Powerfrauen nach vorn: „Friseurinnen, werdet sichtbar!“

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Frauenpower leben. Stimme erheben. Sichtbar werden. Katrin Holz motiviert ihre Kolleginnen
Foto: ANDRA
Frauenpower leben. Stimme erheben. Sichtbar werden. Katrin Holz motiviert ihre Kolleginnen

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Rund 80 % der Friseurbranche sind Friseurinnen. Damit sind fraglos SIE das Rückgrat dieses wundervollen Handwerks! Doch viele von ihnen agieren und funktionieren eher im Stillen. Als Macher der Szene im Rampenlicht stehen: Männer! Katrin Holz, Friseurmeisterin und Coach, ist überzeugt, dass gerade JETZT die perfekte Zeit für frischen Frauenwind ist. „Gegen Ende des Lockdowns haben sich immer mehr Frauen getraut, ihre Stimme zu erheben und damit sichtbar zu werden. Wir wurden so wahrgenommen und haben als Brache viel erreicht!“ Am Weltfrauentag spricht Katrin darüber, welchen Switch es jetzt braucht und was der gelebten Frauenpower oft im Weg steht.

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„Ob über Social Media, auf Live-Events und aufgrund von Corona immer öfter online: die Friseurbranche bewegt sich gern auf großen Bühnen, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen untereinander zu teilen. Dort wird intensiv über ein Business gesprochen, das maßgeblich von Frauen geprägt ist. Darum ist es umso verwunderlicher, dass oben auf den Bühnen meistens Männer stehen. Ein Handwerk, das von Frauen getragen und von Männern präsentiert wird? Warum ist das so? Warum trauen wir Friseurinnen uns so selten ins Rampenlicht? Haben wir der Welt nicht mindestens genauso viel zu erzählen? Eine Welt der Zahlen und Fakten Bis vor einigen Jahren war die gesamte Arbeitswelt männlich dominiert. Das Unternehmerische, also Zahlen, Daten und Fakten standen im Vordergrund. Fachzeitschriften und Vorträge beschäftigten sich vor allem mit strategischer Unternehmensführung; die persönliche Entwicklung einzelner Individuen stand nur selten im Mittelpunkt. Emotionale Werte hatten wenig Platz und die Bedürfnisse und Sorgen der Friseurinnen waren nicht Teil der Betrachtung. Daraus resultierten bei vielen Frauen eine unangebrachte Zurückhaltung und das Gefühl, nicht wichtig oder sogar unfähig zu sein.

Zu viele Nackenschläge

Wir Frauen drehen uns also oft im Kreis, während die Männer unerschrocken vorpreschen. Ein Beispiel: Aus Angst, Kunden zu verlieren, kalkulieren viele Friseur-Unternehmerinnen ihre Preise viel zu niedrig, als dass sie sich und ihr Team gebührend entlohnen könnten. Von Strategen bekommen sie dann Aussagen wie „Jeder bekommt die Mitarbeiter, die er verdient.“ oder „Wer nicht in der Lage ist, seine Preise richtig zu kalkulieren….“ um die Ohren gehauen. So werden das Selbstwertgefühl der Friseurinnen abermals herabgesetzt und althergebrachte Rollenbilder manifestiert. Die Spirale dreht sich nach unten. Wer traut sich dann noch ins Rampenlicht?

Nicht mehr in der Steinzeit

Um zu verstehen, warum dieser Mechanismus immer wieder greift, macht ein kleiner historischer Schlenker Sinn. Während bei Frauen eher die rechte, emotionale und kreative Seite des Gehirns aktiv ist, nutzen Männer unbewusst häufiger die linke Gehirnhälfte, die für analytisches und abstraktes Denken steht. Die Evolution hat sich viel dabei gedacht. In der Steinzeit sicherte diese Verteilung das Überleben der Menschen. Die Frauen waren für den liebevollen Zusammenhalt, die Versorgung und Pflege der Familie da. Die Männer hingegen mussten clever, schnell und strategisch vorgehen, um die Gemeinschaft zu verteidigen und mit Nahrung zu versorgen. Sie trafen die Entscheidung, wann der Stamm wohin weiterzog und hielten Ausschau nach neuen Perspektiven, während die Frauen das Feuer hüteten und die Kinder in den Schlaf sangen. So weit so gut. Aber heute sind wir nicht mehr in der Steinzeit! Die klare Trennung der Rollen ist mehr als überflüssig. Es lauert kein Säbelzahntiger mehr hinter dem Baum und wenn es zeitlich mal eng ist, kann man sich sein Essen sogar nach Hause liefern lassen. Alles ist möglich! Wir Frauen dürfen uns also ruhig wagen, aus dem vertrauten Kreis der Feuerstelle herauszutreten und uns selbst auf den Weg zu einem größeren Horizont machen. Wir tun es ja ohnehin. Daher darf und sollte dieser Schritt auch für alle sicht- und spürbar sein!

Die Unternehmenskultur wandelt sich

Dabei geht nicht darum, weibliche Aspekte zu verleugnen und männlichen Eigenschaften den Vorrang zu geben. Es geht vielmehr darum, das Eine neben dem Anderen zum Wohle Aller harmonisch zu integrieren. Mit dieser Idee bin ich nicht die Erste und Einzige. Ob Otto-Group, DM oder Upstalsboom: Große und kleine Unternehmen auf der ganzen Welt schlagen den Weg des Kulturwandels ein und zeigen, dass werteorientierte Führung einer erfolgreichen Bilanz nicht im Wege steht. Im Gegenteil. Mehr Wertschätzung führt zu mehr Wertschöpfung! Dass dieser Kulturwandel auch in der Friseurbranche ankommen sollte, zeigt zum Beispiel die Tatsache, dass altbekannte Strategien wie autoritäre Führungsstile immer weniger funktionieren. An ihre Stelle treten Potentialentwicklung, Zusammenhalt, Intuition und Feingefühl. Frauen, das sind unsere Stärken! Holen wir sie hervor, bringen wir sie zum Strahlen und verändern wir die Friseurwelt!

Sichtbar werden heißt auch, in die eigene Kraft zu kommen

Die Scheu, von der Unsichtbarkeit in die Sichtbarkeit zu gehen, hängt auch mit der Angst vor negativen Bewertungen, Kritik oder sogar Anfeindungen zusammen. In den Coachings, die ich Unternehmerinnen gebe, erlebe ich immer wieder Frauen, die große Selbstzweifel haben und sich ihrer Stärken nicht bewusst sind. Im Gegensatz zu den vielen selbstsicheren Rednern fühlen sie sich klein und angreifbar. Gleichzeitig sind sie irritiert darüber, dass auf vielen Bühnen oft nur Schaum geschlagen wird, anstatt echte Lösungen zu präsentieren. Diese Beobachtungen haben mir in meiner Arbeit als Saloninhaberin und Coach gezeigt, wie wichtig es ist, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Dafür müssen wir Frauen jedoch in unsere Kraft kommen.

Den ersten Schritt tun

Der Weg dahin ist aus meiner persönlichen Erfahrung heraus nicht mit einem Fingerschnipsen getan. Es ist ein langer Weg, den es sich jedoch zu gehen lohnt. Er beginnt mit dem eigenen urteilsfreien, liebevollen Blick auf sich selbst, dem Erkennen der eigenen Stärken, dem Loslassen von Selbstzweifeln und dem Integrieren männlicher Aspekte. Außerdem sollten wir Frauen uns mehr verbünden und uns gegenseitig unterstützen, inspirieren und motivieren. Denn die Welt braucht die Schätze, die wir in uns tragen in diesen Zeiten mehr also je zuvor. Liebe Frauen, es ist Zeit jetzt weitere Schritte zu machen! Die Signalwirkung unserer Stimmen während des Lockdowns hat gezeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg!“

 

 Katrins Buchtipp für alle, die sich auf Reise machen wollen:

  • „Stark in stürmischen Zeiten. Bodo Jansen
  • „Die Kunst, sich selbst und andere zu führen.“ Bodo Janssen & Anselm Grün

 

Friseurin? Stylistin? Oder gar Friseuse? Zur Etikette und Geschichte der Berufsbezeichnung Friseurin