Freund oder Vorgesetzter? „Ich musste es erst schaffen, Chef zu sein!“

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Foto: M. Fischer
Der Switch vom Kollegen zum Chef - eine Herausforderung!
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Erst beste Kollegen – und plötzlich Chef sein? Micha Pelz führt heute einen erfolgreichen Salon in Berlin. Der Weg vom Friseur zum Unternehmer war für den 42-Jährigen allerdings nicht so einfach. Warum Freundschaft statt Führung ihn beinahe die Existenz gekostet hätte – und wie er noch rechtzeitig die Reißleine zog.

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Viele Friseur*innen kennen das: Der Start in die Selbstständigkeit ist gesäumt von vielen krassen Erfahrungen. Vor allem für jene, die ehemalige Kolleg*innen mitnehmen und plötzlich dann deren Chef*in sind, sind Herausforderungen vorprogrammiert. Eine Geschichte über den schmalen Grad zwischen Führung und Freundschaft.

Micha, wer ist hier der Boss? Wer führt, Micha Pelz Coiffure‘?

Micha Pelz: Zum Glück ich. Aber ja, an diesen Punkt zu kommen, war ein Prozess. Ich sag mal so: Die meisten Friseure, die sich selbstständig machen, haben im Grunde keine Ahnung von Führung. Ich hatte die vor rund neun Jahren, als ich meinen Salon eröffnete, auch nicht. Ich war zwar leidenschaftlicher Friseur, der wusste wo er hinwollte, aber Erfahrung im Unternehmertum hatte ich null. Es hat gedauert, dass ich als Menschenfreund meine Chefposition gefunden und gefestigt habe.

Wie war denn Dein Weg in die Selbstständigkeit? Was oder wer hat Dir denn solche Schwierigkeiten bereitet?

Als ich meinen Salon gründete, gingen zwei Kolleginnen aus meinem damaligen Betrieb mit mir mit. Ich dachte, dass wir alle am selben Strang ziehen würden. Freundschaftlich bauten wir das Ganze auf und wir hatten dann auch schnell viel zu tun. Nachdem dann eine Kollegin schwanger wurde, rockten wir zu zweit den Salon. Wir hatten von morgens bis abends durchgearbeitet und das Zwischenmenschliche, ja der ganze Austausch, ist dann aber komplett auf der Strecke geblieben. Als dann die Kollegin aus Elternzeit zurückkam und ich endlich noch eine weitere Mitarbeiterin fand, war plötzlich eine komplett schlechte Stimmung im Salon.

Was war passiert?

Das war mir eine ganze Zeit lang selbst nicht wirklich klar. Aber dann bemerkte ich, dass die Kollegin, die die ganze Zeit mit mir im Salon war, sich vor den anderen beiden total als Chefin aufspielte und richtig miese Stimmung bei denen verbreitete. In Meetings war es das reine Mitarbeiter-Bashing. Ich selber hatte überhaupt keine Freude mehr daran, in meinen eigenen Salon zu gehen.

Und was hast Du unternommen?

Bei der Überprüfung der Zahlen zeigte sich, dass die Kollegin gar nicht so tolle Umsatzzahlen hatte, wie sie immer tat. Die anderen sorgten hingegen für guten Umsatz, wurden aber von ihr immer klein gehalten. Auch mein Steuerberater riet mir, etwas zu unternehmen. Ich ging ins Gespräch mit ihr, bei dem wir uns gegenseitig so richtig die Meinung geigten.

Obwohl Du eigentlich der Chef warst?

Ja, ich hab es einfach nicht geschafft, Chef zu sein. Eigentlich basierte das Ganze ja mal auf einer freundschaftlichen Basis. Ich bot ihr sogar an, das Thema Salonleitung mit Führungsseminaren anzugehen, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits Stimmung und Zahlen gegen sie sprachen. Aber ich saß – im Nachhinein betrachtet – damals einfach noch nicht im Führerhaus. Das war mein Fehler.

Also ist Freundschaft fürs Business schädlich?

Das würde ich so generell nicht sagen. Aber ich habe es damals in diesem Fall tatsächlich nicht geschafft, mich klar zu kommunizieren und Grenzen zu setzen. Auch wenn der Weg freundschaftlich sein soll, darf eine Person nicht so viel wert sein, um seine Existenz zu riskieren.

Und wie hast Du es letztendlich geschafft, Führung zu übernehmen?

Was mich wirklich weitergebracht hat, war dann ein Persönlichkeitscoaching und Führungskräfteseminar bei Schwarz&Schwarz nach dem ersten Corona-Lockdown. Allein schon, sich dafür anzumelden, hat etwas mit mir gemacht. Als ich mich dann im Seminar vorne hingestellt und vorgestellt habe, dazu definiert habe, was ich wirklich will, hat den Schalter umgelegt. Bewusst zu entscheiden, dass und was man verändern möchte, war der finale Magic Moment. Als ich in den Salon zurückkam, sprach ich der Kollegin die Kündigung aus. Das war für mich die richtige Entscheidung. Denn kaum war sie weg, herrschte entspannte Stimmung im Salon, die Umsätze gingen rauf und wir bekamen tolles Feedback der Kunden. Ihre Entlassung und dass ich endlich Führung übernommen hatte, gaben dem Salon einen richtigen Boost.

Was rätst Du anderen Friseuren, die sich selbstständig machen wollen?

Sich auf jeden Fall vor dem Gang in die Selbstständigkeit damit auseinanderzusetzen, was einen als Unternehmer*in erwartet. Neben den ganzen Zahlen musst du eben auch führen können! Ich habe für mich erkannt: Wenn dich ein Mitarbeiter noch nach Feierabend beschäftigt, stimmt was nicht. Und wenn du merkst, dass etwas nicht läuft, dann musst du es sofort hinterfragen. Wenn du es allein einfach nicht schaffst, hol dir Hilfe von außen.