7 %: „Personalintensive Berufe brauchen diesen Wettbewerbsvorteil!“
Der Düsseldorfer Starfriseur, erfolgreiche Business Coach und Fachautor Oliver Schmidt ist einer der fünf Initiatoren der Kampagne „7% Mehrwertsteuer für Friseure. JETZT!“ FMFM-Redakteurin Gabriela Contoli hat ihn gefragt, worin genau seine Motivation besteht, sich für diese Aktion zu engagieren, welche Chancen er ihr einräumt und was eine Umsetzung für die Friseurbranche bedeuten würde.
Oliver, warum sollte die Regierung ausgerechnet Friseuren die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf 7% zugestehen? Oliver Schmidt: Weil wir Friseure uns – im Gegensatz zu anderen Berufen – in einer absoluten Schieflage befinden. Der Friseurberuf ist einer der personalintensivsten Berufe überhaupt! Da geht nicht viel mit Digitalisierung im Vergleich zu anderen Branchen. Nehmen wir doch mal eine Fabrik, die Sportgeräte herstellt. Früher brauchten die 5000 Mitarbeiter, heute nur noch 10-15, um die gleiche Produktivität zu erzielen. Der Rest wird doch längst durch Maschinen und digitale Techniken ersetzt. Heute machen die mit 10 Leuten mehr Umsatz als zuvor mit 1000. Ein unfassbarer Lohnvorsprung im Vergleich zu uns Friseuren!
Im Salon bedarf es mindestens 2 nicht digitale Hände, um einen Kopf zu bedienen.. O.S.: Genau so ist es! Darüber hinaus kämpfen wir seit Jahren erbittert mit anderen Branchen um Mitarbeiter und Azubis. Dieser Wettbewerb ist immer eine Kostenrechnung, denn schließlich will jeder Arbeitgeber seine Mitarbeiter fair bezahlen. Und wenn das nicht gelingt – bitteschön – Handwerker werden überall händeringend gesucht! Oder noch schlimmer, die Zahl der Kleinstbetriebe, die von der aktuellen Mehrwertsteuer von 19% komplett befreit sind und den Wettbewerb massivst verzerren, wird weiter zunehmen. Immerhin sind das mittlerweile schon über 30.000 Betriebe! Und wenn die Nachwuchs- und Personalprobleme sich weiterhin so dramatisch entwickeln, wird es über kurz oder lang wohl kaum noch ausreichend Hände geben, die die Köpfe unserer Kunden bedienen …
Macht bitte alle mit bei der Petition!
Was würde eine Senkung der Mehrwertsteuer für den Salonkunden bedeuten? O.S.: Im Gegensatz zu anderen Branchen wird die Mehrwertsteuer in unserem Handwerk auf die Endverbraucher abgewälzt. Und da machen 19% oder 7% schon einen gewaltigen Unterschied. Friseurdienstleistungen müssen für die Kunden bezahlbar bleiben. Und dennoch bleibt den meisten Friseuren derzeit nichts anderes übrig als ihre Preise den aktuellen Gegebenheiten anzupassen, um weiterhin überleben zu können. Da wäre die Senkung der Mehrwertsteuer eine deutliche Erleichterung – sowohl für uns Friseure als auch für unsere Kunden.
Und wenn nicht? O.S.: Dann wird die Zahl derer, die in die Schwarzarbeit rutschen, weiterhin dramatisch steigen, weil sich viele Kunden den Friseurbesuch nicht mehr leisten wollen bzw. können. Diese Entwicklung ist jedoch völlig inakzeptabel! Wir müssen ein weiteres Abrutschen in die Illegalität unbedingt verhindern, wenn uns die Verantwortung für unsere Mitarbeiter und unseren Sozialstaat wichtig ist, was es sein sollte. Wir müssen das große Ganze im Auge behalten und uns unsere sozialversicherungspflichtige Arbeit erhalten. Denn die war und ist schließlich die Basis für unser aller Wohlstand.
Also auch keine Preiserhöhung im Salon? O.S.: Doch, das lässt sich leider nicht vermeiden, aber die Preise sollten nach wie vor im entsprechenden Verhältnis stehen. Wir können nicht einfach die Preise erhöhen und dafür keinen Mehrwert bieten. Und unsere Dienstleistungen müssen bezahlbar bleiben, denn nur das garantiert schlussendlich auch eine geordnete Lohnpolitik. Ansonsten wird es noch weniger Azubis und weniger Ausbilder geben, was unsere Branche noch tiefer in den Abgrund befördern würde.
Und da wäre die 7%-Regelung hilfreich? O.S.: Ja, denn ausbildende Friseurbetriebe müssen jungen Leuten einen klaren Wettbewerbsvorteil bieten. Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, um gute Friseure auszubilden, was langfristig doch definitiv die dringend notwendige Win.Win-Situation schafft. Schwarze Schafe, die einfach nur ausbilden, um billige Hilfskräfte zu haben, sollten doch langsam mal der Vergangenheit angehören, denn die führen keineswegs in eine erfolgreiche Zukunft unseres Handwerks. Es gilt, zufriedene Mitarbeiter zu generieren. Wer Friseur lernt, soll in seinem Beruf glücklich werden, sich selbst entfalten und Geld verdienen! Mit Senkung der Mehrwertsteuer wäre den Betrieben sehr geholfen, dies alles möglich und finanzierbar zu machen.
Wie geht es weiter, wenn ihr es tatsächlich schafft, 50.000 Unterschriften zusammenzutragen? Derzeit sind es ja leider erst knapp über 13.000…
O.S.: Ja, das ist definitiv noch ausbaufähig! Denn wenn 50.000 Menschen bundesweit eine Meinung haben, dann kann die Politik das nicht überhören! Je stärker eine Stimme wird und sich die Leute dafür einsetzen, desto mehr wird sie gehört. Und wir werden so weit gehen, bis wir gehört werden. Wir brauchen die Branche als Supporter! Jeder Friseur wird davon profitieren. Aber jeder muss sich auch engagieren! Immer nur jammern hilft nicht weiter! Wir wollen kein Strohfeuer entfachen, wir wollen kämpfen!
BITTE ALLE MITMACHEN!!! Hier geht`s zur Petition!