7 % Mehrwertsteuer für Friseure – während die Gastronomie den sicheren 19 %-Tod sterben wird?

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Zeit zum Handeln: Stephan Conzen engagiert sich für die 7% Mehrwertsteuer
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Er ist immer ganz nah an der Basis und setzt sich mit beispiellosem Einsatz dafür ein, gegen die Defizite in unserem Handwerk zu kämpfen. Stephan Conzen, Geschäftsführer der Hans Conzen Kosmetik, kennt unseren Markt seit Jahrzehnten aus dem Effeff und weiß genau, wo der Schuh jeweils am meisten drückt. Aktuell engagiert er sich insbesondere für die Senkung der Mehrwertsteuer von 19 % auf 7 % und unterstützt in diesem Zusammenhang auch als Sponsor den Zukunftskongress des Friseurhandwerks Mitte Januar in Berlin, bei dem sich auch Politiker und Verbände den derzeit drängenden Themen in unserer Branche stellen werden. Ein Kampf gegen Windmühlen in Zeiten, wo Tausenden Gastronomiebetrieben der sichere Tod droht - oder ein Fight mit echten Erfolgsaussichten? FMFM ist skeptisch und hat nachgefragt…

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Herr Conzen, Sie setzen sich derzeit aktiv für die Reduzierung der Mehrwertsteuer für Friseurbetriebe von 19% auf 7% ein. Es gab in den vergangenen Jahrzehnten schon wiederholte Versuche in der Branche, die Senkung sogar via Petition anzustoßen und durchzusetzen. Warum sind diese Versuche bislang aus Ihrer Sicht gescheitert?

Stephan Conzen: Die Politik führt zwei Argumente an: 1. Die Kassenlage ließe das nicht zu. 2. Wenn man eine Ausnahme machen würde, dann würden auch andere Branchen die Reduzierung einfordern. Beide Argumente sind „Totschlagargumente“, denn sie lassen keine weitere Diskussion zu. Die Politik macht es sich hier zu einfach!

In der Gastronomie-Szene erleben wir ja derzeit genau das Gegenteil von Steuersenkung: Die Mehrwertsteuer wird dort ab dem 1.1.2024 von 7% auf 19% angehoben – mit vermutlich ruinösen Folgen für unzählige Restaurants und Gastro-Unternehmen. Was stimmt Sie optimistisch, dass ausgerechnet jetzt und ausgerechnet im Friseurhandwerk der Mehrwertsteuersatz reduziert werden könnte?

S.C.: Die Gastronomie hat die reduzierte Mehrwertsteuer nie in dem Maße benötigt, wie es die Friseurbranche benötigt. Ein erheblicher Anteil der Gastronomie-Umsätze erfolgt mit gewerblichen Kunden, Firmenfeiern, Geschäftsessen usw. Die Firmen können die MwSt. saldieren, denen ist der Mehrwertsteuersatz deshalb egal. Außerdem leidet die Gastronomiebranche nicht unter einem Wettbewerb mit Kleinstselbständigen, die gar keine MwSt. abführen. Einzig die Friseurbranche wendet sich nur an Privatkunden und hat einen brancheninternen Wettbewerb mit Geschäften, die gar keine MwSt. abführen müssen. Wenn man dann keine Änderung des Mehrwertsteuersatzes fordert, ist das Unterlassung. Ob die Politik die berechtigten Forderungen erkennt und handelt, hängt von deren wirtschaftlicher Kompetenz ab.

Welches ist aus Ihrer Sicht das schlagendste Argument für eine Absenkung der MwSt. für Friseurbetriebe?

S.C.: Arbeit von Menschen für Menschen muss bezahlbar bleiben, deshalb darf man sie nicht zu hoch steuerlich belasten. Die Friseurleistungen sind nicht automatisierbar und richten sich nur an Privatpersonen, die die MwSt. nicht saldieren können. Die Friseurbranche erfordert kein hohes Anlagevermögen, deshalb gibt es so viele Kleinstselbstständige und so viel Schwarzarbeit, die null % MwSt. abführen müssen. Es ist klar: Wer ausbildungsfähige Salonstrukturen erhalten möchte, muss die Reduzierung der Mehrwertsteuer angehen.

Hand aufs Herz: Wie realistisch sehen Sie die Chance, zeitnah tatsächlich eine Senkung der Mehrwertsteuer auf 7% zu erwirken?

S.C.: Zeitnah ist fraglich, insbesondere nach dem Verfassungsgerichtsurteil, das beliebigen Schuldenorgien eine Abfuhr erteilt hat. Eventuell wird es eine spätere Regierung sein, die sich stärker zur Marktwirtschaft bekennt, welche diese von der EU ausdrücklich zugelassene Senkung endlich angeht. Die Friseurbranche muss weiter kräftig und laut auftreten – dann wird es eine Chance geben, da bin ich sicher.

Es gibt auch noch eine weitere Forderung, deren Umsetzung leichter durchsetzbar ist, weil sie unterhalb der Wahrnehmungsgrenze der Kritiker stehen würde: Steuerliche Absetzbarkeit des Lohnanteils von Friseurdienstleistungen. Was für viele Handwerke zum Schutz vor Schwarzarbeit längst existiert, muss auch für das Friseurhandwerk gelten. Auch so hilft man dem Friseurhandwerk! Das Friseurhandwerk muss auch hier die Interessen lauter wahrnehmen.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Conzen.

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