„Endlich mal abtauchen!“ Der „Klappe-Halten-Cut“ kann ein Bestseller werden

Beitragsbild Kommentar Silent Cut
Abbas Malek Hosseini/ Unsplash
3. Februar 2023In KundenVon Judith Lorenzon
„Endlich mal Funkstille - der Silent Cut als wahre Auszeit“
Abbas Malek Hosseini/ Unsplash
„Endlich mal Funkstille - der Silent Cut als wahre Auszeit“
3. Februar 2023In KundenVon Judith Lorenzon

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Einfach mal die Klappe halten. Davon träumt Sarah L. leider nur nachts. Denn tagsüber schreddern ihre beiden Kleinkinder ihre Ohrmuschel und bringen ihr Kleinhirn zum Kochen. Sarahs Komet am Kundenhimmel: ein „Silent Cut“ beim Friseur. Fast so gut wie eine Kloster-Auszeit – nur viel schöner. Der Kommentar einer ruhesuchenden Kundin.

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„Was wünschst du dir zum Geburtstag, Schatz?“, fragt mich mein Mann. „Meine Ruhe“, möchte ich so gern antworten, aber traue mich nicht. Dann plötzlich lese von einer echten Offenbarung in der Zeitung und kann es kaum glauben: es gibt ihn, den „Silent Cut“ beim Friseur! Ein „Stiller Haarschnitt“, bei dem man ohne schlechtes Gewissen die Augen schließen kann, um einfach nur zu genießen. In Stille. So richtiger Stille. Mit nix sagen und so. Kein zwanghafter Small-Talk, der meine Entspannung schmelzen lässt wie Eis in der Sonne. Das klingt schon assi, das zu sagen, oder? Aber nicht falsch verstehen: Ich liebe meine Friseurin Tanja und die Pläusche mit ihr. Aber an manchen Tagen gibt derzeit etwas, was ich noch mehr liebe: Einfach mal die Klappe zu halten und nur zu atmen.

Zwei Herzen schlagen in meiner Brust

Dabei bin ich eigentlich gar nicht der Typ, der sich einer guten Unterhaltung entzieht, aber als Mutter von zwei süßen, äußerst lebhaften Mädchen, die mich an jeder Sekunde ihres überschäumenden Seins teilhaben lassen, sind ruhige Momente selten wie Wasser in der Wüste. Augenblicke, in denen das Hirn mal auf Leerlauf stellen kann und wo ich mal nicht gefordert bin, Probleme zu lösen, Haare zu flechten oder als Mama von Peppa Wutz zu antworten! Haben wir nicht alle manchmal den Wunsch, Abstand zu nehmen und einfach mal machen zu lassen, ohne selbst eine tragende Rolle zu übernehmen? Für mich wäre der verabredete „Stille Haarschnitt“ eine solche Gelegenheit, diese Sehnsucht nach Stille zu äußern, ohne jemandem auf die Füße zu treten oder gar als Einsiedlerkrebs rüberzukommen.

Es könnte meine Zeit sein, um mich zu entspannen!

Denn letztlich ist es doch so: Mache ich einen normalen Friseurtermin ohne vorher vereinbartes Schweigegelübte, kommt meine Wortkargheit höchstwahrscheinlich als Unhöflichkeit rüber, oder? Es gibt ja auch keine höfliche Art zu sagen: „Ich weiß, dass das dein Job ist und du nur versuchst, mich kompetent zu beraten, die Atmosphäre aufzulockern und mir Tipps zu geben – aber bitte, bitte heute nicht!“. Wie soll das gehen, ohne dabei beleidigend zu wirken? Schon meine Einsilbigkeit beim üblichen Frage-Antwort-Spiel ist mir in Momenten wie diesen unangenehm. Was denkt Tanja dann bloß, wenn ich gar nichts mehr sage? Möglicherweise interpretiert sie meine knappen Antworten als ein „Sie-hat-einen-schlechten-Tag-Zeichen“ und intensiviert am Ende noch ihre Aufmunterungs- und Gesprächsbemühungen. Was dann? Wir hätten eine Spirale der Unzufriedenheit auf beiden Seiten. 

Jedenfalls bis zum Zeitpunkt des Föhnens. Da sind wir uns glücklicherweise immer stillschweigend einig, dass ein Gespräch keine gute Sache ist. Aber diese Zeit ist schnell rum. Sind die Haare erst gemacht und die Frisur sitzt, bleibt mir in diesen Zeiten oft der fade Nachgeschmack, dass mein einziger Wellnesstermin im Monat so gar keine entspannende Auszeit für mich war…

Win-win für mich & meine Friseurin

Daher finde ich den Silent Cut eine mega Idee! Warum bieten das eigentlich nicht alle Salons an? Diese „Schweigen ist Gold“-Nummer würde sich doch vermutlich auch im Umsatz des Friseurs und dessen eigener Seelenhygiene bemerkbar machen. Kein Gejammer oder Geschwafel von Kundinnen lenkt beim hochkonzentrierten Haarschnitt oder dem Meistercoloration ab.  Das verspricht erhöhte Effizienz – und die eingesparte Small-Talk-Zeit kann anderswo sicher besser verwendet werden. Zudem komme ich als Kundin tatsächlich mal pünktlich aus dem Salon, weil alles schneller geht. Das gibt Trinkgeld für besondere Zufriedenheit! Ein „Silent Cut“, das ist bei Ruhebedürftigen wir mir doch eine Win-win-Situation, oder? 

Ich werde Tanja jedenfalls beim nächsten Salonbesuch mal fragen, ob sie das Service-Plus nicht  auch ins Programm aufnehmen möchte. Bis dahin versuche ich es mit Schal und dem alten „Ich-bin-heiser-und-kann-gerade-nicht-soviel-reden-Trick“;)     

3. Februar 2023In KundenVon Judith Lorenzon