Ende des Barber-Booms?

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Leise ist es geworden um die Barber...
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Wo sind all die Barber hin? Wo sind sie geblieben? mag sich so mancher Besucher gefragt haben, der bei der diesjährigen „TOP HAIR – die Messe“ am Start war. Mit ihrem markanten, konsequent durchgestylten Auftreten zwischen Gentlemen und Rockabilly flanierten sie in den vergangen Jahren durch die Gänge der Messe. Gern mal mit einem duften Whiskey Tumbler in der übermäßig tätowierten Hand . Sie waren Hingucker in der Friseurwelt und dünsteten mit jeder Pore „Große weite (Barber)Welt-Flair“ aus. Und nu? Weg waren sie. Nur einige wenige ihrer Art waren noch in der Barbers’ Corner der Ausstellung aktiv. Simone Frieb auf Spurensuche einer possierlichen Spezies.

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Ich persönlich liebe ja Ecken und Kanten! Das inzwischen 97-jährige, geriatrische Model Iris Apfel mit ihrem Credo „More is more and less is a bore“ gehört klar zu meinen Ikonen. Daher fiel es mir ganz besonders ins Auge, dass die irre cool gestylte Armada der Barber bei der jüngsten TOP HAIR Messe scheinbar in der Versenkung verschwunden war! Gehörte die bunte, testosteronschwangere und maskuline Szene noch gefühlt gestern zu den absoluten Publikumsmagneten der Fachwelt (vor allem in Nürnberg, aber auch in Düsseldorf!), war auf der TOP HAIR 2019 beim Thema Barber sprichwörtlich „tote Hose“. In einer lieblosen Ecke fanden sich zwar einige wenige, wenn auch hochwertige Aussteller, doch vom lebendigen Subkultur-Treiben der Vorjahre keine Spur! Schade. Sorgten nicht genau SIE mit ihrer auffallenden Präsenz dafür, dass sich selbst der hinterweltlerischste Friseur mit einer Neudefinition des Männermarktes beschäftigen musste? Ganz sicher sogar!

Und genau an diesem Punkt ist vermutlich auch die Erklärung für das Abtauchen der friseurigen Moustache-, Westen- und Melonenträger zu suchen: Der relaunchte, moderne und qualitativ hochwertige Männersalon ist (endlich!) in der deutschen Friseurmitte angekommen! Extreme braucht es dafür – zumindest im Rahmen einer Fachmesse – nicht mehr. Ähnlich einer Planierraupe haben die schrillen Barber den Weg geebnet, indem sie einen krassen Gegenentwurf zum angestaubten Herrenfriseur, der als Wurmfortsatz des Unisexsalons seine Tage fristet, an die Wand projiziert haben. Ihre Botschaft lautete: Männer wollen gesehen werden! Männer wollen Qualität, ihren eigenen Space haben! Und Achtung: Sie zahlen dafür auch noch gern!

Und nun stehen 2019 statt der Subkultur-Barber-Labels vor allem bodenständige Marken wie Graham Hill, Tailors, Seb Man, American Crew oder DualSenses Men im männlichen Fokus der TOP HAIR Messe. Sie verkörpern sportive, eher tragbare Fashion und Eleganz, verströmen den Nimbus von Qualität und Wertigkeit. Wenig Shabby Chic und Turbo-Retro. Letztlich drängt sich da folgende Erkenntnis auf: Der deutsche Durchschnittsmann – und damit der gemeine Friseurkunde – mag sich insgeheim vielleicht nach einem machohaften Doppelleben als tätowierter Harley-Fahrer sehnen. Doch offenbar zerschellt bei vielen von ihnen dieser Lifestyle-Avatar schnell an den Klippen des Alltags. Nach eingehender Prüfung des eigenen Spiegelbildes scheint dieser Normalo auf Dauer lieber einen frisch und stylisch aufgetunten, trendigen Männersalon statt eines Rocker-Whiskey-Barbers zum neuen Stammfriseur zu erklären. Ergo: Der Szene-Barber bleibt mehr das Ressort der harten Jungs oder echten Hippster. Willkommen im realen Leben!

Ganz nebenbei erwähnt: Die Erkenntnis, dass das Geld sprichwörtlich mit dem „Mann von nebenan“ gemacht wird, könnte sich übrigens auch an den jüngsten Aktivitäten einiger prominenter Aushängeschilder der Barberszene ablesen lassen. Sie engagieren sich neuerdings mit ihrem handwerklichen Können – wie auf Social Media zu sehen – für die frisch in den dm-Märkten eingerichteten Männerproduktecken mit dem Titel „Seinz“. Böse, böse. Aber auch hier gilt: That’s life!

 

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