Giuseppe Rizza: Wir bräuchten Herrenfriseure!

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Erfolgreicher Barber und Bühnen-Akteur: Giuseppe Rizza
Erfolgreicher Barber und Bühnen-Akteur: Giuseppe Rizza

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Männer sind sein Metier. Giuseppe Rizza ist seit 25 Jahren im Business und seit 17 Jahren selbstständig. Erst vor zwei Jahren eröffnete er im baden-württembergischen Niederstetten gleich neben seinem Unisex-Salon einen Barbershop. Aus purer Leidenschaft wurde ein Big Business in einem 5.000-Seelenort. Giuseppe über seine Träume, die Barberszene an sich und die rund 30 Kunden, die samstags schon um 7 Uhr Schlange stehen.

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Giuseppe, du bist ein alter Hase im Barbergeschäft. Aber erst vor 2 Jahren hast du gemeinsam mit deinem ehemaligen Lehrling Felix Glänzer einen Barbershop eröffnet. Warum erst jetzt?

Giuseppe: Ich habe schon seit meiner Ausbildung immer am liebsten Männer bedient. Mein Ausbilder war richtiger Herrenfriseur, ich hatte also eine gute Schule. Als meine Frau und ich uns allerdings vor 17 Jahren selbstständig machten, haben wir einen normalen Damen- und Herrensalon eröffnet. Damals war der Herrensalon noch kein gutes Geschäft. Das ist heute anders. Die Männerkunden fragen spezielle Dienstleistungen und Produkte nur für Männer nach. Das Ganze am liebsten unter sich und in einem eigenen Umfeld. Zudem haben sich die Preise dafür gut entwickelt. Es war an der Zeit, dass der Traum vom Barbershop Gestalt annehmen konnte.

 

Den Maenneken Barbershop habt ihr ausgerechnet direkt nebenan von eurem klassischen Unisex-Salon eröffnet. Werden dort jetzt nur noch Damen bedient?

Giuseppe: Nein, dort werden wie zuvor Damen und Herren geschnitten. Ich arbeite noch an zwei halben Tagen in unserem Salon ‚Le Figaro’. Meine Kunden und Mitarbeiter dort liegen mir weiterhin am Herzen und die Abwechslung macht Spaß.

 

Und welche Männer gehen rüber, welche kommen zu euch?

Giuseppe: (lacht) Herrenkunden, die nebenan zufrieden waren, wenn sie von weiblichen Mitarbeiterinnen bedient wurden, gehen auch weiterhin zu ihnen. Bei uns im Maenneken Barbershop bieten wir viele Extra-Dienstleistungen an, die drüben so nicht gemacht werden: Nassrasur mit Kompressen, Bartpflege, Konturenrasur. Außerdem herrscht bei uns natürlich eine andere Atmosphäre. Die Gespräche unter Männern sind andere, die Getränke auch. Vom Whiskey bis zum Bier. Wir haben ein großes Einzugsgebiet. Es gibt Männer, die mehrere hundert Kilometer bis zu uns fahren. Samstags beim Walk-in ist es besonders heftig. Da stehen um 7 Uhr morgens schon 20 bis 30 Leute vor der Tür.

 

Und das in einem 5.000-Seelenort…

Giuseppe: Ja, das hat niemand erwartet, dass wir mit einem Barbershop hier Erfolg haben würden. Aber wir sind – toi, toi, toi – für Wochen im Voraus ausgebucht.

 

Was ist euer Erfolgsgeheimnis?

Giuseppe: 40 % unserer Kunden nehmen Dienstleistungen rund um den Bart in Anspruch. Die sind extrem beliebt. Zudem beraten wir in der Hinsicht viel: Wie wasche ich, wie pflege ich den Bart? Der Produktverkauf läuft super, weil wir alle Produkte selbst anwenden. Die Kunden sehen, wie wir sie benutzen, sie riechen und spüren sie. Und sie fragen von selbst nach und kaufen gern. Das ist alles sehr mühelos bei Männern. Man benötigt aber einen verlässlichen Partner, der auf Männerprodukte spezialisiert ist. Hinzu kommt: Wir schneiden bei uns jede Frisur! Wir sind wirklich flexibel im Handwerk und arbeiten so, wie unsere Kunden es sich wünschen. Das finde ich als Friseur sehr wichtig.

 

Man munkelt, dass viele deiner Barber-Kollegen nur 5 Schnitte beherrschen…

Giuseppe: Bei manchen mag das zutreffen. Aber nach diesen derzeit noch angesagten extrem kurz rasierten Cuts wird wieder eine andere Mode kommen. Wenn die Haare länger werden, muss man das Handwerk beherrschen. Sonst wird es schwierig.

 

Was wünschst du dir von der Friseurausbildung?

Giuseppe: Ich fände es toll, wenn es bei uns – wie in den südlichen Ländern und früher auch hier üblich – wieder die Möglichkeit gäbe, sich speziell als Herrenfriseur ausbilden zu lassen. Natürlich nur für die, die das richtig interessiert! Dann allerdings sollte die Ausbildung hochspezialisiert sein: selbst Haarfarbe für den Mann müsste Thema sein. Einfach alles, was in einem guten Herrensalon angeboten wird. Dazu gehört, dass man jede Mode schneiden kann, mit allen Frisuren zurecht kommt. Derzeit sind Herren in der Lehrzeit ja fast ein Nebenfach, wenn es der Ausbilder selbst nicht forciert. Das sehe ich ständig bei meiner Tätigkeit als Fachtrainer. Unsere Barber-Seminare sind auch deshalb sehr gefragt, weil das Thema in der Ausbildung zu kurz kommt.

 

Du hast bei den German Barber Awards 2016 Platz 3 belegt. Seither bist du viel auf Bühnen und bei Barber-Events on stage zu sehen. Was ist deine Botschaft?

Giuseppe: Mir macht es wahnsinnig viel Spaß, neben dem Geschäft auch unterwegs zu sein. Ich möchte zeigen, dass man etwas bewegen kann, wenn man die Augen offen hält und Kollegen bei der Arbeit zuschaut. Ich lerne immer, immer dazu, wenn ich mit anderen Barbern zusammen bin und sehe, wie sie ihr Handwerk ausüben. Das sorgt in meinem eigenen Job für frischen Wind und Power im Salonalltag! Man lernt nie aus. Ja, das ist es.

 

Und weil er sich nicht satt sehen kann an den Künsten seiner Berufskollegen, wird Giuseppe Rizza auch in diesem Jahr bei den International Barber Awards 2017 in Nürnberg vorbeischauen und beobachten, was der Nachwuchs so macht. Wer weiß, welche Inspirationen er sich für seinen Maenneken Barbershop dort holen wird. Wir berichten.

 

Barber oder Herrenfriseur? Die Fakten zu einem Reizthema der Branche.

Giuseppe Rizza