt. Das ist auch ok“, so der erfolgreiche Inhaber.

Typisch männlich

Scharfe Zungen, scharfe Klingen Scharfe Zungen, scharfe Klingen ©Stroeher Foto

Einmal in einem der aufgepimpten Barberstühle gelandet, erwartet den Mann hier eine wirklich klassische Barber-Dienstleistung. Zwischen 30 und 45 Minuten wird für einen Haarschnitt angesetzt. Rasur kommt extra. „Das braucht man inklusive einer guten Beratung auch“, ist Marco überzeugt. „Hier geht beispielsweise keiner ohne Haar- und Bartwäsche raus.“ Ein Service, der geschätzt wird. „Wer einmal die Haare richtig geschnitten bekommen hat, kommt wieder. Unsere Kunden – und die sind sehr unterschiedlich: vom Kind über den Studenten bis zum Geschäftsmann oder Anwalt – kommen hier nicht nur zum Friseur. Wir sind ein Platz, an dem man(n) sich auch nach Feierabend noch austauscht. Was ist wo los? Wer macht was?“ Und das alles komplett ohne Frauen. Die müssen nämlich draußen bleiben. Gutscheine kaufen geht noch. Mal ein Produkt holen auch. Aber sonst: nada. „Es ist wunderbar hier. Keine Frau, der die Musik nicht gefällt oder der die Gespräche nicht passen. Keine, die immer reinredet: „Bitte da kürzer, dort aber länger lassen“. Die Männer sind schließlich erwachsen und können selbst entscheiden, wie sie aussehen wollen. Ich sehe doch die entspannten Gesichter, wenn die Frauen dann endlich weg sind. Selbst die kleinen Jungs sind froh, wenn die Mama durch die Tür ist. Hier können sie mal eine Stunde sie selbst sein. Sie werden dann gleich 30cm größer. Wenn sie durch die Tür rausgehen, ist doch eh wieder alles vorbei.“ Sagt es – und lächelt mir freundlich zu.

Willkommen im Club

Meinem Mann erzähle ich trotzdem begeistert von den Cologne Barbern. Nicht, weil ich von einer geladenen Portion Testosteron noch die Brille beschlagen hätte. Auch nicht, weil ich meine, dass ihm 30cm zusätzliche Körpergröße gut stehen würden. Ich bin schlichtweg hin und weg von der Konsequenz des Konzepts des Cologne Barbershops und seinen Jungs. Männer, die wie Männer aussehen, schneiden und rasieren Kunden, die spätestens danach auch wie Männer aussehen. Ob mit Bart oder ohne. 2 Stunden konnte ich auf einer Bank vor der Tür (!) beobachten, wie Jungs und Männer ins Geschäft reingingen – und als markante Kerle wieder rauskamen. Mit Haarschnitten, die durchgängig als richtig klasse durchgingen. Nicht übertrieben szenig, aber erkennbar gut. Und mit Bärten, die keinen Hipster-Anspruch hatten, sondern typgerecht und gepflegt aussahen. Chapeau, Barbers! Auch mein Mann war anschließend auf meinen Rat hin bei Euch. Er war begeistert. Ich übrigens auch. Selbst wenn das vermutlich niemanden von Euch interessiert.

 

Barber oder Herrenfriseur? Die Fakten zu einem Reizthema der Branche.