Den Fetzen der Angst im Gesicht!

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Maskenregelung im Salon - Gibt es eine richtige Entscheidung?
Foto: ASE
Maskenregelung im Salon - Gibt es eine richtige Entscheidung?

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FMFM Artist Andreas Sebastian Ehrle fragt sich bereits seit Tagen: „Wie machen wir es denn ab Montag im Salon? Die Maske fällt am Wochenende und alles könnte ja wieder so normal werden: Haare schneiden ohne die Maske der Kundin und ohne die eigene im Gesicht. Das wäre schon fein!“ Und dann denkt er weiter. Willkommen in Andis buntem Gedankenkarussell.

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Diese Woche über haben mich einige Kund*innen gefragt, welche Maskenregelung ab Montag bei uns gilt. Bei der ersten Frau wusste ich nicht so recht, was sie meinte. Bis sie dann recht direkt und schnell sagte, sie würde wieder gehen, wenn einer im Salon keine Maske tragen würde. Ok, dachte ich mir. Ansage. Also darum geht’s. Sie gehört zu der Partei, die die Maske fordert. Ich dachte kurz nach und sagte: Ich weiß es nicht, ist nicht so einfach. „Warum denn?“, fragte sie. „Es ist doch dein Laden, also Hausrecht – du entscheidest. Zumindest wenn wir kein erklärtes Hotspot-Gebiet sind.“

Unterschiedliche Interessen

Naja, dachte ich mir. Ich kann Euch jetzt schon mindestens 20 Leute aufzählen, die sich sowas von freuen werden, endlich ohne Maske kommen zu können. Das erzählen sie ja schon seit Monaten. Sie warten auf den Tag, an dem das normale Leben zurückkommt. Das verbinden sie mit dem Fall der Maske: Freiheit und das offizielle Ende der Pandemie. Zwinge die mal weiterhin, eine Maske im Salon zu tragen. Das wird nicht einfach. Es wird ja auch nicht einfach, von der Partei Mensch, die bis jetzt auf den Totimpfstoff gewartet hat, zu verlangen, sich nun impfen zu lassen, wenn kein Nachweis mehr erforderlich ist. Falscher und schlechter Moment für den Fall der Maske. Aber zurück zum Thema.

Was heißt schon Hausrecht?!

Wie soll ich es schaffen, eine klare Linie zu fahren, wenn sogar in meinen eigenen Reihen – also in meinem Team – hier keine eindeutige, übereinstimmende Meinung herrscht? Die eine Kollegin ist definitiv für die Maske. Sie meint, dass sie sie auf jeden Fall weiterhin tragen wird. Dani hat einen Papa zuhause, den sie schützen muss. Das finde ich super und das schätze ich an ihr. Der andere ist jünger. Lebt etwas freier und kommt mehr rum. Tommy freut sich schon auf den Moment, in dem die Maske fällt. Ohne ist auch gut, meint er. Aber gleichzeitig ist er sich nicht ganz sicher und meint, dass er sie ab und zu noch tragen wird. Ich verstehe ihn da zu 100 Prozent und als Joke meinte ich dann in unserem Gespräch: „Ohne Gummi ist ja auch klar besser. Warum sollte das bei der Maske anders sein…?“

Was will ICH?

Hilft aber bei meiner Entscheidung nicht. Und was bringt mir in dieser Situation schon mein Hausrecht? Ich selbst habe zwei kleine Kids und keinen Bock, schön im Wechsel Corona von allen Seiten aus daheim zu haben. Einmal über die Kinder aus dem Kindi oder der Kita, ansonsten aus meinem Salon. Überleg doch mal: Du schneidest deine 10 Kund*innen am Tag, alle ohne Maske. Bei der momentanen Inzidenz und der Neuinfektionsrate stehen die Chancen ja ganz gut, dass dir bald jede/r zweite Corona mit in deine heiligen Hallen bringt. Da bekommen wir es dann schnell ab und müssen in Quarantäne. Oder wir werden zum Hotspot. Ist natürlich auch sehr geschäftsfreundlich im Moment; nach allem was war… Lockdown 1, Lockdown 2 und Hilfen, die uns erst halfen, uns aber dann wieder genommen wurden.

Gefragt: Klarheit

Ich fühle mich als Unternehmer und auch als Bürger dieses Landes an so vielen Stellen nicht mehr gesehen, auch nicht ernst genommen. Ich würde mir wünschen bzw. besser gesagt verlangen, dass unsere Regierung uns da eine klare, deutliche Reglung vorgibt. Eigene Entscheidung bzw. Hausrecht etc. sind für mich Bullshit. Da entstehen nur – wie ständig in den letzten zwei Jahren – Unwissenheit und Verwirrung. So treibt man die Spaltung der Menschen voran.

Dürfen oder wollen?

Ich bin es langsam echt so satt. Erst hatten wir Angst vor dem Virus, dann hieß es, dass wir wohl damit leben müssten. Und nun wird uns erklärt, dass wir ja trotz dem Maskenfall weiterhin die Maske tragen dürfen. DÜRFEN. Ein Witz! Am Ende wird es noch so weit kommen, dass wir wegen dem Fetzen als Symbol der Angst im Gesicht ausgelacht werden. Ich hatte die Woche auch Kunden*innen im Stuhl, die meinten, dass es ihnen peinlich wäre, noch Maske zu tragen, wenn die Pflicht dann wegfällt. Auch eine Aussage.

Abwägungssache

Was machen wir nun ab heute mit der Maske im Salon? Mein Team und ich werden sie tragen. Keine FFP2, aber die medizinische. Bei unseren Kund*innen würde ich mich freuen, wenn sie das auch so machen. Zwingen bzw. überreden werde ich niemanden. Dafür habe ich keine Nerven mehr. Wenn es jemandem nicht passt, können wir es auch nicht richten. Die Pandemie hat uns zu den Menschen gemacht, die wir nun sind: Egoisten, die sehr ich-bezogen agieren. Der oder die andere zählt leider nicht mehr viel. Ich bin seither irgendwie gleichgültiger, abgestumpfter und leerer in mir. Und genau deshalb juckt es mich nicht, wie auch immer es läuft. Zwei Jahre mit Maske und kein Ende in Sicht.

Geringeres Übel

Am Ende vom Tag hoffe und baue ich einfach auf die Einsicht, die Vernunft und die Intelligenz der und des Einzelnen. Auch wenn genau die mir wieder mal bei der Handlung von ganz oben fehlen. Und ich glaube, damit bin ich nicht wirklich alleine. Einmal mehr müssen wir nicht verstehen, was passiert. Sich ein tiefes Erdloch buddeln, reinhocken und warten, was kommt, wäre natürlich auch eine Variante. Aber eben nicht meine. Also läufts bei uns ganz einfach: Ab Montag hängt ein Zettel in meiner Salontür: Wir bitten Euch, weiterhin die Maske zu tragen!

Aber jetzt mal ehrlich: Denkt ihr, es könnte passieren, dass sie uns sogar irgendwann fehlen wird?