Men Empowerment: Sind Männer etwa die besseren Kunden?

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Männersache. Im Münchener Flughafen herrscht reges Treiben – auch im Barber House vor Ort!
Männersache. Im Münchener Flughafen herrscht reges Treiben – auch im Barber House vor Ort!

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In vielen Salons sind Männerkunden immer noch Lückenfüller, Reservespieler oder Notnagel. Wenn Frau abspringt oder zwischen zwei Farbbehandlungen noch schnell ein Kurzhaarschnitt angesetzt werden kann. Für Dirk Schlobach war klar: Das muss sich ändern! Obwohl er selbst kein Friseur ist, wagte der Gründer von Barber House den Schritt, ein Premiumkonzept nur für Männer im Friseurmarkt umzusetzen. Und er schaffte es tatsächlich, aus seinen Salons eine Marke zu machen! Wie der Quereinsteiger erfolgreich Benchmarks setzt und worauf es ankommt, erklärt er FMFM im Interview.

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Unternehmer, Markenbildungsexperte und Quereinsteiger – Dirk Schlobach ist aber vor allem Anführer der Men Empowerment-Bewegung beim Friseur. Mit seiner Marke Barber House hat er den klassischen Herrenfriseur wieder salonfähig gemacht. Mittlerweile gibt es fünf Filialen – vier in München, eine in Hamburg. Wir sprachen mit ihm über die Anfänge in der Branche und einen ganz besonderen Standort.

Ich empfand, dass Männer als Kunden diskriminiert wurden.

Du bist selbst sind ja kein Friseur, dennoch führst Du erfolgreich die Kette Barber House. Was hat Dich ausgerechnet an der Friseurbranche gereizt, die ja nicht unbedingt als Goldmine bekannt ist?

Ich empfand, dass Männer als Kunden diskriminiert wurden. Sie waren mehr oder weniger nur Lückenfüller zwischen einer Dauerwelle und dem Einwirken einer Coloration. Salonausstattung, Zeitungsangebot – alles war nur auf die Damen zugeschnitten. Das daraus resultierende Frustpotenzial der Männer war meiner Meinung nach so stark gegeben, dass ein Premiumkonzept für die Herren tatsächlich erfolgversprechend sein konnte. Als ich dann mit meiner Frau den ersten Salon in München aufmachte, kamen unglaublich viele Männer auf uns zu und meinten, dass auch sie diese Idee im Kopf hatten. Es lag halt auf der Hand, dass die Ignoranz dem Mann gegenüber in unserer Branche über kurz oder lang zur erfolgreichen Etablierung eines auf IHN zugeschnittenen Salons geführt hätte. Wir haben die Notwendigkeit erkannt und die Chance genutzt. Insgesamt habe wir drei Jahre am Konzept gearbeitet und genau im richtigen Moment die Welle des Barbershop-Revivals mitgenommen und sicherlich auch mit beeinflusst. So ist für uns das Barber House nicht nur ein Barbershop, sondern in erster Linie ein klassischer Herrenfriseursalon. Zu erwähnen wäre auch, dass wir im Vorfeld mit vielen Friseuren gesprochen hatten und alle sagten uns das Gleiche: „Mit Männern verdient man kein Geld“. Ganz im Gegenteil, es kommt halt darauf an, wie man(n) abgeholt wird. Mit Trockenhaarschnitt und als Lückenfüller bestimmt nicht!         

Ein Salon in Hamburg, vier in München und darunter ein ganz besonderer Standort: Der Transitbereich des Münchener Flughafens. Was ist das Reizvolle an diesem Standort und wie arbeitet es sich dort, wo Tools und Mitarbeiter durch tagtägliche Sicherheitskontrollen müssen?

Im Nachhinein muss ich sagen: Der Standort Münchener Flughafen/ Transitbereich wäre sogar ein toller Startpunkt für unser Barber House-Konzept gewesen. Ich war früher Unternehmensberater und viel unterwegs; hätte man mir den Standort also als erstes angeboten, hätte ich sofort zugesagt. Hier finde ich alle meine Kunden – ob Geschäftsleute, Kreative oder Privatiers – München ist ein internationales Drehkreuz. Ich bin bewusst nicht in den öffentlichen Bereich gegangen, sondern wollte in den Sicherheitsbereich. Vor dem Sicherheitsbereich ist immer Hektik – man hat keine Zeit sich entspannt, einem Treatment hinzugeben, sondern möchte einfach erst mal durch die Kontrollen und am richtigen Gate ankommen. Erst dann setzt die Erholungsphase ein, der Stresspegel sinkt und man ist offen für Konsum. Barber House ist der Kurzurlaub für den Mann. Wir bieten ein Wellnesskonzept zwischen den Terminen bzw. zwischen Businesstrip und Heimflug. Abschalten und runterfahren. Viele der Reisenden haben mehr als zwei Stunden Aufenthalt in München. Warum diese Zeit nicht für sich nutzen? Das Besondere am Transitbereich sind aber die Geschichten. Man hört wirklich die schönsten und skurrilsten Dinge aus aller Welt – und das 365 Tage im Jahr. Aktuell arbeiten wir nur fünf statt sieben Tage die Woche, weil uns noch Mitarbeiter fehlen. Wer also Lust hat auf ein spannendes Umfeld und nette Kollegen, kann sich gerne bei mir melden!         

Die Barberszene hat sich nach der ersten Welle vor fast 10 Jahren verändert. Der Hype ist abgeebbt. Was ist geblieben und was denkst Du, wohin geht der Trend?

Ich denke nicht, dass der Hype abgeebbt ist, sondern der Fokus hat sich verschoben. Während in anderen Ländern wie den Niederlanden erst die Barbershops ihr Comeback feierten und später erst der Bartlook die Gesichter der Männer eroberte, kamen in Deutschland die Trendwelle „Bart“ und das Barbershop Revival zeitgleich an. Deshalb muss man zwischen diesen beiden Wellen unterscheiden: So hat die Trendwelle „Bart“ abgenommen, aber nicht die der Barbershops. Wir haben nach wie vor eine große Nachfrage, denn immer mehr Männer wissen, dass ein gut ausgebildeter Barbier auch ausgezeichnete Herrenhaarschnitte macht. Dementsprechend würde ich bei dieser Welle von keiner Trendwende sprechen. Im Hinblick auf den Bartlook aber schon, da viele der Pflegeprodukte inzwischen für wenig Geld im Discounter oder der Drogerie zu haben sind.        

Was macht ein gutes Barbershop-Konzept aus?

Man sollte sich definitiv darauf konzentrieren, eine starke Marke zu etablieren und in diesem Zusammenhang eine ordentliche Portion an Selbstbewusstsein. Zwischen „Was will ich?“ und „Was kann ich?“ muss eine hohe Schnittmenge existieren, die zusammen mit einer guten Kommunikation nach außen ein sehr erfolgversprechendes Konzept bilden. Runtergebrochen auf das Wesentliche: Das Leistungsversprechen gegenüber dem Kunden muss erfüllt sein. So kann man kein hochwertiger Friseur sein und zu Spottpreisen das Handwerk ausüben oder  andersherum kein qualitativ schlechter Friseur sein und das Handwerk zu überzogenen Preisen anbieten. Wird das Leistungsversprechen gegenüber dem Kunden gebrochen, kommt dieser auch nicht mehr wieder. Der Herrenbereich unserer Branche ist ein unglaublich dankbares Feld. Männer wollen nicht alle zwei Jahre ihren Barbier wechseln, sondern sie wollen ihrem Barbier treu bleiben! Es existiert eine hohe Loyalität gegenüber dem Barbier und der Wunsch nach wenig Veränderung. Das heißt aber wiederum für den Arbeitgeber, also den Inhaber, dass die Mitarbeiter durch entsprechend gute Löhne gehalten werden müssen. So ist unsere erste Mannschaft beispielsweise immer noch vollzählig an Bord.       

Deine Salons gelten in ihrer Konsequenz hinsichtlich Qualität und Style als „state of the art“ innerhalb der Männerszene. Was planst Du in der Zukunft?

Ein Gentleman schweigt und genießt. Weil in den letzten acht Jahren so viele copy-cats auf der Bildfläche erschienen sind, die Naming, Branding und Slogan kopieren, bevorzuge ich es, mich in Schweigen zu hüllen. Ich kann nur so viel sagen: Wir haben viele neue Projekte in der Pipeline und die Marke Barber House wird sich weiterentwickeln.

 

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Dirk Schlobach hat seine Salons zu einer Marke gemacht. Dirk Schlobach hat seine Salons zu einer Marke gemacht.