„Die Frage ist doch: Würde ich mich selbst als Chef gut finden?“

Die-Frage-ist-doch-Wuerde-ich-mich-selbst-als-Chef-gut-finden-5329-1
Führung hinterfragen als Erfolgsrezept: Dennis Machts
Führung hinterfragen als Erfolgsrezept: Dennis Machts

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Meine Mitarbeiter sind schlecht, meine Mitarbeiter sind nicht motiviert, ich finde keine Mitarbeiter - die Klagelieder der Saloninhaber sind so verschieden wie die Klänge der Tonleiter. Aber mal ehrlich: Sind es nur die äußeren Umstände, die darüber bestimmen, ob Angestellte kommen, bleiben und glücklich sind? „Nein“, ist Friseurunternehmer und FMFM Artist Dennis Machts überzeugt. In seinen zehn Salons in Berlin und Hamburg gehören 90% seiner Mitarbeiter seit Jahren zur Stamm-Mannschaft. Und sind happy damit. Wie das gelingen kann? Dennis packt aus.

Anzeige

Anzeige

Berlin ist eine echte Friseurhochburg: Wir haben in der Hauptstadt mehr als 3.000 Salons, unzählige One Man Shows und einen blühenden Schwarzmarkt. Das schreit förmlich nach Mitarbeiterproblemen, oder? Tatsache aber ist: Wir suchen gar keine Mitarbeiter. Wir sind voll besetzt. Wer ist „wir“? Wir, das ist die D. Machts Group mit zehn Salons und einer Academy im Großraum Berlin und Hamburg. Als Kopf der Bande kann ich aus ganzem Herzen sagen: Ich habe die besten Mitarbeiter der Welt, und ich bin stolz, dass sie mit mir ein Teil meines Weges gehen! Aber das war nicht immer so. Das gebe ich ehrlich zu.

Was ist also passiert?

Irgendwie funktionierte es eigentlich lange Zeit ganz gut, was die Mitarbeiterfindung betraf. Aber von Jahr zu Jahr merkten natürlich auch wir, dass die Auswahl kleiner, die Zahl der Bewerbungen weniger wurde. Klar, wir bildeten aus; trotzdem blieben nicht viele auf Dauer im Unternehmen. Dabei dachte ich eigentlich, sie hätten bei uns doch fast alle denk- und wünschbaren Karrierechancen: du kannst Salonleiter werden, Ausbilder, Trainer, ja sogar Salonpartner – aber scheinbar reichte das trotzdem an einem gewissen Punkt nicht mehr aus.

Wo also ansetzen?

Nach einigem Nachdenken wurde mir klar, dass ein paar Sachen wohl doch nicht so perfekt waren, wie ich lange dachte und ich begann, uns neu zu erfinden! Läuft es beim Fußball nicht rund, wird der Trainer gewechselt. Das kam für mich natürlich nicht in Frage. Aber klar war: Will ich grundlegend etwas in der Company ändern, muss ich bei mir selbst anfangen! Ich fragte mich also: Bin ich, Dennis Machts, eigentlich mit meiner Einstellung, Haltung und meinem Führungsstil noch kompatibel für diese Zeit? Diese Frage musste ich leider zu mindestens fünfzig Prozent mit NEIN beantworten. Ich begann, mich weiter zu hinterfragen: Wie wohl fühle ich mich in meiner Rolle als Chef? Und wie gut fühlen sich meine Mitarbeiter mit mir, mit meinen Plänen und meinen Visionen?

Auf dem Prüfstand

Meine Erkenntnisse waren so ernüchternd wie wegweisend: Meine Mitarbeiter haben mich nicht verstanden. Aber das nicht etwa, weil sie zu dumm waren. Nein, sie konnten und mochten mir nicht folgen, weil ich ihnen meine Ziele und die Schritte dorthin nicht gut genug erklärt habe. Weil ich sie nicht mitgenommen habe auf meine Reise. Weil ich sie nicht mit einbezogen habe. Wie haben sie darauf reagiert? Sie haben einfach „ja“ gesagt und Dinge halbherzig gemacht, weil ich autoritär war. Sie haben sich nicht getraut zu sagen: „Ich habe da vielleicht eine bessere Idee“ oder „Ich fühle mich nicht gut dabei“. Als ich das wirklich gespürt habe, wusste ich, dass ich etwas verändern musste – und ich fing damit an.

Gemeinsamkeiten verbinden

Was hat sich also bei uns getan? Nun, die Aufstiegsmöglichkeiten zum Salonleiter, Trainer Ausbilder, Salonpartner sind immer noch möglich, aber die Basis ist heute eine andere! Unser gemeinsames Fundament besteht aus Werten wie Respekt, Selbstverantwortung, Austausch, Visionen, Kreativität, viel, viel Reden und Zuhören sowie einer Menge Spaß! Wir erarbeiten transparente, klare und nachvollziehbare Schritt-für-Schritt-Pläne, wohin die Reise für jeden von uns gehen soll. Ich habe eine Crew um mich herum geschaffen, die mir hilft, diese Zielsetzungen in den einzelnen Teams und Aufgabenbereichen mit viel Eigenverantwortung zu verwirklichen! Auf diese Art konnten wir eine Aufwärtsspirale in Gang bringen: Es haben uns die Mitarbeiter gefunden, die zu uns passen und die es genauso haben wollen!

Wer glücklich ist, bleibt

Es ist toll zu sehen, was sich durch mein verändertes Denken konkret gewandelt hat: Noch nie war ich so glücklich über die Menschen auf der Arbeit um mich herum! Wir sind gern zusammen und nutzen sogar die Zeit jenseits des Salonalltags häufig dazu, mal das eine oder andere Glas miteinander zu teilen ;). Über diese Nähe, mit dieser Gemeinsamkeit, mit dieser Offenheit und Ehrlichkeit haben wir es in den letzten Jahren geschafft, 90% aller Mitarbeiter zu halten, zu fördern und sie zu einem Teil von UNS werden zu lassen. Heute ist mir klar, dass die Bedürfnisse meiner Mitarbeiter – nämlich der Menschen, die ich in mein Herz geschlossen habe – mir schon früher hätten wichtiger sein sollen. Denn nur dann kann ich erwarten, dass ihnen auch meine Bedürfnisse wichtig sind!

Ich bin immer noch der Chef dieses Unternehmens – doch heute weiß ich, dass viele meiner Mitarbeiter bei uns in ihren Positionen einen besseren Job machen, als ich in an ihrer Stelle selbst machen würde! Aber ihre Aufgabe ist auch nicht meine Aufgabe. Mein Job ist es, alles so zusammenzufügen, dass jede/r an ihrem/seinem Platz happy ist, sich gesehen und wertgeschätzt fühlt und zudem Erfolgsaussichten hat. Dann arbeiten alle gern und der Laden läuft rund. So einfach kann das sein.

Herzlichst, Euer Dennis