Quarantäne-Brecher beim Friseur! Was tun als Saloninhaber?

Quarantaene-Brecher-beim-Friseur-Was-tun-als-Saloninhaber-4720-1
Nicolę Kuszej hat das erlebt, was in diesen Zeiten kein Saloninhaber erleben möchte.
Nicolę Kuszej hat das erlebt, was in diesen Zeiten kein Saloninhaber erleben möchte.

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Unglaublich, was sich im Friseursalon von Nicole Kuszej abspielte: Eine Stammkundin ließ sich hier trotz Corona Quarantäne die Haare machen und gefährdete dadurch nicht nur die Gesundheit aller Anwesenden. Sie setzte auch leichtsinnig die Existenz der 32-jährigen Unternehmerin aufs Spiel, die ihren Salon seit 4 Jahren erfolgreich führt. Ein Einzelfall? Vermutlich kaum, denn so etwas kann überall und jedem passieren. Warum für Nicole jetzt das Prinzip „Vertrauen ist gut, Dokumentation ist besser“ wichtiger denn je ist und welche Konsequenzen die unangenehme Geschichte für sie hat, schildert sie uns im Interview.

Anzeige

Anzeige

Wie jeden Tag schloss die Friseurmeisterin die Türen zum Laden auf, ließ ihre Mitarbeiter rein, bereitete die Bedienplätze vor und legte Maske und Handschuhe an, bevor die erste Kundin zum gebuchten Termin erscheinen solte. Doch noch bevor sie den ersten Pinselstrich ansetzen konnte, klingelte das Telefon. Was nun folgte, lässt ihr immer noch einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Das Ordnungsamt am anderen Ende klärte sie darüber auf, dass Tage zuvor eine Stammkundin – die eigentlich unter Quarantäne stand! – bei ihr im Salon war und damit gegen Gesetz zur Eindämmung der Pandemie verstoßen hatte!

„Die größte Angst war, dass ich meinen Laden dicht machen kann!“

Man kann sich lebhaft vorstellen, wie surreal die Situation für dich gewesen sein muss. Was schoss dir durch den Kopf, als der Anruf vom Ordnungsamt kam?

Mein erster Gedanke war „Oh, mein Gott, muss ich meinen Laden jetzt schließen?“. Es war echt Horror. Natürlich kamen mir auch Fragen nach einer eventuellen Quarantäne für alle Anwesenden in den Sinn. Aber die größte Angst war, dass ich meine Laden dicht machen kann!

Ein echtes Horrorszenario durch eine so unbedachte Aktion. Das hat dich sicherlich sehr wütend gemacht, oder?

Um ehrlich zu sein, es macht mich nicht nur wütend, sondern vor allem auch traurig, dass es noch so viele Menschen gibt, die einfach egoistisch handeln, ohne dabei an die Konsequenzen für die anderen zu denken. Wie kann man nur das eigene Wohl im Sinn haben?! Generell habe ich das Gefühl, das die Gesellschaft sich sehr zum Negativen verändert hat. Jeder ist sich selbst am nächsten. Ich meine, die Kundin hat letztendlich meine Existenz aufs Spiel gesetzt, nur weil sie zum Friseur gehen wollte.

Du kanntest die Dame ja bereits schon seit vielen Jahren. Wie verhält man sich da? Hast du zur Kundin noch mal Kontakt aufgenommen?

Ja, ich habe die besagte Person nochmals kontaktiert. Sie ist bzw. war eine Stammkundin von uns, die ihre Termine schon immer im Voraus gebucht hat. Außerdem war ich einfach zu aufgebracht, als dass ich das hätte „unter den Tisch fallen“ lassen können. Mich interessierte das „Warum?“. Also rief ich sie noch am selben Tag an. Eine echte Erklärung konnte sie mir aber nicht bieten. Da stand Aussage gegen Aussage im Bezug auf den Beginn der Quarantäne. Ich hatte sie dann nur in Kenntnis gesetzt, dass mich das Ordnungsamt diesbezüglich kontaktiert hatte.    

So eine negative Erfahrung wirkt sich doch bestimmt auch auf den nachfolgenden Salonalltag aus, im Hinblick auf dein Verhalten gegenüber den Kunden. Welche Konsequenzen hast du daraus gezogen?

Was kann man schon daraus ziehen? Runtergebrochen ist es halt so, dass es vielen Kunden egal ist, was mit dem Salon und den Mitarbeitern passiert. Bestes Beispiel die Testpflicht, die jetzt bei uns in Baden-Württemberg eingeführt wurde. Da muss jeder Kunde einen negativen Test vorweisen, um den Termin im Salon wahrzunehmen. Wie viele Anrufe oder Nachrichten ich bereits von Kunden bekommen habe, die sagen, dass sie aus Prinzip nicht testen gehen und diese Regelung nicht unterstützen, ist wirklich ein Spiegel dessen, wie die Gesellschaft heute funktioniert. Denn schlussendlich unterstützen die Kunden, die der Pflicht nachkommen, ja mich als Unternehmerin. Allen anderen ist es gleichgültig. Von daher ist meine Haltung gegenüber den Kunden mittlerweile sehr verhalten. Natürlich freue ich mich über jeden, der in den Salon kommt und mich damit unterstützt, aber der bittere Nachgeschmack und die Erkenntnis aus dem Vorfall bleiben.     

Man kann es wohl kaum verhindern. Hättest du trotzdem einen Rat, den du anderen Kollegen geben würdest?

Nein, eigentlich nicht. Es kann wirklich jeden treffen. Wie soll man das auch überprüfen?! Ich meine, ohne Vertrauensbasis fällt schon mal ein Stück Kundenbindung weg. Ich kann ja nicht jedem Kunden unterstellen, dass er oder sie ein falsches Testergebnis vorlegt und sich somit strafbar macht. Gar nicht davon zu sprechen, dass er oder sie mich und meine Mitarbeiter gefährdet. Wenn ich meine Kunden so behandle, sehe ich diese nicht wieder. Auch wenn es schwer fällt: man muss an die Ehrlichkeit der Person glauben und daran appellieren. Ansonsten sind uns da einfach die Hände gebunden. Das weiß auch die Politik. Denn glücklicherweise hat das Erlebte kein Nachspiel für mich, da ich mich ja korrekt verhalten habe. So führe ich penibel die vorgeschriebene Dokumentation, konnte daher die gewünschte Kundin schnell und einfach erfassen und ihre Daten ans Ordnungsamt weitergeben. Ich werde das selbstverständlich auch weiterhin so tun!      

Gut, dass der Vorfall für die Friseurin kein Nachspiel hat. Gut, dass der Vorfall für die Friseurin kein Nachspiel hat.