Wann ist man sich „Friseur“ endlich wieder wert?

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Der Friseurbesuch muss für die Kundin wieder wertvoll sein!
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Der Friseurbesuch muss für die Kundin wieder wertvoll sein!

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Vielen Kundinnen mangelt es an Verständnis, dass auch Friseure kalkulieren müssen. Oder böse ausgedrückt: Der Friseur ist ihnen einfach nichts mehr wert! „Wie, schon wieder eine Preiserhöhung?“, „Was, für einen Herrenschnitt verlangen die jetzt schon 21,50 Euro?“, „Für die 90 Euro, die mein Haarschnitt kostet, kachelt ein Fliesenleger ja mein Bad!“ Diese und ähnliche Kommentare haben keinen Seltenheitswert. Gedanken von Heidrun Barbie.

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Eins ist klar: Ohne Kalkulation geht auch in unserer Branche rein gar nichts! Wer Meister werden will, lernt sie, wer einen Salon hat, muss sie erst recht beherrschen. Auch wenn sie nicht sonderlich geliebt wird, ist sie unumgänglich, zeigt sie doch, was Friseurleistung wert ist oder genauer, was auf den Preistafeln ausgewiesen werden müsste…

…Müsste! Denn das, was die Leistung laut Kalkulation tatsächlich wert ist, scheint dem Kunden noch lange nicht wert zu sein. Wie sonst erklären sich zerstörerische Kommentare wie oben zitiert?

 

Friseur hat an Stellenwert verloren

Bitter, zumal sich gerade die Friseurbranche eigentlich keineswegs durch permanente Preissteigerungen hervortut. Und natürlich beziehen sich die 90 Euro nicht allein auf den Haarschnitt, sondern die Haare werden gewaschen, gepflegt, geföhnt, geglättet, gestylt, oft gibt es in dieser Preiskategorie on top noch eine Kopfhautmassage, ein Tages-Make-up und die Tasse Kaffee oder den Prosecco sowieso. Und den Fliesenleger mit der zu kachelnden Mini-Waschzelle möchte ich auch gerne mal in natura sehen!

Doch je mehr und heftiger wir uns ärgern, lenkt es von dem ab, was solche destruktiven Kommentare eigentlich wirklich aussagen: Dem Kunden ist die Friseurdienstleistung einfach das Geld nicht wert!

Peu à peu hat sich der Verbraucher – mehr die Verbraucherin, denn wir sprechen in erster Linie von den Frauen – von der Profi-Leistung des Friseurs abgenabelt. Sie ist längst mündiger in Sachen Hair & Beauty, entscheidet heute in Eigenkompetenz, ob sie ihr Haar selbst wäscht, pflegt, färbt, formt oder ob sie den Profi ran lässt. Es ist noch nicht mal ein halbes Jahrhundert her, da war das ganz anders. Der wöchentliche Friseurbesuch für Waschen und Legen war Pflicht, der Friseur war der „Herr der Haare“, ähnlich dem „Halbgott in Weiß“.

Heute aber weiß Frau, wie es geht, worum es geht und hat oft ebenso viel Ahnung von dem, was mit ihrem Haar passieren kann, wie der Fachmann Friseur. Das macht es nicht leichter, einen angemessenen Preis für seine Arbeit verlangen zu können.

Der Haarschnitt für 10 Euro trifft den Nerv vieler Verbraucher

Heidrun Barbie hat sich mit der Friseurklassifizierung Deutschland den Themen Stellenwert und Image des Friseurs verschrieben Heidrun Barbie hat sich mit der Friseurklassifizierung Deutschland den Themen Stellenwert und Image des Friseurs verschrieben

Stopp, wenn jetzt automatisch der Finger in Richtung Ketten und Discounter zeigt, weil die, obwohl der Friseur die Emanzipation der Frauen dank Sassoon-Schneide-Techniken, Dauerwell-Boom und Farb-Technologie-Explosion überstanden hat, die Preise kaputt gemacht haben. Oder auf die böse Haarkosmetik-Industrie, die durch narrensicher anzuwendende Produkte, die es im Supermarkt gibt, dem Verbraucher das Selbermachen zu Hause erst ermöglicht hat. O.k. ich stimme zu, preisaggressive Marktteilnehmer haben bestimmt dazu beigetragen, dass Haarschnitt rasch mal mit 10 Euro gleichgesetzt wird. Und dieses umfassende Angebot an Haarkosmetik für zu Hause macht es nicht leichter, sich als Profi, der noch ein bisschen mehr kann, abzugrenzen. Ich glaube aber, dass sowohl Werbeaussagen als auch Haarkosmetik im Supermarkt nur funktionieren, weil die Zeit reif war und ein Nerv getroffen wurde. Die zweifelnden Verbraucher, die eh schon überlegten, ob das bisschen „Haare ab“ so viel Geld kosten müsse, wurden abgeholt. Die Statue des „Herrn der Haare“ war ins Wanken geraten. Und es brauchte nicht mehr viel, um die Statue vom Sockel zu stoßen.

Kraft, Verantwortung und Eigeninitiative gefragt

Kraft braucht es dagegen, die Statue wieder auf den Sockel zu hieven. Wobei das angesichts der Menge an Menschen, die Haar in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen, leicht sein müsste. Wenn sie, ja, wenn möglichst viele von ihnen – am besten alle – an einem gemeinsamen Strang ziehen würden…. An dem Strang mit dem Ziel, Friseurleistung wieder höher anzusiedeln und für den Verbraucher (wieder) wertvoll zu machen. Das beginnt z. B. bei dem von mir bereits beschriebenen ersten Eindruck  „Friseur sein – cool oder nicht?“ „https://www.fmfm.de/friseur-sein-cool-oder-nicht-1147, geht über qualitativ hochwertige Dienstleistungen des motivierten fachlich-fitten Teams bis zur Darstellung des Friseurs im Verbrauchermarkt. Hier darf Friseur in Zukunft nicht mehr mit Billig-Haarschnitt und Mindestlohn Schlagzeilen machen. Er muss mit seiner qualitativen Leistung und mit dem, was er dafür tut, diese zu sichern, in den Medien punkten! Dazu braucht es Friseure, die sich für ihren facettenreichen Beruf umfassend einsetzen, die sich als Unternehmer verstehen und bereit sind, auch diese Aufgabe verantwortungsvoll auszufüllen. Wer sich als Friseur mit dem Meisterbrief in der Tasche selbstständig macht, zurücklehnt und sagt „Das war’s, jetzt weiß ich wie es geht, in Zukunft kann ich von meiner Kreativität leben“, handelt in diesem Beruf verantwortungslos.

Offensive für mehr Qualität und besseres Image

Ich sehe jeden Einzelnen in der Verantwortung, denn nur, wenn in diesem kleinzelligen Handwerk mit seinen unterschiedlichen, sehr individuellen Strukturen jeder Einzelne sich für besseres Image und Qualität einsetzt, kann es eine wahre Offensive in der Breite geben. Durch die Friseurklassifizierung Deutschland durfte ich in den letzten Monaten viele dieser Friseurunternehmer kennenlernen, die Eigeninitiative ergreifen, die sich verantwortlich sehen für ihren Salon, ihr Team, ihre Kunden. Dieser Typ „Friseur“ ist für mich Stütze des Handwerks, das sind die Frontleute.

Nur indem jeder für sich diese Verantwortung übernimmt, nicht auf die Rettung von oben hofft oder, weil es so einfach ist, die Schuld bei Billiganbietern und anderen Bösewichten sucht, wird das Image des Friseurs nach oben gepusht werden. Friseurleistung kann wieder wertvoll werden und dem Kunden wird es leicht fallen, zu sagen (bedienen wir uns des eingängigen Slogans eines weltweit anerkannten Haar-Kosmetik-Spezialisten): Weil ich mir Friseur wert bin!