„Ihr schwätzt uns doch nix auf!“

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Wir Frauen brauchen immer was!
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Warum genieren sich eigentlich so viele Friseure, ihren Kunden Produkte zu verkaufen? Kosmetikerinnen haben da offensichtlich deutlich mehr Selbstbewusstsein...

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Ein Kommentar von Salonkundin Gabriela Contoli. Um es vorweg zu nehmen, viele machen es richtig, aber es könnten deutlich mehr sein! Ich meine Friseure, die ihren Kundinnen die passenden Produkte für zuhause näherbringen. Ob Shampoo, Hitzeschutz, Rundbürste oder Profihaartrockner: Warum tun sich viele Friseure so schwer, ihre fantastische Dienstleistungskompetenz in einen selbstbewussten Produktverkauf münden zu lassen? Traut euch, liebe Friseure! Lasst uns zwischen den Salonbesuchen nicht allein! Macht es wie die Kosmetikerinnen! Denn uns sind die Haare genauso viel wert wie die Haut! Verbannt Sätze wie „Ich will den Kunden nix aufschwätzen“ aus euren Köpfen! Denn ihr schwätzt uns nix auf, sondern seid die einzigen, die wirklich wissen, was unseren Haaren guttut!

Ist die Haut etwa mehr wert als das Haar?

Zugegeben, auch wenn ein wenig selbstgefällig, aber ich bin nun mal eine Traumkundin! Alle 4-6 Wochen gehe ich zum Friseur und besuche ein Kosmetikstudio und lasse mich auch gerne in Sachen Pflege beraten und überzeugen. Ich investiere also regelmäßig in BEIDE Dienstleister UND in die Zeit zwischen den Besuchen. Manchmal gehe ich sogar in einen Friseursalon, der beides anbietet. Auch wenn ich „meine“ Friseurin und „meine“ Kosmetikerin habe, wechsle ich berufsbedingt dennoch gerne mal, um zu sehen, wer wie was macht, welche Konzepte mir gefallen und um Scheuklappen zu vermeiden. Friseur und Kosmetik – zwei völlig unterschiedliche Dienstleistungen, die aber im Grunde das gleiche Ziel haben: mich zu verschönern und die Schäden des unaufhaltsamen Alterns so gut es geht zu begrenzen und aufzuhalten! Es geht um Haar und Haut! Oder vielleicht doch eher um Haut und Haar? Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass in punkto Pflege Kosmetikerinnen meine Haut viel mehr am Herzen liegt als Friseuren mein Haar. Kann das sein? Und wenn ja, warum eigentlich? Denn mir persönlich sind meine Haare genauso wichtig wie meine Haut! Und vielen Freundinnen von mir, die ich interviewt habe, bevor ich mich „for sure“ mit diesem Kommentar in die Nesseln setzen werde, geht es ähnlich.

Meine Kosmetikerin weiß, wie man verkauft!

Fakt ist, bei der Kosmetikerin sitzt mir für die Zeit bis zum nächsten Besuch das Geld offensichtlich wesentlich lockerer in der Tasche als beim Friseur. Sie hat aber auch immer tolle neue Ideen – und Produkte: Hier noch ein Serum und ja nicht die Augenpflege vor dem Schlafengehen vergessen. Die Merkel-Mundwinkel müssen eigentlich auch nicht sein, findet sie und mit meinem uneingeschränkten Einverständnis sagen wir diesen mit einer Extraportion Hyaluron für zuhause gemeinsam den Kampf an. Ach ja, und meine geschwollenen Augen freuen sich jeden Morgen über das kühlende Roll-on-Gel. Da ist das Aufstehen nur noch halb so schlimm! Schluck, manchmal bin ich nach so einem Beautydate schlappe 400 Euro los (135 Euro Behandlung, 265 Euro Produkte), Behandlungsdauer: 1,5 h. Die Kosmetikerin hört meinen inneren Seufzer, nimmt mir aber sofort sämtliche Bedenken, indem sie mir vorrechnet: „Das sind 6 Euro für deine Hautpflege pro Tag und Nacht. Das muss sie dir doch wert sein! Überleg mal, für welchen Schrott man sonst so sein Geld ausgibt!“ Recht hat sie und ich sehe ein, dass dieses Geld tatsächlich mehr als sinnvoll angelegt ist. Mit einem schick lackierten Beautybag und goldener Seidenkordel verlasse ich glücklich das Institut und platziere die edlen Tiegel wirkungsvoll in meinem Bad.

Macht uns „heiß“ auf eure Produkte!

Am nächsten Tag steht der Friseurbesuch auf dem Programm. Hier sitze ich 3 h für Ansatzfarbe, Strähnen, Schnitt, Styling und Kaffee, doppelt so lange wie bei der Kosmetikerin. Am Ende zahle ich zwischen 130 und 160 Euro inklusive Shampoo und Conditioner für zuhause. Die Produkte kaufe ich meinem Friseur zuliebe. Denn eigentlich bin ich gar nicht motiviert. Warum nicht? Weil ich nicht heiß gemacht wurde! Ja, richtig gelesen!

Warum läuft in so vielen Salons der Verkaufsumsatz nicht oder nur schleppend? Erschreckend, in 2 von 3 Salons werde ich gar nicht erst gefragt, ob ich Produkte mitnehmen möchte. Manchmal kommt zumindest beim Bezahlen ein verstohlenes: „Brauchen Sie noch was für Zuhause?“ Mein Blick schweift dann kurz über die Verkaufsregale und ich nuschele verlegen: „Nein danke! Ich hab` noch alles!“ Und warum? Weil mich das so nicht anmacht! Denn was soll die Frage, ob ich noch was brauche? Klar brauche ich was! IMMER! Ich weiß nur nicht WAS! Warum hilft mir dabei niemand? Genau der Mensch, der sich in den vergangenen 3 Stunden mit meinen Haaren beschäftigt hat, müsste doch wissen, was sie benötigen! Und genau hier liegt meiner Meinung nach des Pudels Kern: Die Kosmetikerin erzählt mir bereits VOR der Behandlung, in welchem Zustand sich meine Haut derzeit befindet. Sie macht mich aufmerksam auf Unreinheiten, Rötungen, trockene oder fettige Stellen, die kommende Heizungsluft, die Hautstrapazen der letzten Wochen durch Sonne, Wind und Meerwasser etc. Anschließend spricht sie mit mir ihren Behandlungsvorschlag für diesen Tag durch: „Heute machen wir mal viel Feuchtigkeit, ok? Danach nehmen wir ein bisschen den Stress aus deiner Haut raus und die fiesen schwarzen Härchen am Kinn werden wir entwachsen. Kriegen wir hin! Übrigens, hat Thalgo, Babor, Klapp etc. eine tolle neue Tagescreme, die ist super für deine Haut, weil sie viel Feuchtigkeit spendet, ohne die Haut zu beschweren. Die trag` ich dir anschließend mal auf. Du wirst spüren, das ist Pflege und Wellness in einem.“ Wow! Der Funke springt schon auf mich über, BEVOR es losgeht. Seufz, das wird wieder teuer! Aber es ist schließlich für einen guten Zweck und der ist kein geringerer als ICH!  

3 kostbare Stunden, um den Verkauf vorzubereiten

Ich gehe gerne zum Friseur. Friseure sind Künstler, Kreative, die ihr Handwerk aus dem Effeff beherrschen. Die Dienstleistungen? Alle tippitoppi! Doch eure Kompetenz hört nicht bei Farbe und Schnitt auf, sondern wir Kundinnen sind auch in der Zeit bis zum nächsten Salonbesuch auf euch angewiesen! Die freundliche Rezeptionistin nimmt mir die Jacke ab, fragt mich, ob ich eine Latte, einen Cappuccino oder einen normalen Kaffee möchte. Ich fühle mich sofort sauwohl! Meine Friseurin freut sich, mich zu sehen und bespricht mit mir Farbe, Schnitt und Styling. Beim Auftragen der Farbe sprechen wir über das Wetter, die Dirndlmode in diesem Jahr, den 80. Geburtstag der Oma und  Trumps unsäglich unattraktives Toupet. Nach der Einwirkzeit, in der ich in mein Handy glotze oder mich mit den ausliegenden Klatschblättern wieder auf den neusten Stand von Cathy Lugner und Prinz William bringe, wird die Farbe abgespült. Die nächsten 20 Minuten (!) verbringe ich in einem bequemen Massagesessel, die es mittlerweile in vielen Salons vor den Waschplätzen gibt, wodurch der Friseur jedoch keinen Cent mehr verdient. Aber auf jeden Fall nice to have! Schweigen zwischen der Auszubildenden und mir beim Haare abspülen, weil der Wasserstrahl so nah am Ohr doch ziemlichen Lärm verursacht und am Nachbarplatz gerade Kuchenrezepte ausgetauscht werden. Zuhören unvermeidbar! Bedeutet, ich weiß weder, welches Shampoo mein Haar gerade säubert noch welcher Conditioner diese sensationelle Geschmeidigkeit reinzaubert. Kein Wort, nur auf Anfrage: „Das ist von Wella, L`Oréal, Goldwell,…“. Aha! Schön!  Zurück am Platz, jetzt kommt der Haarschnitt. Den Pony diesmal bitte nicht so kurz, hinten dafür stufiger. Alles geschwätzt! Der Schnitt sitzt, beim Styling wird sich wahnsinnig Mühe gegeben. Föhn, Glätteisen und davor ein Hitzeschutzprodukt – letzteres auf meine Bitte hin, denn ich bin ja quasi „vom Fach“. Abschließend ein Spitzenfluid und ein Hauch Haarspray, das super lecker nach Vanille duftet. Aber das behalte ich für mich. Der Friseur übrigens auch! Wahnsinn, was für ein Potenzial hier ungenutzt im Rückwärtswaschbecken versickert! Und wie oft höre ich von meinen Freundinnen Sätze wie: „Boah, der Föhn, den mein Friseur immer benutzt, ist total cool. Der hat Power ohne Ende. Da föhne ich mich mit meinem Tchibo-Ding zuhause zum Elch“. „Ich weiß nicht, warum mit dem Spitzenfluid vom DM meine Haare immer so schnell nachfetten!“ „Wenn ich nur wüsste, wo mein Friseur die tollen Rundbürsten herhat, der macht mir mit denen so schöne Wellen, das krieg ich mit meinen daheim nicht hin.“

Hallo, liebe Friseure, klingeln euch an dieser Stelle die Ohren?

Sorry, aber ich habe manchmal den leisen Verdacht, dass es euch fast peinlich ist, uns Kundinnen Produkte zu verkaufen! Egal welche! Und wenn dem tatsächlich so ist, dann orientiert euch ruhig an euren Kolleginnen, den Kosmetikerinnen, denn denen ist mal gar nichts peinlich! Meine Freundinnen und ich zahlen gerne 28 Euro für ein Shampoo und weitere 30 Euro für den passenden Conditioner und nehmen auch unbedingt noch einen Hitzeschutz mit, damit unser Haar gegen den Power-Haartrockner, den wir bei euch kaufen, gewappnet ist. Und auf die zwei genau richtigen Rundbürsten für unsere Haarstärke kommt es uns dann auch nicht mehr an. Die Kauflust kommt aber sicherlich nicht, wenn wir erst an der Kasse gefragt werden: „Braucht ihr noch was?“ Nein, die müsst ihr euch „erarbeiten“, dürfte aber kein Problem sein, während wir unsere Köpfe 3 ganze Stunden lang in eure fähigen Hände legen. Nutzt diese Zeit, uns klarzumachen, WARUM unser Haar WAS benötigt und weshalb es wichtig ist, die richtige Pflege auch zuhause weiter anzuwenden. Lasst uns fühlen, riechen und von mir aus auch schmecken! Und wenn jetzt wieder das Kopf-Einzieh-Argument kommt, beim DM gibt es das gleiche für 4 Euro, dann lasst euch von eurem zuständigen Firmenrepräsentanten den Unterschied erklären. Denn es gibt ihn, auch wenn vielleicht nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Und wenn der Repräsentant keine Antwort weiß? Dann ist es Zeit, den Lieferanten zu wechseln! Außerdem, in den 28 Euro steckt euer wertvollstes Kapital – eure Kompetenz! Geniert euch also nicht, uns nach einer kompetenten Beratung die für uns passenden Produkte anzubieten! Keine Angst, ihr schwätzt uns doch nix auf! Im Gegenteil! Wird gerne genommen! Wir Kundinnen lechzen nach Beratung, möchten das Beste und Richtige für Haut und Haar. Und nicht vergessen, eure Kompetenz ist nicht nur euer Kapital, sondern auch unser Seelenheil! Und wenn die eine oder andere Kundin das nicht so sieht, so what! Dann konzentriert euch auf diejenigen, die dankbar dafür sind und gerne wiederkommen.