Mitarbeitende sollten wissen, wie ein Preis im Friseursalon entsteht!

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Setzen auf Verantwortung durch Transparenz: Christian Funk und Martina Jovanovic
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Setzen auf Verantwortung durch Transparenz: Christian Funk und Martina Jovanovic

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"Das geht dich nichts an!", heißt in vielen Salons das Prinzip, wenn es um unternehmerische Zahlen geht. Dabei ist genau DAS einer der Hauptgründe, warum in Teams oft Missverständnisse und Unzufriedenheit entstehen. Der Gedanke "Der Chef haut sich die Taschen voll" ist schnell im Raum. Christian Funk und Martina Jovanovic über den Sinn von Transparenz statt Spekulation.

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„Wir knechten für Mindestlohn, und die Chefs streichen die Kohle ein“. Nicht selten verfallen Mitarbeitende in den Salons diesem Irrglauben. Stimmt das wirklich? Natürlich nicht! Genau deshalb ist Transparenz in der Kalkulation so wichtig!

 

Der Blick hinter die Kulissen – Beispielkalkulation eines Muster-Salons

In unserer Arbeit mit über 150 Friseursalons nutzen wir ein zentrales Werkzeug: den von uns entwickelten PreisExpert Kalkulator. Damit analysieren wir anhand echter Unternehmenskennzahlen, wie sich ein Preis zusammensetzt. In diesem Beitrag zeigen wir euch eine Beispielkalkulation aus einem „durchschnittlichen“ Salon – unserem Muster-Salon, den wir für Beratungszwecke nutzen.

Wichtig vorab:
Diese Zahlen sind Richtwerte! Jeder Salon ist individuell – abhängig von:

  • Teamstruktur (Azubis, Meisteranteil)
  • Miet- und Fixkosten
  • Materialeinsatz
  • Produktiven und unproduktiven Mitarbeitern/Unternehmern
  • etc.

Das muss den Mitarbeitenden auch klar kommuniziert werden: Kein Salon ist wie der andere – deshalb sind auch Preise nicht vergleichbar!

Frage: Wie setzt sich ein Preis eigentlich zusammen?

Bei einer 60-minütigen Dienstleistung zum Beispielpreis von 75  € sieht die Kalkulation so aus:

Position Anteil / Betrag
abzgl. MwSt. (19 %) 11,97 €
abzgl. Gemeinkosten 23,55 € (ca. 37,4 %)
abzgl. Lohn- & Lohnnebenkosten, Urlaubs- & Feiertagsausgleich (60 min) 19,18 €
abzgl. unproduktiver Unternehmerlohn 3,99 €
abzgl. kalkulatorischer Verlust (ca. 15 %) 9,45 €
verbleibender Betrag für Rücklagen & Liquidität 6,86 € → 10,9 % Gewinn

Und das ist ein guter Wert. Viele Salons liegen weit darunter – vor allem wenn:

  • Materialkosten nicht richtig eingepreist werden
  • der Teamstundenlohn zu niedrig oder zu hoch angesetzt ist
  • unproduktive Zeiten nicht berücksichtigt werden

PreisexpertBild

Warum müssen Mitarbeitende das wissen?

Ganz einfach: Weil sie Teil des Systems sind.

Wenn jemand versteht, dass bei einem 75 €-Termin keine 50  € in der Chef-Tasche landen, sondern nach Abzug aller echten Kosten oft weniger als 10  % Gewinn übrig bleiben, dann wächst Verständnis. Und Verantwortung.

Denn:

  • Wer die Zahlen kennt, versteht den Preis.
  • Wer den Preis versteht, steht hinter ihm.
  • Wer hinter dem Preis steht, verkauft besser und mit Stolz.

Unterschiede zwischen Salons

Besonders spannend: Der Teamstundenlohn – dieser ist nicht immer gleich. Ein Salon mit vielen Auszubildenden hat automatisch einen niedrigeren Schnitt als ein Team mit mehreren Top-Stylisten. Auch das beeinflusst den kalkulierten Preis massiv.

Ein weiterer Faktor: Materialeinsatz. Dienstleistungen mit Material kosten deutlich mehr – das mussberücksichtigt und transparent kommuniziert werden.

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Produktverkauf – dein echter Gewinnhebel!

Jetzt kommt der spannende Teil, der in fast jedem Beratungsgespräch für große Augen sorgt:

„Ich bin kein Verkäufer, ich bin Friseur!.“

Falsch gedacht!
Du hast nicht nur eine Beratungspflicht, sondern auch die Chance, deinen Deckungsbeitrag zu erhöhen – und zwar deutlich schneller und einfacher als über reine Dienstleistungen.

In unserem Mustersalon ergibt ein Herrenhaarschnitt (30 Minuten / 37,50 €) einen Rücklagen- und Liquiditätsbeitrag von 3,43  €.
Der Verkauf einer einzigen Bürste bringt 14,19  € Gewinn.

Was bedeutet das?

Um dieselbe Summe zu erwirtschaften wie mit EINEM Produkt, müsstest du:

  • 4,1 Herrenhaarschnitte machen
  • 2,1 Stunden arbeiten

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Das zeigt deutlich: „Im Verkauf liegt der Gewinn!“

Wer das verstanden hat, erkennt: Beratung = Service = Umsatz = Stabilität.
Und das Beste? Der Kunde hat sogar einen echten Mehrwert.

Fazit: Transparenz schafft Vertrauen

Der richtige Umgang mit Zahlen ist kein Geheimnis, sondern eine Führungsaufgabe. Die Vogel-Strauß-Taktik („Das interessiert die eh nicht“) führt langfristig nur zu Frust.

Mitarbeitende, die die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge kennen, arbeiten engagierter,verständnisvoller und erfolgsorientierter. Sie sehen sich als Teil des Unternehmens – und nicht nur als „Dienstleister hinterm Stuhl“.

Transparenz ist der erste Schritt zu echter Wertschätzung.

Tipp: Zeige deinem Team regelmäßig Beispiele aus der eigenen Kalkulation. Nutze Screenshots, Diagramme, einfache Erklärungen – und bezieh sie mit ein. Das Ergebnis wird dich überraschen.