Eddine Belaid: „Es ist jetzt ganz wichtig, keine Angst zu haben!“

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Eddine und sein Team freuen sich, wieder Kunden bedienen zu dürfen
Eddine Belaid
Eddine und sein Team freuen sich, wieder Kunden bedienen zu dürfen

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Die Schweizer Coiffeure dürfen bereits seit Montag wieder arbeiten, begleitet von ähnlichen Sicherheits- und Hygieneauflagen wie bei uns in Deutschland. Wir haben den Zürcher Star-Coiffeur und FMFM-Artist Eddine Belaid (Aveda Exklusive Salon und 3 Barbershops) gestern früh noch schnell beim Zähneputzen erwischt, bevor er in seinen zweiten restlos ausgebuchten Salontag nach dem Shutdown startete.

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Eddine, wie geht es dir? E.B.: Super!

Wie hast du die vergangenen fünf Wochen mit vier geschlossenen Salons erlebt? E.B.: Ich habe mir keine Zeit für Negativität gegönnt, sondern mich immer positiv motiviert. Unser Staat hat zu meiner großen Erleichterung auch super reagiert, z. B. mit Kurzarbeitergeld, sodass mein Personal immer safe war. Das war und ist mir am allerwichtigsten. Wir sind gut vorbereitet in die Krise rein und auch wieder raus.

Wie hast du die Zeit genutzt? E.B.: Meine Büromanagerin und ich waren unfassbar aktiv in diesen Wochen. Stillstand bedeutet ja bekanntlich Rückschritt, selbst in Krisenzeiten. Daher haben wir die Zeit genutzt, unseren Online Shop zu verbessern, eine neue Website zu gestalten und Aveda-Onlineschulungen wahrzunehmen. Besonders stolz sind wir auf den Testlauf eines Ausbildungskonzeptes mit der neuen Schweizer Firma namens clever hair, das uns erlaubt, unsere Lehrlinge online auszubilden. Wir wollten testen, wie das zuhause angenommen wird; das Konzept wird mit einer Whats-app-Gruppe unterstützt und kontrolliert. Diese neue Form der Ausbildung hat sich bei unserem Versuch als vielversprechender und zukunftsträchtiger Erfolg herausgestellt. 

In welchem Umfang musstest du in Sachen Hygiene aufrüsten, um wieder öffnen zu können? E.B.: Dadurch, dass wir neben unserem Salon auch drei Barbershops betreiben und ich im Barbering nach klassischem englischen Vorbild ausgebildet bin, habe ich außer den eingeschweißten Masken und Umhängen tatsächlich keinen Mehraufwand bei den Hygienemaßnahmen, da wir die jetzigen Auflagen schon immer erfüllt haben. Mein amerikanisches Hygienezertifikat von Barbicide habe ich daher auch schon lange vor Corona erhalten. Es ist für mich seit jeher völlig selbstverständlich, sämtliche Tools nach jedem Kunden gründlich zu desinfizieren. Jetzt kommen eben noch die Stühle hinzu. Was mir jedoch bei all den Auflagen viel zu kurz kommt, sind Informationen darüber, wie lange die Kontaktzeit der Desinfektion sein muss, sprich, wie lange muss sie einwirken, damit wirklich alle Viren abgetötet sind. Das ist meines Erachtens wichtiger als die Diskussion um das RICHTIGE Desinfektionsmittel. Viele zweifelhafte Anbieter schießen da ja derzeit im Netz aus dem Boden… Auch sollte viel bekannter sein, welche Materialien man überhaupt desinfizieren kann. Ich habe z. B. alle Echthaarbürsten aus meinen Salons verbannt, weil man die einfach nicht desinfizieren kann. Außerdem benötigt jetzt jeder Friseur unbedingt eine 2. Schere und ingesamt mehr Arbeitsmaterial, um das jeweilige benutzte Tool ausgiebig desinfizieren zu können. Das war bei uns allerdings auch immer schon so.

Positiv rangehen!

Dürft ihr in der Schweiz wieder rasieren? E.B.: Ja, allerdings tragen wir in den Barbershops zusätzlich zur Maske auch noch ein Plexiglas-Visier, um uns und den Kunden doppelt abzusichern.

Wie war dein erster Tag? E.B.: Mega! Die Vorfreude auf unsere Kunden war riesig. Natürlich ist das mit der Maske gewöhnungsbedürftig, weil es darunter richtig warm wird. Ich hatte das vorher schon zwei Tage lang getestet, wie es sein würde, den ganzen Tag mit einer Maske rumzulaufen. Aber ganz ehrlich, man gewöhnt sich daran. In Nagelsstudios wird schon immer mit Maske gearbeitet, warum soll der Friseur das nicht auch schaffen?

Wie ist es denn, mit der Maske zu arbeiten? E.B.: Nicht so schlimm wie befürchtet. Beim Färben ist es gar kein Problem, da die Schlaufen ja hinterm Ohr hängen. Beim Schneiden von Koteletten und Bart ist das schon eher eine Herausforderung, aber da finden sich auch schnell Tricks und Kniffe, wie man das sauber hinbekommt. Wenn wir in diesen Bereichen schneiden, kann der Kunde die Maske so lange auch festhalten.

Wie haben die Kunden auf die Wiedereröffnung reagiert? E.B.: Sie haben sich total gefreut. Wir sind bis zum 15. Mai restlos ausgebucht! Zum Glück können wir aufgrund unserer großzügigen Räumlichkeiten auch schon wieder in voller Personalstärke arbeiten. Wir suchen sogar schon wieder Mitarbeiter.

Wie siehst du die Zukunft für Friseure? E.B.: Ich glaube nicht, dass es so schnell wieder wird wie früher, wenn überhaupt! Wir als Salonunternehmer, unsere Mitarbeiter und unsere Kunden müssen sich langfristig auf Veränderungen einstellen. Die Hygiene wird neben der eigentlichen Dienstleistung zurecht einen unglaublich hohen Stellenwert einnehmen. Ich persönlich blicke für mein Team und mich voller Optimismus und Zuversicht in die Zukunft. Wir sind gestärkt in die Krise rein und kommen auch gestärkt aus ihr heraus.

Was rätst du deinen Kolleginnen und Kollegen in Deutschland, die voraussichtlich ab nächsten Montag ihre Salons wieder öffnen dürfen? E.B.: Geht positiv ran und habt vor allem keine Angst! Eure Kunden sind glücklich, dass ihr wieder für sie da seid!

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Der Barber muss in der Schweiz zusätzlich ein Plexiglasvisier tragen Der Barber muss in der Schweiz zusätzlich ein Plexiglasvisier tragen ©Eddine Belaid