Wenn Engel reisen: Zwei Barber Angels auf dem Jakobsweg

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Haben sich einen Traum erfüllt und sind mit vollen Akkus zurück im Alltag: Peter (links) und Andreas (rechts)
Foto: Privat
Haben sich einen Traum erfüllt und sind mit vollen Akkus zurück im Alltag: Peter (links) und Andreas (rechts)

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Geben. Und davon reichlich. Als Barber Angels sind Peter Mayer und Andreas Drotleff eher geübt darin, von Herzen für andere zu sorgen. Jetzt haben die langjährigen Freunde den eigenen Akku aufgeladen: Sie machten sich gemeinsam auf den Jakobsweg und erlebten eine Reise, die Menschen verändern kann.

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Zwei Männer, zwei Fahrräder und ein Hund. Ganze 1.300 km stecken Peter Mayer und Andreas Dortleff in den Knochen. Gemeinsam fuhren die beiden Buddies eine Radreise auf dem Jakobsweg, die so anstrengend wie erfüllend war. Viele positive Erfahrungen konnten sie machen, trotz aller Strapazen die sie in den Alltag mitgenommen haben. „Du bist ein anderer Mensch“, sagte Peters Frau zu ihm nach der Reise. Aber zunächst ein Rückblick.

Friseur*innen geben ja schon viel im normalen Salonalltag, sind immer für ihre Kunden da, haben ein offenes Ohr. Peter Mayer aus dem südbadischen Friesenheim betreibt einen Damensalon und einen Barbershop. Andreas Drotleff aus Ortenberg bei Offenburg ist seit einigen Jahren Rentner, hat aber immer wieder einmal bei Peter im Salon mitgearbeitet. Beide verbindet eine langjährige Freundschaft. Was sie noch gemeinsam haben: Peter und Andreas sind für die Barber Angels Brotherhood tätig, eine große Charity-Organisation, die inzwischen fast weltweit für Bedürftige da ist und ihnen die Haare schneidet. Peter und Andreas und ihre Barber Angels-Crew kommen dort mit vielen bewegenden und traurigen Schicksalen in Kontakt. „Ja, das ist leider so“, sagt Peter. „Wir treffen zum Beispiel viele Rentner, die in Altersarmut geraten sind, oder Menschen, die durch Schicksalsschläge wie Krankheit, Scheidung und Ähnliches auf der Straße gelandet sind, auch durch übermäßigen Alkohol- oder Drogenkonsum. Das sind Menschen, die sich den Friseurbesuch nicht mehr leisten können.“

All diese Erlebnisse neben dem anstrengenden Salonalltag laugen sicherlich aus. War das der Grund für die beiden Friseure, die Reise auf dem Jakobsweg anzutreten? Peter Mayer: „Das war mit ein Grund, aber die vielen negativen Erfahrungen der letzten Jahre, Krieg in der Ukraine und in Israel, ein schnöder Wahlkampf und vieles mehr haben das beeinflusst. Wir wollten einfach mal Kopf und Seele resetten und Kraft tanken, um wieder für andere Aufgaben bereit zu sein.“

Andreas schildert seine Motivation: „Ich bin eigentlich der Entspanntere von beiden, weil ich schon einige Jahre im Ruhestand bin und ein relaxtes Leben habe. Ich muss mich nicht mehr um geschäftliche Dinge kümmern. Aber der Jakobsweg war ein langgehegter Traum von mir; mal eine lange Reise mit dem Fahrrad zu machen. Diesen Traum habe ich mir jetzt erfüllt.

Peter und Andreas sind mit dem Auto bis San Sebastian gefahren, und von da ab ging’s in Begleitung der Hündin Zora – teils ist sie nebenher gelaufen, teils im Fahrradanhänger gesessen – nach Santiago de Compostela über den Camino del Norte. In zwei Wochen haben sie so 850 km zurückgelegt.

Peter erzählt: „Von da aus sind wir nach Murcia gefahren. In Burgos hat leider mein Fahrrad den Geist aufgegeben, die abschließend geplanten 250 km konnten wir dann nicht mehr mit dem Bike zurücklegen. Ich habe das Auto geholt und alles aufgeladen, so ging es etwas früher als gedacht nach Hause.“

Die Reise war voller Herausforderungen, aber auch entspannend, wie Andreas erzählt: „Ja, im Nachhinein weiß ich, dass es sehr anstrengend war, es hat so richtig heftige Momente gegeben. Dennoch war ich voller Energie, hatte Kraft, Ausdauer – es ging mir blendend, obwohl ich im Alltag mehr Luxus wie schöne Hotels etc. gewöhnt bin. Wir wussten ja nicht, was an Quartieren auf uns zukommt. Peter ergänzt lachend: „Wir haben uns die nicht so tollen Quartiere schön gemacht oder zur Not mit spanischem Rotwein schöngetrunken.“

Für Peter war die Reise ein bisschen anstrengender als für Andreas, denn er hatte ja 60 kg hinten am Fahrrad hängen. Andreas hat also immer mal ein bisschen auf ihn warten müssen. Er fasst zusammen: „Wir haben grandiose Landschaften gesehen, viele Unwägbarkeiten überwunden und waren abends immer froh, irgendwo angekommen zu sein. Dann übergeht man die negativen Dinge – wie ein schmerzendes Gesäß – einfach, plant den nächsten Tag und die Route. Glücklich und kaputt gingen wir ins Bett und sind morgens mit neuem Elan wieder rangegangen.“

Peter und Andreas ließen den negativen Erfahrungen keinen Raum, sahen auch zu lösende Probleme positiv. Was beide begeistert hat, waren die Fußgänger, die den Weg entlangwanderten. „Allen Respekt hatten wir vor ihnen, erzählt Peter: „Wir haben unter anderem eine 83-jährige Frau getroffen, die täglich 40 bis 50 km gelaufen ist! Zuhause in New York läuft sie jeden Tag 15 bis 20 km, erst dann beginnt für sie der Tag. Das war für mich unbegreiflich, aber zeigt, dass man mit Disziplin fast alles erreichen kann.“ Andreas war ebenso begeistert: „Wir haben Menschen im Rollstuhl gesehen oder einen Mann mit einer Beinprothese. Wenn du solche Menschen erlebst, dann war das, was wir gemacht haben, eine Kleinigkeit, aber eine ganz tolle Lebenserfahrung.“

Die Erfahrungen halten weiter an – zum einen körperlich: Für den Sommer sind bei Peter schon größere Touren mit seiner Frau geplant, und auch im Alltag nutzt er mehr das Fahrrad als das Auto. Zum anderen aber auch das Emotionale: „Ich lasse die Sorgen los, lasse mich von negativen Gefühlen und Gedanken nicht mehr leiten, sondern suche den richtigen Weg und Lösungen. Dabei lasse ich Dinge, die ich nicht ändern kann außen vor. Wo ich Möglichkeiten habe, mache ich das Beste draus und gehe positiv durchs Leben.“

Andreas war immer schon relativ entspannt: „Ich umgebe mich schon lange nicht mehr mit Menschen, die mir nicht guttun. Ich kriege zwar alles Negative, das in der Welt passiert, mit und bin politisch interessiert und informiert, aber nach dieser Reise kann ich besser filtern. Daher bin ich extrem dankbar dafür, dass ich das machen konnte, mit 71 Jahren ist das nicht selbstverständlich.

Beim nächsten Einsatz für die Barber Angels will Andreas versuchen, dieses Gefühl den Gästen zu vermitteln. „Das Leben ist schön, wir haben nur dieses eine, und wenn wir es versauen, ist es rum.“

Peter: „Das ist auch Einstellungssache, viele Menschen ziehen ja das Negative an, wenn sie ständig negativ denken. Meine Frau hat nach meiner Rückkehr sofort gesagt: ‚Du bist ein anderer Mensch‘. Und das stimmt wohl. Ich erfreue mich an Dingen, die mich früher nicht so interessiert haben, mache etwa total gerne Gartenarbeit Ich fühle mich stark genug, um mit sämtlichen Unwägbarkeiten umzusehen. Viele Menschen möchten auch, dass ich von der Reise erzähle – da würde ich am liebsten gleich wieder aufs Rad steigen und losfahren.“

Die Reise hat die Freundschaft von Peter und Andreas noch vertieft, sie frischen gerne zusammen die Erinnerungen auf. Sie nehmen sich beide nicht so wichtig, und deshalb funktioniert die Freundschaft so gut, wie sie meinen. Andreas sieht die Sache so: „Freunde kommen und gehen, aber wir haben das über einen langen Zeitraum hinbekommen. Wenn man es schafft, bis an sein Lebensende mindestens einen guten Freund zu haben – das ist ein toller Gewinn!“

Peter und Andreas möchten anderen Menschen Mut machen, vielleicht auch einmal den Jakobsweg zu gehen. Vor allem aber möchten sie andere motivieren, den Alltag gut zu meistern und sich im Leben mehr auf das Positive zu konzentrieren und Probleme eher als Herausforderungen und Chancen zur Veränderung zu sehen. Mission erfüllt, Jungs!