Erneute Salonschließungen: Sind Friseure die „Deppen“ des Jahres?

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Es gibt zwei Tugenden, die Corona definitiv nicht mit in die Wiege gelegt wurden: Vertrauen und Gerechtigkeit! Oder wie ist es sonst zu erklären, dass Gesundheitsminister Jens Spahn Anfang September mit seiner legendären Aussage: "Man würde, mit dem Wissen heute, das kann ich Ihnen sagen, keine Friseure mehr schließen. Das wird nicht noch mal passieren“, Friseurunternehmer von Flensburg bis Garmisch voller Zuversicht, aber im Nachhinein leider völlig unberechtigt aufatmen ließ.
Wie sonst erklärt es sich, dass mit der aktuellen Situation in Baden-Württemberg – und das ist sicherlich erst der Anfang – das Virus an Stadtgrenzen scheinbar „Halt macht“ und bis jetzt in Pforzheim und Heilbronn und ab morgen auch in Mannheim alle Friseursalons wieder geschlossen sind? Aktualitätsdefizite bitten wir aufgrund der stündlichen Breaking News zu diesem Thema schon mal zu entschuldigen.

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Aber Fakt ist, auch nach rund 9 Monaten Pandemie gibt es keinen „Erklärbär“ für dieses Virus! Keine Logik, keine Entspannung, keine Entwarnung! Im Gegenteil! Alle Zahlen, die mit COVID-19 in Verbindung stehen, sind trotz aller Maßnahmen immens gestiegen und halten sich auf einem beständig hohen Niveau!

Rat- und Hilflosigkeit an der Spitze der Pyramide, wo sich unsere Politiker – die zugegeben auch keine Hellseher sind – das Hirn zermartern! Und – je höher die Inzidenzwerte steigen – offensichtlich umso experimentierfreudiger im Nebel herumstochern: Tagsüber vorweihnachtliches Gekuschel und Gedränge in den Innenstädten. An Glühweinständen, deren Daseinsberechtigung im Zuge der allgemeinen Gastronomieschließung so unlogisch ist wie die überfüllten Bahnhöfe und noch volleren Busse und Züge! So unlogisch wie die nächtlichen Ausgangssperren zwischen 21 und 5 Uhr, einer Zeit, in der eh alles, was nach Vergnügung schreit, seit Wochen dicht ist und man wetterbedingt noch nicht mal den eigenen Hund guten Gewissens zum Pipi machen in den Garten schickt.

Waren alle Maßnahmen etwa umsonst?

Friseure sind nicht nur in Alarmbereitschaft ob der erneut drohenden Schließungen – sie mussten und müssen es in diesen Tagen bereits teilweise tun wie z. B. im von der Pandemie besonders hart betroffenem Baden-Württemberg: In Städten, in denen der 7-Tages-Inzidenzwert über 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern beträgt, ist die Schließung bereits vollzogen bzw. steht kurz davor.

Shit! Und zwar auf der ganzen Linie! Denn was ist mit dem laufenden Weihnachtsgeschäft? Nach Monaten und Wochen mit teilweise existenzbedrohenden leeren Bedienstühlen, weil vielen Kunden – trotz hervorragender Hygienekonzepte – der Friseurbesuch in Coronazeiten doch nicht geheuer war, sie in Quarantäne mussten oder weniger Geld zur Verfügung haben, sollen Kamm, Schere und Föhn mit open end in den frühzeitigen Jahreswechselurlaub gehen?

Die Panik unter den Salonunternehmern ist wieder da! Waren alle Maßnahmen umsonst? Wie fange ich die verlorenen Umsätze der umtriebigen Vorweihnachtszeit wieder auf? Gibt es Hilfen, wenn ja, wann und wie viel? Was mache ich mit meinen Mitarbeitern? Der Ton wird schärfer, die Ungeduld wächst.

Friseure machen sich in offenen Briefen, Mails und in den Sozialen Medien bei der Regierung Luft! Petitionen werden losgetreten wie die von der Deißlinger Friseurunternehmerin Giovanna Picha. (Hier geht's zur Petition). Ob das allerdings was bringt? Skepsis ist angebracht, aber Nichtstun kann auch nicht die Lösung sein. Ohnmacht, Angst und Wut statt Hoffnung, Optimismus und Zuversicht machen sich kurz vor dem schönsten Fest des Jahres nicht nur in unserer Branche erneut breit.

Friseure appellieren verzweifelt an die Regierung

„Beim Friseur sind Sie sicherer als im Krankenhaus“ provoziert Roberto Laraia aus Reutlingen in seinem offenen Brief an den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und Herrn Minister Lucha. Die Schließung bezeichnet der Obermeister der Friseure Reutlingen als „Willkür“, werden die Hygienekonzepte in den Salons doch täglich umgesetzt, tragen Friseure und Kunden bei ihrem Friseurbesuch doch gleichermaßen seit Monaten akribisch ihre Masken. Sein verzweifelter Appell: „Lassen Sie uns geöffnet! Stürzen Sie unsere Betriebe und Mitarbeiter nicht in den Ruin!“

„Wir haben in unserem Unternehmen für einen fünfstelligen Betrag potente HEPA 14 Luftfilter angeschafft. Warum wir schließen sollen, verstehe ich nicht! Bin ich nun der Depp des Jahres?“ wendet sich Ralf Steinhoff, ebenfalls aus Reutlingen, an die politische Spitze seines Bundeslandes. Wenn in Reutlingen (Inzidenzwert 184,6 vom 6.12.2020) die Salons schließen müssen, fahren die Kunden ins benachbarte Tübingen (derzeitiger Inzidenzwert 113,2), um sich schön machen zu lassen. Und schleppen dann das Virus aus dem verseuchten Reutlingen dort ein? „Das macht epidemiologisch keinen Sinn, die föderalistische Farce würde ihren nächsten Höhepunkt erleben“, beklagt Steinhoff. Sein dringender Aufruf an Kretschmann & Co: „Lassen Sie die Friseure geöffnet! Sie produzieren nur Leid und Zweifel, befeuern einen ungesunden Friseurtourismus und verlieren wichtige Multiplikatoren bei der Überzeugungsarbeit für eine gemeinsame Eindämmung der Pandemie!“

Marion Stahl und Felix Lang (Die Friseurberater) prangern an: „Zeigen Sie uns doch bitte auf, wie viele Personen sich bundesweit bisher bei einem Friseur oder in der Gastronomie angesteckt haben! In Friseurbetrieben wird gearbeitet, als würde eine Operation durchgeführt!“

„Ich appelliere an alle Verantwortungsträger auf Landesebene, diese Allgemeinverfügung zu korrigieren. Die Friseurbetriebe in Baden-Württemberg haben bewiesen, dass sie auch während der Pandemie mit einem zuverlässigen Hygienekonzept geöffnet bleiben können„, erklärt Herbert Gassert, Landesvorsitzender des Friseur- und Kosmetikverbands Baden-Württemberg gegenüber der Presse.

 

Der Frust im Ländle ist riesengroß!

Salonunternehmer Ralph-Joachim Hoffmann aus Heilbronn gestern auf Facebook: „Nachdem wir ab morgen unser Geschäft wieder schließen müssen, haben wir heute kurzfristig einen Not-Service eingerichtet und der Reihe nach alle Kunden angerufen. Bis Donnerstag sind wir erst gar nicht gekommen. Wir haben heute 14, 5 Stunden am Stück gearbeitet, um so viele Gäste wie möglich noch zu bedienen, bevor es uns verboten ist“. Aufmunternde Worte wie „Haltet durch“ bewirken bei dem enttäuschten Unternehmer höchstens ein leichtes Zucken der Mundwinkel.

Und die Nachrichten, die bereits heute Morgen über den Äther kamen, verheißen leider nichts Gutes! Bundeskanzlerin Angela Merkel hat nach Medienberichten die Unionsfraktion am Montag wohl auf weitere harte Maßnahmen nach dem 27. Dezember bis 3. oder sogar 10. Januar vorbereitet, die noch vor Weihnachten entschieden werden sollen. Und die einen Lockdown wie dem im Frühjahr mit geschlossenem Einzelhandel und geschlossenen Friseursalons vermuten lassen.

Es ist einfach alles nur noch furchtbar! Da gibt es nichts zu beschönigen! Auch wir von der FMFM-Redaktion, die wir im Frühjahr dem einen oder anderen Friseur noch voller Überzeugung Optimismus und Nutzwert vermitteln konnten, sind momentan eher sprach- und hilflos und haben keinen Grund, plausible und überzeugende Perspektiven für die nächsten Wochen zu bieten. Wir müssen alle abwarten!

Nicht den Mut und die Hoffnung verlieren!

Alles, was wir euch jetzt dringend empfehlen wollen ist: Versucht, nicht zu verzweifeln! Nutzt die Zeit zwischen den Jahren, neue Kräfte und Energie zu tanken, Ideen und Konzepte zu entwickeln, um nach dieser entsetzlich ungewissen Zeit voller Rückschläge und Entbehrungen gesund und mit voller Power erfolgsorientiert durchzustarten. Vielleicht plant ihr einfach eure Betriebsferien zwischen den Jahren? Dann seid ihr zumindest in diesen Tagen auf der sicheren Seite, egal ob es zur Schließung kommt – wovon wir leider ausgehen müssen – oder nicht!

Es WIRD eine Zeit danach geben! Haltet durch und bleibt gesund! Wir bleiben weiter für euch am Ball!