Fokussieren im Chaos: „Lass dich nicht ablenken.“

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Friseurunternehmerin Michelle Ross-Krämer baut um.

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Corona vernebelt den Blick?! Ihr nicht: Salonunternehmerin und FMFM-Artistin Michelle Ross-Krämer schaut in Richtung Zukunft und bereitet sich auf die Nach-Corona-Zeit vor. Derzeit baut sie ihren Salon in Witten um – und das, obwohl sie im Moment öffnen dürfte. Ihr Plan: Mehr Platz und Großzügigkeit zu schaffen, um ihren Mitarbeiterinnen und Kundinnen noch sicherere Hygiene-Bedingungen anzubieten. In FMFM beschreibt sie ihr Konzept der Wellness-Oase.

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Michelle, erst vor zwei Jahren hast Du Deinen Salon renoviert. Jetzt krempelst Du erneut Dein Konzept um. Ist im Moment der richtige Zeitpunkt für einen Umbau – Du könntest JETZT Kunden bedienen?

MICHELLE ROSS-KRÄMER: Ich selbst habe die Befürchtung geäußert, dass ich aufgrund meiner Pläne verrückt gehalten werde, aber das war nicht der Fall! Kunden, die mich schon lange kennen, meine Familie, meine Freunde, meine Mitarbeiter, alle die fanden meine Idee eher mutig und couragiert. Und das bin ich gerne!

Wie soll der neue Salon aussehen?

MICHELLE ROSS-KRÄMER: Wir schaffen einen Ort der Ruhe, an dem Berührungen erlaubt sind. Klar strukturiert. Licht- und luftdurchlässig. Ein Ort, der dazu einlädt, auch psychisch tief durchzuatmen. Hier ist es erlaubt, ganz bei sich sein zu dürfen und zu können. Das ist das, was ich mir für meine Gäste, meine Mitarbeiter und mich wünsche. Die Farbgebung ist sehr clean mit weiß verputzten Wänden. Es wird auf 100 qm Arbeitsfläche zehn Bedienplätze geben. Sechs meiner Gäste finden Platz an einem fünf Meter langen Tisch. Durch die Corona-Maßnahmen hat sich das Gefühl für 1,5 Meter-Abstand bei den Menschen verinnerlicht. Und ich möchte meinen Kunden weiterhin diese Sicherheit bieten, damit sie sich bei mir wohlfühlen.

Hoffst Du durch die Umgestaltung auf ein Corona-Ende mit neuem Impuls?

MICHELLE ROSS-KRÄMER: Mein umgestalteter Salon, inklusive der neuen Namensgebung, soll einen Neuanfang widerspiegeln. Aus „Fräulein Krämer Intercoiffure“ wird „Monochrom Stylisten“. Damit verfeinern wir unser Konzept: Denn wir arbeiten in der Coloration immer monochrom und bleiben in einer Farbfamilie, hauptsächlich im Blondbereich. Natürlich gehe ich mit meinem neuen Salonkonzept hoffnungsfroh in den Sommer. Mein Salon soll eine Wellness-Oase sein, in der eventuelle Widrigkeiten – bedingt durch die Corona-Hygieneregeln – gar nicht auffallen. Wir werden auch spezielle Bereiche für unsere Gästen anbieten, die im Homeoffice arbeiten. Es wird Möglichkeiten geben zu arbeiten und dennoch die Auszeit bei uns zu geniessen – an ruhigen, geschützen Plätzen mit Wlan.

Woher nimmst Du Deine positive Energie?

MICHELLE ROSS-KRÄMER: Zukunftsorientiertes Handeln ist meine Philosophie! Einige Kollegen sollten aufhören, nur Friseur zu sein, sondern sich als Unternehmer sehen und dementsprechend handeln: Unternehmt bitte etwas! Ich habe mich immer gefragt, wie man sich so in das Jammern vertiefen kann. Ich bin in einer seit Generationen bestehenden Handwerksfamilie aufgewachsen. Ich würde sagen, dass mir der Mut in die Wiege gelegt wurde. Und das habe ich auch so an meine drei Töchter weitergegeben.

Aber es gibt doch sicherlich finanzielle Sorgen und auch Ängste?

MICHELLE ROSS-KRÄMER: Ich habe meine finanziellen Belange immer gut im Griff und achte sehr darauf, dass alles in ruhigen Bahnen läuft. Die finanzielle Grundlage meines Betriebes muss stimmen, damit wir uns auf die Kreativität und auf die menschlichen Belange konzentrieren können.

Und ich habe eine Bank, die mein Konzept sofort mit den Worten beglückwünscht hat: „Tolle Sache, wir gehen diesen Weg mit.“ Außerdem arbeite ich mit einem Bauunternehmen zusammen, dessen Inhaber Mariusz Pigula scheinbar meine Gedanken lesen kann und all meine Wünsche umsetzt. Boris Bächle liefert die Einrichtung nach meinen Vorstellungen. Und mein Industriepartner Keune pflegt einen so familiären Umgang, den ich großartig finde. Mir ist es ganz wichtig, dass all diese Menschen an meiner Seite auch beachtet und gewertschätzt werden.

Wie definierst Du Deine Ziele?

MICHELLE ROSS-KRÄMER: Ich würde meine Ziele gerne zu gemeinsamen Zielen machen. Ich wünsche mir, dass die Menschen, die mich begleiten, meine Ideen auch als ihre Ziele ansehen. Meine Familie und meine Mitarbeiter sind mit mir auf einer Wellenlänge und das schätze ich sehr. Und ich habe ganz tolle Friseurkollegen, denen ich auch wirklich danken muss. Ich mache gerade die Masterclass von Robert und Katrin Holz und Michi Jung, die mich sehr inspirieren.

Ich war vor zwei Jahren mit den Intercoiffeuren auf einem Kongress in der Schweiz und bin einen imposanten Weg in die Berge gefahren. Am Wegesrand stand ein Schild mit den Worten „Lass dich nicht ablenken“. Das hat mich tief berührt, und seitdem ist dieser Satz mein Motto. Denn die Pandemie hat einiges mit mir gemacht. So verkopft, wie ich früher war, so starr ich immer nur an das Ziel gedacht habe und nicht an den Weg, so sehr hat die Pandemie dafür gesorgt, dass ich weicher, offener, gefühlvoller wurde und mehr nach links und rechts geschaut habe. Ich bin fast dankbar, denn menschlich hat mir diese Zeit viel gebracht. Ich habe diese Monate genutzt, um ganz viel umzukrempeln. Mein Vater hat immer gesagt, „you have to have your inner smile“ – „Du solltest Dir immer Dein inneres Lächeln bewahren“. Diese Lebensweisheit bringt es für mich auf den Punkt.

Warum bist Du die ideale Chefin?

MICHELLE ROSS-KRÄMER: Ich weiß gar nicht, ob ich die ideale Chefin bin und ob ich das überhaupt sein muss? Wahrscheinlich eher nicht. Ich biete flache Hierachien an, mit einem gut strukturiertes Konzept. Es gibt Freiräume für meine Mitarbeiter, damit sie ihre Kreativität ausleben können. Jeder kann offen und kritisch mit mir kommunizieren. Ich möchte mit meinem Team auf Augenhöhe sein. Es geht mir um ein kollegiales Miteinander. Mir ist Nachwuchsförderung sehr wichtig, deshalb engagiere ich mich auch aktiv in der Friseurinnung Ennepe-Ruhr. Ich wünsche mir von meinen erfahrenen Kolleginnen, dass sie gemeinsam mit mir aus unseren jüngeren Mitarbeitern selbstsichere Menschen und Friseure machen. Und dass die gesamte Branche viel wertschätzender und respektvoller miteinander umgeht.

Du hast beschlossen, nur noch das zu tun, was Dir auch Spaß macht – wo hört bei Dir der Spaß auf?

MICHELLE ROSS-KRÄMER: Meine Schmerzgrenze ist erreicht, wenn jemand über andere herfällt und ihnen Selbstsicherheit raubt und ihnen jegliche Freude nimmt – nur um sich selbst besser zu fühlen. Das lasse ich weder im privaten Bereich zu, noch im Salon. Diese Menschen entferne ich aus meinem Leben und auch aus dem geschäftlichen Umfeld.

Am 28. Mai ist Wiedereröffnung – was erwartet Deine Gäste?

MICHELLE ROSS-KRÄMER: Wir werden zukünftig komplette Umstylings mit Make-up und Haarveränderungen anbieten: Kunden können als neuer Mensch unseren Salon verlassen. Wir werden Kopf- und Handmassagen im Programm haben, denn es mangelt aufgrund der Pandemie ja vielen Menschen an Zuwendung und Berührung. Es geht mir um „das Füreinander da sein“ und darum, eine Wohlfühlatmosphäre für die Kunden zu erschaffen.