Mitarbeiterführung 4.0: Wir brauchen Mut und Klarheit statt Samthandschuhe und Zuckerwatte!

FMFM BildDennis-Machts2023
28. Februar 2023In FührungVon Nadine Schwarz
Dennis Machts führt derzeit zehn Filialen. Die meisten seiner Mitarbeiter*innen entspringen dem eigenen Nachwuchs, der im Talent-Salon ausgebildet wird. In der eigenen Academy nutzen Friseur*innen aus dem kompletten deutschsprachigen Raum das Seminarangebot.
Dennis Machts führt derzeit zehn Filialen. Die meisten seiner Mitarbeiter*innen entspringen dem eigenen Nachwuchs, der im Talent-Salon ausgebildet wird. In der eigenen Academy nutzen Friseur*innen aus dem kompletten deutschsprachigen Raum das Seminarangebot.
28. Februar 2023In FührungVon Nadine Schwarz

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Der Fachkräftemangel treibt krause Blüten! Gefühlt noch nie haben Chefs sich bei ihren Mitarbeiter*innen so angebiedert wie heute. Dabei sind wachsweiche Führung, Zögern und Zaudern nicht selten erst der ultimative Stimmungskiller für ganze Teams. Dennis Machts, Director der Berliner D. Machts Group und FMFM Artist, über sein (heutiges!) Faible für klare Strukturen, geregelte Arbeitsprozesse und sein geschultes „Näschen“ für faule Kartoffeln.

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Dennis, Du bist seit 1990 Friseurunternehmer – Fehler und Lernprozesse blieben da bestimmt nicht aus, oder?

Dennis Machts: Allerdings. Das Thema Mitarbeiterführung kam in meinen ersten Jahren der Selbstständigkeit und mit dem Aufbau der Filialisierung definitiv zu kurz. Da hab ich bei vermeintlichen Zickereien viel zu lange nur zugeschaut.

Gab es einen prägenden Vorfall, der deine Auffassung von erfolgreicher Führung verändert hat?

Ja, das war etwa im fünften Jahr meiner Selbstständigkeit, da hatte ich bereits fünf Filialen. Ich stellte eine großartig wirkende Mitarbeiterin ein: imposante Erscheinung, tolles Vorstellungsgespräch, sehr viel Motivation, Verständnis für unser Konzept. Sie war extrem ehrgeizig und ihre Umsatzzahlen super – ein richtiges Arbeitstier.

Und wo war der Haken?

Die Mitarbeiterin fing an, Abläufe und Techniken infrage zu stellen. Erklärte, dass ihre Methoden doch auch funktionieren würden. Das ist bei einer Filialisierung mit einheitlichen Standards aber ein Problem. An diesem Punkt wäre eigentlich schon das erste Mitarbeitergespräch notwendig gewesen. Das fand nicht statt. Also spielte sie hintenrum die Kollegen gegeneinander aus und sorgte für immer mehr Unruhe. Ich wunderte mich, was mit meinem bis dato besten Team aus knapp 15 Mitarbeitern los war: Die Umsatzzahlen waren rückläufig, Krankentage gingen hoch und es herrschte richtig schlechte Laune. Dann begann sie, die Führungsposition meines damaligen Teamleiters infrage zu stellen und eine andere Mitarbeiterin kündigte, weil sie sich im Stich gelassen fühlte.

Und du bist nicht dahinter gestiegen?

Das hat echt gedauert. Die Mitarbeiterin hatte ihr Netz so geschickt gesponnen und glänzte dazu mit ihrer Leistung, dass es nie auf sie zurückfiel. Ich dachte viel zu lange, dass sich die Situation von alleine regelt und habe wirklich komplett die menschliche Komponente außer Acht gelassen. Erst als ich dann mit allen Mitarbeiter*innen Einzelgespräche führte und die Situation genauestens analysierte, schnallte ich es und trennte mich zügig von dieser Mitarbeiterin. Sobald sie raus war, war das Team wie ausgewechselt und wir generierten sogar mehr Umsatz.

Was hast du aus diesem Vorfall gelernt?

Ich habe mich natürlich hinterfragt und stark mit dem Thema Mitarbeiterführung auseinandergesetzt. Ich achte heute auf Empathie, das Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen und auch deren Entwicklungsweg. Mittlerweile bin ich hochgradig sensibel, wenn Unruhe in einem Team ist und berufe sofort ein Meeting ein. Der Vorfall damals hat mir auch aufgezeigt, dass in unseren Salons Richtlinien gefehlt haben. Also haben wir ein Kompendium verfasst, in dem Regeln und Arbeitsabläufe festgelegt sind – das führt zu deutlich mehr Harmonie!

Wie wählst du heute deine Mitarbeiter aus?

Ich schaue ganz genau, wer zu unserem Konzept passen könnte und wo ich eine Vision sehe. Bei einem Probearbeitstag wird dann gecheckt, ob der/die Bewerber*in dann wirklich zum Salon, Arbeitsumfeld und Team passt, beziehungsweise auch wir seine/ihre Vorstellungen erfüllen. Das soll eine Sicherheit für beide Seiten sein. Es ist ganz klar, dass nichts für die Ewigkeit ist – das gilt auch für das Zwischenmenschliche. Manchmal sind gewisse Sachen nur für einen gewissen Zeitraum gut. Wir alle entwickeln uns. Das ist völlig normal. Die Hauptsache ist, dass der Umgang stimmt und alles fair ist.

Dieses Verständnis hast du auch durch die Einordnung der Personen in Typen entwickelt. Was hat es damit auf sich?

Richtig, in meinem Seminar „Personality Communication“ werden verschiedene Typen den einzelnen Personen spielerisch zugeordnet, um zu sehen, wo deren Stärken liegen. Da gibt es den Macher, Empathiker, Logiker, Beharrer, Träumer und Rebellen. Letzteren zum Beispiel kannst du in Form eines spielerischen Battles zu Höchstleistungen antreiben. Ein Träumer dagegen ist sehr kreativ und lebt total im Moment des Erschaffens; der führt keine Verkaufsgespräche. Wenn wir uns das verdeutlichen, schaffen wir viel mehr Transparenz und Verständnis zwischen den einzelnen Menschen. In unseren Teams funktioniert das super.

Ein echter Sympathiker! Vielen Dank für das Interview, lieber Dennis.

28. Februar 2023In FührungVon Nadine Schwarz