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Viele, wenn nicht die meisten, koppeln das menschliche Dasein eng an den Beruf. Der Job ist schließlich unsere wirtschaftliche Existenzgrundlage. Hm. Wird nicht umgekehrt ein Schuh draus: erst Sinn und Bestimmung finden, dann damit Geld verdienen? Ein Gespräch mit Friseurunternehmer und Yogacoach Chris Mattick über die Fragen: Wer sind wir, wenn wir wirklich leben? Und wer, wenn wir „nur“ existieren?
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Im eigentlichen Sinne geht es bei dem Wort natürlich auch um das „Auskommen“ mit meinen Einkünften. Das Stillen meiner Grundbedürfnisse. Tiefergehend ist da ein anderer Schwerpunkt. Existenz. Lebendig sein. Da sein. Existieren. Leben. Oft vermische ich beide Begriffe miteinander und projiziere auf die wirtschaftliche Existenz meine eigentliche Existenz oder zumindest deren Qualität.
Verstehst du, wie ich das meine? Ich denke, wenn ich den Wert meiner tatsächlichen Existenz an der wirtschaftlichen Existenz fest mache, verliere ich ein wenig die Achtung, die Achtsamkeit und auch den Respekt vor mir und meinen tatsächlichen Bedürfnissen. Meiner Ansicht nach ist das der Grund für unsere Erkrankungen – vor allem die psychosomatischen. Denn was dann passiert, ist folgendes: Der sogenannte Kontakt zu uns selbst wird blockiert.
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Das war ein sehr langer und wahrscheinlich immer noch nicht abgeschlossener Entwicklungsprozess. Das heißt, ich lerne jeden Tag mehr dazu und habe da sogar Bock drauf. Mittlerweile zeige ich im Salon, bei Seminaren, auf Shows und beim Yogaunterricht nur noch mein wahres Ich. Ich versuche, bei allem in meiner totalen Authentizität zu sein und zu wirken. Das kostet mich wesentlich weniger Energie als noch vor drei Jahren, als ich eher ein „people pleaser“ war und es am liebsten jedem recht gemacht hätte.
Die vielen Learnings und Veränderungen der letzten Zeit geben mir Kraft. Und diese neugewonnene Energie kann ich deutlich besser in alle Beziehungen investieren, sei es mit Kunden, Teilnehmern, der Familie oder Yogis. Die Qualität der Beziehung nimmt in allen Bereichen automatisch zu. Ich bekomme dadurch viel zurück. Ebenfalls kann ich mit der neugewonnen „Zusatzenergie“ an meiner wirtschaftlichen Existenz drehen.
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Zu mancher Zeit sehe ich das ganz genauso: mehr „downs“ als „ups“. Mit etwas Abstand betrachtet und einem anderen Mindset, war und ist jede Herausforderung eine tolle Möglichkeit zu lernen. Lernen, mit der Situation umzugehen. Lernen, lösungsorientiert zu arbeiten. Lernen, resistenter und resilienter zu werden. An guten Tagen sehe ich alles nur positiv :).
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Das heißt, jedes „down“ hatte etwas Inspirierendes. Sehen wir die Sache doch mal so: wir bekommen im Leben Aufgaben so lange serviert, bis wir letztendlich genug gelernt haben, um die Aufgabe zu lösen. Manchmal dauert es länger, dann schimpfen wir über niedrige Einnahmen, anstrengende Kunden, blöde Lieferanten, steigende Kosten oder einfach übers Wetter. Bis wir eines Tages verstehen, dass ich allein mich selbst, beziehungsweise mein Mindset ändern muss – und schon fangen alle Herausforderungen an, lösbar zu werden. Mit Kreativität, Reflexion und dem Willen dazu…
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Vor drei Jahren war Erfolg für mich definitiv gekoppelt an die Größe meines Salons, an den Umsatz, die Shows, mein Auto und all diese Lächerlichkeiten. So betrachte ich es rückblickend. Heute sehe ich mich als erfolgreich, wenn ich zufrieden bin mit meinem Schaffen. Auch hierfür sollte natürlich ein Ziel klar definiert sein, auf welche Weise auch immer.
Ich spüre das Gefühl von Erfolg, wenn ich um mich herum fröhliche Menschen sehe, die zufrieden unser Geschäft verlassen und vor allem wiederkommen. Wenn meine Kollegen im Salon gerne Zeit mit mir verbringen und somit aus eigenem Antrieb ihr Bestes geben. Im Gegenzug bekommen wir Vertrauen von den Gästen. Ist das nicht cool: sobald du deine Balance findest, bekommst du alles, was du brauchst, automatisch?
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Ehrlich gesagt, gelingt mir das nicht immer. Es gibt Tage, an denen es besser klappt und Tage, an denen es nicht klappt. Mal flutscht es und manchmal streiten wir auch. Und weißt du was? Das ist ok, denn wir sind nicht jeden Tag perfekt. Aber wir können jeden Tag versuchen, unser Bestes zu geben und die beste Version von uns selbst zu sein.
Ich versuche, durch Vorleben und Vorbildsein mein Team bei Stimmung und auf Kurs zu halten. Ich habe gelernt, dass ich Menschen nicht verändern, wohl aber eine Atmosphäre und eine Umgebung schaffen kann, in der jeder die Möglichkeit hat, sein Potential zu entdecken und zu entfalten. Ich denke, so funktioniert unser Geschäft ohne übergeordneten Kompass. Klar gibt es wirtschaftliche Ziele und Verbindlichkeiten. Die definiere ich für meine Unternehmen, aber eher als Folge meines Handelns. Unser Ziel ist vor allem, Vertrauen und Zufriedenheit zu stiften.
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Auf jeden Fall die Rückbesinnung auf das Wesentliche. Wir wollen so viel und brauchen so wenig. Ich meine, niemand muss in Sack und Asche gehen, aber das Glück und die Zufriedenheit in iPhones, Autos, Urlauben auf Bali oder Designerklamotten zu suchen, führt zu einer riesigen Leere, die sich durch nichts wirklich füllen lässt. Ich wache morgens auf, übe mich in Dankbarkeit und Demut. Freue mich über meine Partnerin und meinen Hund.
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Ich darf jeden Tag megaschöne Momente bei der Arbeit erleben, tolle Gespräche führen, erlebe Herausforderungen und einen interessanten Austausch mit meinen Kollegen. Weißt du, was ich meine? Wenn ich anfange, diese angeblichen Banalitäten als kleine Wunder des Alltags zu sehen und dafür dankbar bin, bin ich sehr mit mir im Reinen. Und zwar im Hier und Jetzt. Dann existiere ich.
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