Frauen-Falle Corona: Als selbstständige Mutter durch die Krise

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Neue Frauen, alte Rollen! Katrin Holz über Wege der Veränderung
Foto: Andra
Neue Frauen, alte Rollen! Katrin Holz über Wege der Veränderung

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„In der Krise sind alle gleich.“ Über diesen Satz kann Katrin Holz als Friseurunternehmerin, Mutter und Coach nur müde lächeln. Auch hinter ihr liegen 14 Monate emotionaler Schleudergang zwischen Doppelrolle und Erschöpfung. Ihre harten Zeiten sind jedoch gekrönt von einer erhellenden Erkenntnis: „Für das ‚Selbstständige-Mutter-Dilemma‘ gibt nicht DIE Lösung, sondern nur DEINE Lösung!“ Uns beschreibt sie ihre wirksamen Strategien aus der klassischen Frauen-Falle.

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Vor ein paar Wochen berichtete die Süddeutsche Zeitung, dass laut Studien die 1,4 Millionen selbstständigen Frauen Deutschlands während der Corona-Pandemie deutlich mehr litten als ihre männlichen Kollegen. Vor allem finanziell, aber auch psychisch. Die Krise sei „nicht geschlechtsneutral“. Das läge vor allem daran, dass Frauen überdurchschnittlich oft in vom Lockdown betroffenen Branchen tätig seien. Die Doppelrolle als Mutter und Unternehmerin fand erst im letzten Absatz Platz. Zufall? Zeit für eine genauere Betrachtung!

Ungleiche Aufgabenverteilung

Mein Mann und ich haben drei Kinder. Während er sich zur Zeit des Lockdowns um administrative Aufgaben zur Aufrechterhaltung unseres Unternehmens kümmerte, war ich meistens mit Kleinkindbetreuung, Homeschooling, Kochen und Homeoffice beschäftigt. Wie geht Mitarbeiterführung, Kundenkommunikation oder Azubi-Betreuung, während man Multiplikation erklärt, Nudeln aufsetzt, Krümel wegsaugt, Tränen trocknet und Hoppe-Reiter spielt? Gar nicht – jedenfalls nicht ohne Verzweiflung und Versagensängste. Kurzum: Der Versuch, es allen recht zu machen, ging ziemlich in die Hose.

Die „gläserne Decke“

Ich stellte schnell fest, dass ein Großteil des Schul- und Betreuungspensums auf meinen Schultern lastete. Ich fragte meinen Mann, ob ihm die Bildung unserer Kinder egal sei. Er verneinte, sagte aber, dass ich das doch immer mache. Ja, ich mache das. Ich tue es sogar gern. Doch genau hier fühle ich sehr deutlich die sogenannte „gläserne Decke“. Sie hindert vor allem uns Mütter daran, weiter durchzustarten oder aufzusteigen. Wir können zwar durch sie hindurchsehen und erahnen, was oben alles möglich wäre, aber aufgrund unserer Doppelrolle ist es unmöglich, weiterzukommen. Diese unsichtbare Grenze scheint uns zu sagen: Entweder-oder! Kein Wunder also, dass so manche Frau daran verzweifelt. Immer auf dem Sprung Wenn ich mit einem Fuß im Salon stehe, habe ich oft das Gefühl, ich müsste mit dem anderen Fuß schon wieder bei meinen Kindern, in der Schule oder Zuhause sein. Anscheinend bin ich damit nicht alleine. Verschiedenen Umfragen zufolge fühlen sich vielen Frauen nicht gut genug, weil sie nie allem und allen gleichzeitig gerecht werden können. In meinen Coachings höre ich oft, wie selbstständige Mütter darunter leiden, nirgendwo „so richtig zu 100 Prozent“ sein können. Das führt nicht selten zu einer Dauerbelastung und zu psychischen Erkrankungen.

Keine Unterstützung von der Politik

„Sie haben sich ja selbst für diesen Weg entschieden!“ Dieses Totschlag-Argument hält bis heute dafür her, wenn es um das mangelnde Gehör und die fehlende Unterstützung für selbstständige Frauen geht. Wir schaffen Arbeitsplätze, steigern das Bruttonationaleinkommen und zahlen Steuern auf unsere Einnahmen. Trotzdem gibt es für uns kaum frauenspezifische, beratende und unterstützende Angebote seitens der Politik. Während zum Beispiel Angestellte im Lockdown durch Kurzarbeit aufgefangen werden, muss sich eine selbständige Mutter im Homeschooling auf eigene Rücklagen berufen. Auf Kurzstrecken sollte das natürlich für jede machbar sein. Aber nach einem Jahr war bei vielen das Ende der Fahnenstange erreicht. Es gab nicht wenige, die ihren Traum vom eigenen Geschäft an den Nagel hängen mussten.

Den Blick nach innen wagen

Lockdown, „gläserne Decke“, Rollenbilder und mangelnde politische Unterstützung: Wenn keine Hilfe von außen kommt, können wir eigentlich nur zwei Dinge tun: Erstens: den Kopf in den Sand stecken. Zweitens: nach innen schauen. Denn in jeder von uns steckt das Potential, mit Krisen umzugehen und sich weiterzuentwickeln. Es geht also nicht darum, die Politik zu stürzen oder die Männer an den Herd zu holen, sondern allein darum, persönlich zu wachsen und ein neues, gutes Gleichgewicht herzustellen. Dabei gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Zuerst die Schlechte: Es ist nicht mit dem Lesen dieses Artikels oder eines einzigen Buches getan, sondern ein längerer Prozess. Die Gute: Du kannst jederzeit anfangen, es ist nie zu spät und vor allem: es lohnt sich!

Kein „Entweder-Oder“ mehr

Wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich in der Rolle der Saloninhaberin, die Familie und Karriere verbindet, gar nicht so unwohl. Ich hole meine Kinder gern von Schule und Kindergarten ab, liebe es zu backen und verrückte Kindergeburtstage auszurichten. Genauso liebe ich es, mein Team zu führen, Frauen zu coachen und neue Ideen umzusetzen. Dabei geht es manchmal auch nicht perfekt zu. Heute finde ich das völlig ok. Auch, wenn ich mich hin wieder in alten Denkmustern ertappe: Am Ende ist das, was zählt, ein glückliches und erfülltes Leben. Es ist keine Traumtänzerei, sondern meine persönliche Erfahrung, wenn ich sage: Wir finden Erfüllung, indem wir unsere eigenen Wünsche erkennen und auf unser Herz hören.

Sieben Tipps für Leading Ladies

Es gibt nicht DIE Lösung, es gibt nur DEINE Lösung

1.) Was willst Du eigentlich wirklich? In einem ersten Schritt könntest Du schauen, welche Rollen Du inne hast und welche Du tatsächlich leben willst. Sind Deine Verpflichtungen wirklich notwendig oder hast Du Sie Dir selbst auferlegt? Tust du es nur für andere? Bist Du in Umständen oder in Rollenbildern verstrickt, die Du gar nicht möchtest? Oder glaubst Du, dass es nicht anders geht? Finde heraus, was Du selbstbestimmt möchtest und welche Möglichkeiten es gibt, Dinge zu ändern.

2.) „Perfekt“ gibt es nicht! Oft neigen Frauen (besonders wir Friseurinnen) dazu, alles perfekt machen zu wollen. Dadurch werden wir dauerhaft unzufrieden. Es hilft, sich klarzumachen, dass es ok ist, nicht perfekt zu sein. Perfektion ist eine Illusion. Lass sie los!

3.) Du darfst Hilfe annehmen Schau dich um. Es gibt bestimmt Menschen, die Dir Hilfe anbieten: Dein Mann? Freunde? Kolleginnen? Nimm sie an. Du darfst das! Vielleicht ist es auch ein Service, den Du nutzen könntest – so wie eine Reinigungskraft oder eine „rechte Hand“ im Salon?

4.) Die inneren und äußeren Bilder Wir stellen uns gern eine perfekte, rosarote Welt vor. Schaue, welche inneren Bilder Du hast. Sind Sie realistisch? Wenn nicht, kann Dich das dauerhaft unzufrieden machen. Prüfe, was Du wirklich realisieren kannst und wo Du Dein inneres Bild anpassen darfst.

5.) Positives Denken „Denken müssen wir ja sowieso. Warum denn nicht gleich positiv?“ fragte einst Albert Einstein. Oft vergessen wir im Alltag all die Dinge, die wunderbar laufen. Denke eine Weile darüber nach: Was funktioniert gut? Mache es Dir bewusst. Mit Sicherheit fallen Dir sehr viele Dinge dazu ein, manchmal auch erst auf den zweiten Blick.

6.) Du bist nicht alleine Es gibt viele Frauen, die ähnliche Herausforderungen haben wie Du. Der Austausch mit anderen selbstständigen Frauen kann sehr hilfreich und motivierend sein. Vielleicht schließt Du Dich einer Gruppe an, die passend für Dich ist oder gründest selbst eine Gruppe?

7.) Mach Dich auf den Weg Persönlichkeitsentwicklung kann Dir helfen, persönliche Grenzen zu durchbrechen und Ziele zu erreichen, die Du Dir im Moment noch gar nicht vorstellen kannst. Wage den ersten Schritt und mache Dich auf den Weg!

 

Weitere Infos über Katrins Engagement als Coach und Friseurunternehmerin erfahrt Ihr unter www.rockyoursalon.de