Ersetzt Online-Learning wirklich „echte“ Workshops? Pro & contra!

„Videokurse ermöglichen es genau dann weiterzubilden, wenn es im Zeitplan passt.“ – Heiko Schneider

„Die Coronakrise hat in einigen Bereichen eine Beschleunigung der Entwicklung bewirkt, dazu zählt auch der Bereich der Digitalisierung der Weiterbildungsbranche. Selbst für eine so emotionale Branche wie die der Friseure und Kosmetiker sind Webinare und Online-Seminare sowie Online-Kongresse in den vergangenen Monaten zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Mitarbeiter und insbesondere Auszubildende haben gelernt, auch mit Anweisungen über den Bildschirm umzugehen. Emotionale Kommunikation, Körpersprache und emotionale Intelligenz können online nicht lückenlos überbrückt werden. Dennoch ist der wohl größte Vorteil von Online-Seminaren die freie Zeiteinteilung. Videokurse ermöglichen es den Mitarbeitern, sich genau dann weiterzubilden, wenn es in ihren Zeitplan passt.“

„Webinare sind nichts für mich. Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten, direkt zu kommunizieren und zu interagieren – und nicht via Bildschirm. Eine vernünftige Kommunikation ist aufgrund technischen Störungen oft auch problematisch oder manchmal sogar unmöglich. Wie kann man so Techniken, Produktinformationen oder anderes wichtiges Wissen vermitteln beziehungsweise vermittelt bekommen? Mein Urteil: Online-Seminare sind mir definitiv zu unpersönlich. Daher werde ich lieber auf Präsenz-Unterricht zurückgreifen, wenn es wieder möglich ist.“

„Fortschritt lässt sich nicht zurückdrehen!“ – Oliver Bohn

„Bereits im Februar 2020, also einige Wochen vor dem ersten Lockdown und somit vor dem für viele auferlegten Zwang sich mit digitaler Kommunikation, Weiterbildung und virtuellen Schulungsräumen auseinanderzusetzen, haben wir den ersten Meisterkurs digital begonnen. Mit dem Unterschied, dass wir uns ohne jeden Zwang an diesen Fortschritt herangewagt und uns ausgiebig darauf vorbereitet haben. Die Vorteile liegen auf der Hand: Lernen, wann und wo es passt, keine langen Fahrtwege mehr, trotz Meisterkurs bei den Familien, Freunden und auch für den Salon und die Kunden da sein. Allerdings braucht es auch eine klare Struktur und eine didaktische Umstellung, vor allem auf der Seite des Seminaranbieters. Es steht und fällt alles mit der Vorbereitung und dem Dozenten.“

„Fehlerhafte Angewohnheiten kann ein Trainer nur durch Präsenz verhindern!“ – Patrick Befurt

„Die erste Lockdown-Phase im Frühjahr haben wir genutzt, um unsere Mitarbeiter in allen Bereichen des Farb-Know-Hows weiterzubilden. In einer mehrtägigen Online-Schulung haben alle ihren „Expert of Color“ gemacht. Eine tolle Erfahrung, die mit der herkömmlichen Art der Präsenzschulung so nicht möglich gewesen wäre. Viel Wissen, welches in konzentrierter Form, über mehrere Tagen fünfzig Mitarbeitern dank vieler Trainer gleichzeitig zugänglich gemacht wurde – und das Ganze, ohne den Salonalltag zu vernachlässigen. In unserer Akademie nutzen wir aktuell die Zeit, um alle unsere Azubis fit für ihre Prüfungen zu machen. Die praktischen Arbeiten erfordern bei unseren Azubis dennoch die Anwesenheit eines Trainers, weil sie noch nicht die Erfahrung haben. Da ist es nötig, auch mal die Hand zu führen! Fehlerhafte Angewohnheiten kann ein Trainer eben nur durch Präsenz verhindern!“

Pietro & Mandy van der Bosch-Macri

„Aus der Sicht eines Inhaber hat die Digitalisierung im Friseurhandwerk massive Vorteile! So gibt es immer mehr virtuelle Plattformen, die unkompliziert und schnell nutzbar sind und in denen man Know-how und Wissen mit seinem Team einfach teilen kann. Als erfahrene Trainerin nutze ich seit dem ersten Lockdown vermehrt eine große Bandbreite an Medien, um viele Menschen gleichzeitig erreichen können. Dennoch brauchen wir den persönlichen Kontakt, um mit allen Sinnen die Lernprozesse zu individualisieren. Denn der persönliche Kontakt/Austausch und ein authentisches Erleben, sind für die Weiterentwicklung ein wichtiger Baustein. Auch positive Emotionalität wie Begeisterung und Motivation, Disziplin und Durchhaltevermögen sind schwierig digital zu akquirieren!“

„Das persönliche Miteinander wird bei Friseuren niemals out sein.“ – Daniel Golz

„Durch den Lockdown haben Online-Kurse an Beachtung gewonnen, weil nun vermehrt Friseure gezwungen waren, sich online weiterzubilden. Viele denken nun, es sei einfach, schnell mal einen Online-Kurs abzuhalten. Doch es ist wie beim Haareschneiden – das will genauso gelernt sein wie das Schulen von Friseuren. Als ausgebildeter Trainer und durch jahrelange Erfahrung in Live- und Online-Kursen weiß ich, wovon ich spreche. Sind Kurse in Präsenz damit out? Ich sage ganz klar: Nein! Ein live gesprochenes Wort in Verbindung mit einem Gesicht und Ausdruck sowie das direkte Umsetzen mit Hilfestellung kann einen Online-Kurs nicht ersetzen. Das persönliche Miteinander wird bei Friseuren niemals out sein.“

Daniel Golz

Yvonne Honerbom

„Ich bin selber Trainerin für Hochsteckfrisuren mit meinem Label @pincess.style, allerdings nicht online, sondern nur vor Ort in Salons und Schulen. Durch den Lockdown bin ich auf unheimlich tolle Online-Seminare gestoßen, die beeindruckend organisiert sind und zum Austausch untereinander anregen. Wirklich empfehlenswert. Meine neueste Entdeckung ist die ICONO Online Academy. Für mich sind Online-Seminare eine wundervolle Gelegenheit, Weiterbildung ins eigene Wohnzimmer zu holen, nicht nur im Lockdown! Das Schöne daran ist außerdem, dass viele Angebote sogar kostenlos und trotzdem qualitativ hochwertig sind.“

„Gemeinsames Lernen und gegenseitiges Motivieren ist schwieriger“ – Harald Esser

„Der Vorteil von Online-Kursen ist – auch nach der Pandemie – sicherlich die Ortsungebundenheit. Unabhängig vom eigenen Standort kann man z.B. auch an internationalen Seminaren teilnehmen. Das ist eine tolle Option, insbesondere wenn man sich trotz knapp bemessener Zeit weiterbilden möchte. Die praktische Schulung und eventuelle Korrekturen durch den Dozenten können in Präsenz jedoch besser umgesetzt werden. Auch das gemeinsame Lernen und gegenseitige Motivieren unter den Teilnehmern ist schwieriger. Videokonferenzen sind eine gute Alternative und zusätzliche Möglichkeit, aber der persönliche Austausch – sei es in der Kaffeepause – fehlt dann doch. Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft beide Formate, vielleicht auch hybride Lösungen, angeboten und nachgefragt sein werden.“

Harald Esser

Melanie Chaari

„Ich persönlich habe ein Online-Studium absolviert und nun schon das nächste begonnen. Für meinen Bereich – Persönlichkeitsentwicklung „mal anders“ – braucht es aber den direkten Kontakt, dem die Möglichkeiten online nicht gerecht werden. Das Beisammensein und die Interaktion in der Gruppe sind für einige Weiterbildungen unerlässlich. Körpersprache, Zwischenmenschliches und die Energie dessen sind über den Bildschirm nicht das Gleiche. In vielen Bereichen hilft mir die Art von „Zoominaren“ jedoch sehr. Hier kann ich dann Menschen aus ganz Deutschland vereinen. Corona hat mich hier in eine Entwicklung gebracht, die mir viel ermöglicht und mich breiter aufstellt. Die Kombination beider wird demnach bei mir auch nach Corona ein Bestandteil bleiben.“

„Schulung on demand, wann und wo auch immer der Bedarf ist.“ – Frank Brormann

„Aktuell haben wir alle keine Wahl. Die digitale Welt hat uns voll im Griff. Unsere zukünftigen Auszubildenden werden es erwarten, dass wir digital auf ihre Lernbedürfnisse eingehen. Ich habe die Zeit des Lockdowns sehr aktiv für die Marke calligraphy cut® genutzt und Informationen gesammelt. Meine Prognose ist daher klar: In der nahen Zukunft wird Aus- und Weiterbildung im Friseurhandwerk zu 80 % online und 20 % analog bzw. stationär stattfinden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Fortbildung ohne Kontakt. Schulung on demand, wann und wo auch immer der Bedarf ist. Keine Reisekosten und jeder Schüler kann in seiner eigenen Geschwindigkeit lernen. Das Erfolgsgeheimnis wird jedoch in der Kombination von Online- mit Präsenz-Seminaren sein, dann gibt es keine Nachteile.“

Frank Brormann