Corona-Schrott: So schützt Ihr Eure Seele!

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Abgrenzen statt absaufen - Corona ist eine harte Challenge!
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Abgrenzen statt absaufen - Corona ist eine harte Challenge!

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Schutz vor Corona bedeutet auch mentaler Selbstschutz. Der ganze „Corona- und Seelen-Schrott“, der täglich in die Salons gespült wird, bleibt ja schließlich nicht in den Kleidern hängen... Dr. Bernd Ahrens, Neurologe, Psychiater, Psychotherapeut und Neurowissenschaftler, über die Wichtigkeit professioneller Empathie und psychologischem Neoprenanzug.

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Friseure gelten ja mit ihrer Arbeit als systemrelevant. Warum ist das so, und was bedeutet diese „Systemrelevanz“ in diesem Fall?

B.A.: Fraglos gebührt Friseuren in dieser Zeit eine Sonderstellung! Daher werden sie auch immer wieder extra in den Regierungserklärungen aufgeführt. Es ist ja so: Wir leben derzeit in einer Pandemie namens Covid-19. Tatsächlich aber ist das reine Infektionsgeschehen nur eine Seite dieser Krise. Mit Corona erleben wir in unserer Gesellschaft auch eine Pandemie der Einsamkeit. Menschen sind isoliert und leiden sehr darunter. Friseursalons gehören zu den sehr wenigen Plätzen, an denen noch Begegnung stattfindet. Hier werden Kunden nicht nur schöner gemacht, sondern auch körperlich berührt. Diese Verbindung ist elementar. Vor dem Hintergrund sind Friseure sozusagen die Speerspitze im Kampf gegen die Isolation; sie sind mit ihrer Arbeit mit und am Menschen Krieger in der Pandemie der Einsamkeit.

Vorsicht: Auch mental gesund bleiben!

In sich selbst zu investieren, zahlt sich immer aus! ©Dr. Bernd Ahrens

Was sehen Sie als größte Herausforderung, die Friseure und ihre Mitarbeiter derzeit zu stemmen haben?

Angela Merkel stimmt uns immer wieder auf einen schwierigen Winter ein. Die Stimmung im Land ist entsprechend gedämpft; man kann auch sagen schlecht. Eine Pandemie wie diese schärft den Blick für Problematiken und Themen, die wir sonst als Menschen gern nach hinten schieben. Sie fungiert quasi wie ein Brennglas und bringt ungeliebte Dinge an die Oberfläche. In Ermangelung an alternativem Austausch und Diskurs unter Freunden, in der Familie, mit Ärzten oder Nachbarn, werden daher viele Menschen diese gedrückte Stimmung in die Salons tragen. Kunden werden also deutlich bedürftiger sein als vor Corona. Das auszuhalten und mitmenschlich tragen zu können, wird ganz sicher eine große Aufgabe werden. Denn auch wenn Friseure gemeinhin als sehr offen und sogar als wirkliche Menschenfreunde gelten: Sie sind keine Psychotherapeuten und sollten sich auch nicht als solche verstehen.

 

Aber was tun, wenn die Kunden mit einem Sack voller Probleme den Salon stürmen und ihn über dem Kopf ihres Friseurs bildlich gesprochen auskippen?

Dafür braucht es professionelle Empathie! Und die ist vermittel- und erlernbar. Als Weiterbildung sozusagen. Doch zu allererst sollte sich jeder einzelne fragen, welcher Typ er oder sie überhaupt ist. Wem als Friseur dieses Gewälze von Problemen nicht liegt, sollte sich keine Gewalt antun und dazu stehen. Sonst hört man nur ungeduldig zu und wartet, dass es endlich aufhört. Damit ist niemandem geholfen. Es ist also durchaus eine legitime Möglichkeit, das auszusprechen z.B. indem man dem oder der Kundin gegenüber äußert, dass man sich beim Haarschnitt gern voll auf seine Arbeit konzentriert, weil man ein professionelles (Frisuren-)Ergebnis abliefern möchte. Vielleicht verprelllt diese Ehrlichkeit auch mal einen Kunden. Aber der oder die hätte dann ohnehin nicht zu mir als Typ gepasst. Andere Friseure dagegen lieben es sehr, ihren Kunden menschliche Zuwendung zukommen zu lassen. Vor allem sie sind gut geraten, sich einen „psychologischen Neoprenanzug“ zuzulegen. Das bedeutet, sich Strategien und Methoden anzueignen, die professionelle Anteilnahme möglich machen: Also Mitmenschlichkeit zu leben und sich gleichzeitig selbst zu schützen. Gelingt das nicht, brennt man schnell aus. Kurz: Wenn ich bei jedem Kunden mitleide, bin ich selbst verloren. Mit professioneller Empathie allerdings gelingt es, dass Salonkunden ihre Nöte teilen können und sich aufgehoben fühlen, ohne dass Friseure kräftemäßig Federn lassen. Das bedeutet: Um selbst mental gesund zu bleiben, sollten sich Friseure vor allem in diesen Zeiten mit der Schulung solcher Kommunikationsstrategien beschäftigen, weil sie zu den echten Soft Skills dieses wundervollen Berufs gehören.