Mieses Friseur-Image in den Medien – Katrin Holz platzt der Kragen

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Foto: Andra
Ist die Negativ-Berichterstattung über Friseure leid: Katrin Holz
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Ist die Negativ-Berichterstattung über Friseure leid: Katrin Holz

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Wir alle haben die Schn... voll – aber sie sagt es! Friseurunternehmerin Katrin Holz ist genervt von der oft kruden und unfairen Berichterstattung der Medien über das Friseurhandwerk. Waren Friseure während der Schließungszeit noch Helden, systemrelevant und gottgleich, rücken wieder immer mehr Themen wie krasse Preiserhöhung, hohe Hygienepauschalen und mieser Mindestlohn in den medialen. Katrin macht ihrem Frust in einem offenen Leserbrief an die Schweriner Volkszeitung Luft. Danke, Katrin, du sprichst uns aus der Seele!

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Betreff: Mehr Wertschätzung für die Friseurbranche, eine Sensibilisierung auf faire Löhne und mehr positive Kommunikation. Offener Brief an die Schweriner Volkszeitung nach mehrfacher Negativberichterstattung.

Wenn sich die Katze in den Schwanz beißt

Liebe SVZ,

wie wir sehen, habt Ihr ein Thema gefunden, das Euch neben Corona richtig gute Schlagzeilen, Diskussionsstoff und damit natürlich jede Menge Clicks generiert hat: Die Abzocke der Schweriner Friseure. Herzlichen Glückwunsch. Was uns jedoch irritiert, ist das Fehlen objektiver Fakten sowie Kenntnisse über die Branche und ihre tatsächliche Lage. Denn statt sich ein genaues Bild zu machen, stellt ihr die subjektive Meinung einzelner verärgerter Bürger in den Vordergrund.

Wahr ist: Die Friseurbranche ist in der Krise. Für unseren Beruf gibt es kaum Wertschätzung: Ein ehrliches, fundiertes Handwerk, das nicht wie ein solches honoriert wird. Entweder wird massiv über steigende Preise oder über Ausbeutung der Mitarbeiter geklagt. Beißt sich die Katze nicht spätestens da in den Schwanz?

Das ist Friseuralltag!

Sie tut es. Und sieht nicht glücklich dabei aus. Denn sie weiß: Um Friseurinnen und Friseure wertschätzend, menschenwürdig und vor allem krisensicher zu entlohnen, müssen die Preise zwangsläufig steigen. Wusstet Ihr, dass wir Friseure an einem Männer- oder Kinderhaarschnitt von 12 Euro nach Abzug aller Kosten 0 Euro verdienen und teilweise sogar draufzahlen? Und dass sich viele Friseure schlichtweg nicht trauen, die Preise anzuheben, damit die Kunden nicht wegbleiben? Wusstet Ihr außerdem, dass Inhaber wie wir oft mehr als zwölf Stunden selbst im Salon stehen, um ein gutes Monatsergebnis zu erzielen? Und könnt ihr ernsthaft begründen, warum ein Friseur weniger verdienen sollte als ein Klempner oder Tischler, wenn es doch alles – mitunter alle sehr anstrengende – Handwerksberufe sind?

Wissen, worüber man spricht

Und jetzt auch noch Corona! Eine Krise, die nicht nur neue Probleme beschert, sondern auch alte wieder sichtbar macht. Der Lohn vieler Friseurinnen und Friseure ist so niedrig, dass in Kurzarbeit tatsächlich ihre Existenzen bedroht sind. Viele suchen sich andere Jobs und kehren der Branche den Rücken. Und alles nur, weil bisher nicht realistisch kalkuliert wurde. Zusätzlich erfordern neue und teilweise völlig willkürliche Hygienebestimmungen die Einkäufe überteuerter Desinfektionsmittel, Masken, Arbeitskleidung oder Plexiglasscheiben sowie ein deutliches Mehr an Hygiene-Arbeiten – Zeit, die nicht direkt am Kunden geleistet werden kann und keine Einnahmen generiert. Ganz zu schweigen davon, dass nur noch jeder zweite Platz im Salon besetzt werden darf. Gleichzeitig müssen jedoch Rücklagen gebildet werden: Die nächste Krise kommt bestimmt und es soll doch niemand entlassen werden! Wie soll das funktionieren?

Nicht alle über einen Kamm scheren!

Ja, viele Salons haben Corona genutzt, um endlich realistische Preise durchzureichen. Auch die Höhe einzelner Hygienepauschalen war hin und wieder gewiss nicht ganz nachvollziehbar. Ja, vielleicht haben einige dabei sehr ungeschickt kommuniziert und nicht alle Kundinnen und Kunden in diesem Anliegen mitnehmen können. Darüber kann man sich ärgern. Doch schwarze Schafe gibt es überall. Und es ist wichtig und richtig, über solche Einzelfälle zu berichten. Aber mit Bezeichnungen wie „Schweriner Friseure“ und „Abzocke“ (siehe Facebook Post zum Artikel: „Schwerin: Hygiene-Abzocke beim Friseur“) werden alle ansässigen Unternehmen mit reißerischen Aussagen über einen Kamm geschert. Einer gesamten Branche wird der nächste Stempel aufgedrückt. Wegen einer Hygiene-Pauschale, die z.B. bei Zahnärzten überhaupt nicht in Frage gestellt wird.

Liebe SVZ, wir wünschen uns von Euch als Stimme aller mehr Miteinander. Wir wünschen uns Eure Unterstützung: Für mehr Wertschätzung der Friseurbranche, für eine Sensibilisierung in Richtung fairer Löhne und für mehr positive Kommunikation.

Vielen Dank und beste Grüße

Katrin Holz, Friseurmeisterin, Beraterin & Coach, Inhaberin des Salons „MadCut“ in Schwerin

 

P.S. Der Stundenlohn für unsere Mitarbeiter liegt weit über dem Mindestlohn. Damit sie erstens: Freude an ihrer Arbeit haben, zweitens: unsere Kundinnen unbeschwert glücklich machen können und drittens: damit sie in Krisen wie dieser nicht am existenziellen Abgrund landen. Wir nennen das Verantwortung. Und haben damit bisher nur gute Erfahrungen gemacht – auf allen Seiten.

Mehr zum Thema: „Traumberuf Friseur“