Judith Tamminga: „Unser Friseurberuf ist so vielseitig!‘“

Judith Tamminga
19. Juni 2023In Slider, WellaVon Gabriela Contoli
Judith Tamminga leitet das Wella Studio in Berlin
Judith Tamminga leitet das Wella Studio in Berlin
19. Juni 2023In Slider, WellaVon Gabriela Contoli

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Judith Tamminga hat nicht nur früh ihre Talente erkannt, sondern sie mit Leidenschaft zugelassen und konsequent weiterentwickelt. Wir durften die Powerfriseurin und Managerin des Wella Studios Berlin live on stage erleben, und zwar beim Launch-Event LUXEBLOND von System Professional LipidCode™ im neuen KaDeWe-Salon von Star-Coiffeur Shan Rahimkhan – und waren hin und weg von so viel Hingabe und Professionalität!

Anzeige

Anzeige

Judith, wenn man Dir beim Arbeiten zuschaut, könnte man meinen, Du hättest den Friseurberuf mit der Muttermilch aufgesaugt…

Stimmt nicht ganz! Denn eigentlich wollte ich mit 14 Jahren unbedingt Maskenbildnerin werden! Da eine Ausbildung aber zum damaligen Zeitpunkt erst mit 18 möglich gewesen wäre, begann ich mit 16 Jahren eine Friseurlehre, um die Zeit bis dahin zu überbrücken. Dabei stellte ich aber schnell fest: „Haare sind mein Thema!“.

Und dann hast du die Maskenbildnerin links liegen lassen?

Jein! Dank meiner vielen Karrierestationen, u. a. bei Sebastian Professional, konnte ich auch meine Expertise als Make-up-Stylistin ausbauen und habe auch in diesem Bereich einige Jahre als Make-up-Stylistin für die Medien gearbeitet. Aber meine große Liebe sind definitiv Haare!

Wie ging es nach der Friseurlehre weiter?

Ich wollte unbedingt mein Farbwissen vertiefen und absolvierte ein zehnmonatiges Praktikum im Wella Studio Berlin. Mit 19 Jahren wurde ich vom damaligen Studioleiter als Trainerin angeheuert und durfte u. a. im Studio in Hamburg wertvolle Erfahrungen sammeln. Als mich dann aber das Heimweh nach Berlin packte, erhielt ich die Möglichkeit, dort als Trainerin für Sebastian Professional zu arbeiten. Damals war ich viel auf Reisen und habe selbst Seminarkonzepte und Trainer Guidelines entwickelt. Das hat mir riesigen Spaß gemacht. Im November 2020 habe ich dann zusätzlich die Leitung des Wella Studios in Berlin übernommen und seit dem 1. April 2023 bin ich offiziell dessen Managerin.

Eine große Herausforderung und Verantwortung! Wie fühlt sich das für Dich an?

Fantastisch! Es ist tatsächlich jeden Tag eine neue spannende und positive Herausforderung und ein sehr abwechslungsreicher Job! Gemeinsam mit meinem Team kümmere ich mich um die Planung und Durchführung von Seminaren und Events wie kürzlich dem im KaDeWe bei und mit Shan Rahimkhan. Mein Job ermöglicht mir viel Kontakt zu anderen Friseuren und Azubis, was mir einen unfassbaren Weitblick und ein Gefühl für unsere Branche schenkt.

„Ich habe größte Hochachtung vor der Leistung des Friseurs!“

Wie wichtig ist Dein Team für Dich?

Unglaublich wichtig! Allein der Wasserrohrbruch heute hat es mal wieder gezeigt: Wir sind im Studio nur deswegen so stark, weil wir ein Team sind, das sich aus unterschiedlichen Charakteren speist, von denen jeder seine Ideen, Kreativität und Problemlösungen mitbringt und natürlich mitdenkt und aufpasst, dass alles rundläuft. Nur so kann ein Team stark sein!

Womit haben Friseure derzeit am meisten zu kämpfen und wie fängst Du das in Deinen Seminaren auf?

Auch wenn ich nicht selbst im Salon stehe, habe ich größte Hochachtung vor der täglichen Leistung eines Friseurs! Dessen Arbeitsumfeld ist in den letzten Jahren mit Corona und anderen Weltkrisen sehr schwierig geworden. Kunden waren und sind phasenweise sehr negativ und laden ihren Pessimismus am Bedienstuhl ab. Das muss ein Friseur erstmal aushalten. Daher ist es unsere Aufgabe, nicht nur das Fachliche zu vermitteln, sondern den Teilnehmern auch zuzuhören und sie dabei zu unterstützen, ihr positives Mindset zu bewahren. Der gegenseitige Austausch ist bei uns mindestens ebenso wichtig wie die Weitergabe des fachlichen Know hows.

Welche Qualifikationen muss ein Friseur mitbringen, um als Trainer zu arbeiten?

Ein Meistertitel hilft, ist aber nicht mehr von Nöten! Viel wichtiger sind menschliche Fähigkeiten, offen zu sein, gerne zuzuhören und Spaß daran zu haben, Zusammenhänge verständlich zu erklären. Unsere Branche ist bekanntlich sehr kommunikativ. Daher müssen wir Trainer in der Lage sein, genau das zu kommunizieren, was der Teilnehmer als Friseur und Mensch benötigt. Ein Trainer ist dann erfolgreich, wenn er einen gesunden Mix aus Fachwissen und Empathie mitbringt.

Team Berlin1
Das Team vom Wella Studio in Berlin mit Modellen

Kreativität ist immer eine Kombination aus Kalkül und Spontaneität!

Wie holst Du Dich denn selbst mental ab?

In meiner Verantwortung als Studioleiterin gibt es auch viele Tage mit unerwarteten Situationen. Neben Joggen, Wandern, Boxen und Lesen erde ich mich dann, indem ich einen Schritt zurückgehe und mir selbst einen Perspektivenwechsel, z. B. aus der Vogelperspektive auferlege. Das ist oftmals nötig und funktioniert tatsächlich, um jemanden besser zu verstehen…

Als Studioleiterin musst Du ja immer up to date sein, um dein Team zu briefen und den Teilnehmern Neues zu vermitteln. Woher nimmst du dieses Wissen?

Bei Wella stehen Trendforschung und Weiterbildung ja sowieso immer hoch im Kurs. Wir werden regelmäßig auf die neuesten Techniken, Trainingskonzepte und Produkte geschult. Jeder Trainer bildet sich in seiner Expertise weiter. Viel Input erhalten wir auch über die Sozialen Medien und über Weiterbildungsmaßnahmen mit externen Partnern.

Wie vermittelst Du anderen Friseuren Kreativität und geht das überhaupt?

Kreativität ist immer eine Kombination aus Kalkül und Spontaneität. Eine kognitive Fähigkeit, die es uns ermöglicht, neue Verbindungen zwischen bereits bestehenden Konzepten herzustellen und diese zu entwickeln. Vermitteln lässt sie sich insofern, als dass wir in uns in den Seminaren gemeinsam neue Ideen, Techniken und Trends anschauen und die Teilnehmer dazu motivieren, diese mit ihren individuellen Talenten, Gedanken und Fähigkeiten umzusetzen. Kreativität ohne Einsatz der persönlichen Note ist keine Kreativität! Ich versuche, unseren Teilnehmern zu vermitteln, immer mit offenen Augen durchs Leben zu gehen und dabei nicht nur den eigenen Geschmack zu berücksichtigen, sondern auch das, was einem selbst nicht gefällt, in die Kreativität mit einfließen zu lassen.

Zum Beispiel?

Momentan sind z. B. wieder die 90er im Trend. Auch wenn man diese Dekade nicht mag oder sich mit ihr nicht identifizieren kann, sollte man trotzdem hinschauen und sich fragen: Warum ist gerade das jetzt Trend und wie kann ich mich selbst darin interpretieren? Hier liegt für mich das Erfolgsgeheimnis auch wieder in einem Perspektivenwechsel…

Wie entsteht denn bei Euch ein neuer Trendlook?

Wella gibt eine gewisse Trend-Richtlinie raus mit einer klaren Bildsprache. Da jede Wella-Marke jedoch ein anderes Aushängeschild hat, darf man als Kreativer nicht der „copy paste“ Bequemlichkeit erliegen. Natürlich muss sich jeder an der Message der jeweiligen Marke orientieren, um die Trendaussagen nicht zu verwässern und dabei zu riskieren, dass sie optisch nicht mehr zur Marke passen.  Wir lassen uns z. B. bei der Entstehung eines neuen Trendlooks einerseits vom Haar inspirieren und andererseits durch Designelemente wie Form, Textur, Farbe, Linie. Diese Klassifizierung stammt ursprünglich aus der Architektur, lässt sich aber auf alle Gegenstände projizieren, um sich inspirieren zu lassen. Man muss dabei nur mit offenen und wachsamen Augen durch die Welt gehen und erkennt dabei sehr schnell, dass man beim intensiven Anblick z. B. eines Baums, einer Tasse oder eines Gebäudes deren Formen, Muster, Farben etc. auch für einen neuen Hairtrend ableiten kann.

Mein Hirn feiert immer eine kleine Party!

Beeindruckend, wenn man Dich auf der Bühne erlebt! Wie schaffst Du es, so hochkonzentriert zu arbeiten und dabei gleichzeitig so souverän und professionell zu moderieren?

Das ist in erster Linie Training, aber ein bisschen Naturtalent steckt natürlich auch dahinter. Mein Hirn feiert dabei eigentlich immer eine kleine Party und verarbeitet viele Gedanken gleichzeitig. Irgendwie schaffe ich es dank meiner inneren Struktur, meine Gedanken sauber zu halten und zeitgleich in eine schöne Sprache zu fassen. Mein Mentor und großes Vorbild, Marc Kluckert, den ich für einen verbalen Virtuosen halte, hat mir beigebracht, dass Worte ästhetisch sein müssen. Daran musste ich zwar erst wachsen, aber irgendwann habe ich meinen Stil gefunden, über den ich jetzt auch gar nicht mehr nachdenken muss, wenn ich auf der Bühne stehe.

Was rätst Du deinen Kolleg*innen, die auch gerne ins Rampenlicht bzw. auf die Bühne möchten, sich aber nicht trauen?

Einfach ausprobieren! Es gibt nichts zu verlieren! Wir arbeiten in so einer geilen und emotionalen Branche, wo wir alles ausprobieren können! Und wenn es sich herausstellt, dass die Bühne nichts für mich ist und ich mich im Salon doch wohler fühle, dann gehe ich halt zurück in den Salon! Unser Beruf ist so vielseitig und bietet eine so unglaubliche Bandbreite: ob als Friseur, Stylist, Trainer, ob auf oder hinter der Bühne…Ich kenne keinen Beruf, der spannender und schöner ist…

https://education.wella.com/studio berlin

Friseurin? Stylistin? Oder gar Friseuse? Zur Etikette und Geschichte der Berufsbezeichnung Friseurin

Judith Tamminga in action
Judith Tamminga in kreativer Action!
19. Juni 2023In Slider, WellaVon Gabriela Contoli