Friseure: Zumachen, aufmachen…was machen?

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Fassungslose Ratlosigkeit!
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Fassungslose Ratlosigkeit!

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Doch keine Osterruhe! Heute Mittag ruderte Angela Merkel von ihrer Entscheidung zurück, am Gründonnerstag und Karsamstag einen nahezu kompletten Shutdown durchführen zu wollen. In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz bat eine sichtlich bewegte Bundeskanzlerin die Bevölkerung um Verzeihung ob dieses Heckmecks, auch wenn „die Idee des Ostershutdowns mit bester Absicht entworfen war“. Merkel übernimmt die alleinige Verantwortung und bezeichnet die Entscheidung, die in der Nacht von Montag auf Dienstag von der Bundesregierung mitgeteilt wurde, als Fehler, auch wenn die Idee „ihre guten Gründe“ hatte. Allerdings wäre diese in der Kürze der Zeit nicht gut umsetzbar gewesen. Die Bekanntgabe der „Osterruhe“ sorgte seit gestern früh für Verwirrung, Unverständnis und Frust. Heißt nun auch für Friseure, die Salons bleiben am Gründonnerstag und Karsamstag doch geöffnet, wobei viele Teams bereits gestern ihre Kundentermine umorganisiert hatten. Wir haben uns bei den FMFM-Artists umgehört, wie sie mit der aktuellen Situation umgehen.

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Ralph-Joachim Hoffmann, Scissorys Friseure, Heilbronn: Ich habe eben auf unserer Facebook und Insta-Seite einen Post rausgehauen. Wir lassen zu. Bereits gestern hatten wir alle Gäste umgebucht. Das Spiel kann doch keiner mehr mitmachen! Da tagen die 12 Stunden und dann so ein Dilettantismus. Unerträglich langsam. Ich bin sowas von wütend!!!

Christian Funk, Haarchitektur, Lüneburg: Ich rege mich nicht künstlich auf, sondern habe sofort zu meinem Team gesagt, dass ich es jetzt so lasse. Die 1-2 Tage Urlaub gibt's geschenkt!

Denis Sabur, HairClub, Bad Oeynhausen: Da wird unsere Flexibilität erneut auf die Probe gestellt! Wir haben direkt gestern versucht, weitere Kapazitäten von 10 Mitarbeitern zu schaffen, um neue Terminierungen zu ermöglichen. Also umgemodelt, was das Zeug hält . Da wir regional ab heute auch noch eine Ausgangssperre haben, müssen auch diese Kunden erneut vertröstet werden. Dennoch habe ich jetzt beschlossen, dass wir Gründonnerstag öffnen, jedoch Ostersamstag geschlossen bleiben. Mein Team und ich wollen zurück in das Gefühl, selbstbestimmt zu handeln und bitten unsere Kunden um Verständnis. Bei allem möchte ich aber sagen, dass ich sehr glücklich bin, in einem Land leben zu können, in dem eine Kanzlerin um Verzeihung bittet und damit Größe und Menschlichkeit zeigt.

Julia Kaya, Hairzlich Damen- & Herrenfriseur, Aachen: Wir haben uns auch ohne Schließungen auf Ostern gefreut. Jetzt noch die Kunden umdisponiert und genießen ein noch längeres Ostern. Nach den letzten Wochen können wir es sowieso gebrauchen. Da sind so manch andere Berufe neidisch und noch schlimmer überlastet wie z. B. Krankenpfleger. Da könnten wir uns mal zusammenreißen und für alle etwas beitragen, indem wir uns alle mal zurückhalten und – um z. B. die Gastronomie zu unterstützen – das eine oder andere zusätzliche Essen bestellen. Vielleicht bin ich gelassen, weil ich mittlerweile für Plan B, C, D… gesorgt habe. Flexibilität muss gelernt und akzeptiert sein.

Klaus-Dieter Kochanski, Kochanski Intercoiffure, Bad Soden: Wir haben schon alle Kunden umgebucht und werden das Team mit einbeziehen, um weitere Details zu besprechen. Zurzeit haben wir noch keine Anfragen, wir legen eine Warteliste an. Dann muss noch besprochen werden, wer gern Urlaub für diese Tage möchte, erst dann werden wir entscheiden.

Nermin Karsli , KARSLI Haar Haut Wellness, Minden: Wir haben alle Kunden auf den Montag und andere Tage verlegt und somit bleibt der Donnerstag und Samstag geschlossen.

Gabi Stern, Beauty-Team, Asperg: Wir haben gestern in einer 2,5 Stunden-Aktion unsere sämtlichen Termine auf Montag bis Mittwoch verlegt. Das bleibt jetzt so! Dieser Heckmeck geht mir langsam auf den Seiher. Donnerstag und Samstag bleiben geschlossen, denn das haben wir uns nach den letzten Wochen verdient. Die MitarbeiterInnen freuen sich jetzt auf ein paar Freizeittage am Stück. Die Regierung kann jetzt von mir aus machen, was sie will. Auf mich braucht sie nach dieser Aktion nicht mehr zählen. Im September sind Wahlen…

Jochen Becker, Becker Friseure, Syke: Natürlich haben wir Friseure schnell reagiert und alles wasserdicht umgeschichtet – warum jetzt zurückrudern? Zudem habe ich meinem 10-jährigen Sohn schon viele schöne Unternehmungen in den unerwarteten 5 Tagen Ruheurlaub versprochen! Da ich nicht Papa Merkel heiße, bleibe ich bei dem, was ich gesagt habe. Die Welt geht nicht unter und Corona ist auch irgendwann kein Thema mehr…!

Ralf Steinhoff, Steinhoff Haardesign, Reutlingen: In der Ruhe liegt die Kraft. Also haben wir noch zugewartet, uns einen Tag zum Nachdenken gewährt. Heute wollte ich die Mail an die betroffenen Kunden rausschicken, ab morgen wollten wir mit den Telefonaten beginnen. Insofern lassen wir alles so, wie es vor dem nächtlichen Wahn der 17 Weisen geplant war. Ich habe höchsten Respekt vor der Haltung unserer Bundeskanzlerin. Einen Fehler so klar einzuräumen, eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Aber in den letzten Monaten Corona-Management habe ich das dann doch nur selten erlebt. Die Botschaft an die Bevölkerung ist dennoch verheerend, der Vertrauensverlust wahrscheinlich irreparabel. Ich selbst brauchte wegen der despotischen Anordnung von Feiertagen und der damit verbundenen Lohnkostensteigerung meine Tropfen. Stand jetzt weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Man stelle sich vor: Merkel und die 16 Mitregenten ordnen einen Lockdown an, und keiner geht hin. Wir sind von diesem Szenario nicht mehr entfernt.

Attila Can, Can Haarmanufaktur, Bremen: Wir haben zuerst abgewartet und wollten auf das Statement der Landesregierung warten. Nach der Pressekonferenz gab es noch kein eindeutiges Konzept, aber die Andeutungen, dass wir nicht drumherum kommen. Daraufhin haben natürlich einige Kunden ihre Termine verschoben, diese melden sich aber gerade wieder alle. Also bleiben wir ganz normal geöffnet. Das hin und her ist nicht schön, man merkt die Verwirrung auch bei den Kunden. Es wird Zeit, dass es eine einheitliche Linie und einen konkreten Plan gibt.