Martina Lederer, Bad Tölz
"Mich stört, dass ich kaum Planbarkeit habe und ich von Entscheidungen der Politik abhängig bin. Als Unternehmerin muss ich planen. Kurzfristig, mittelfristig sowie langfristig muss ich eine Strategie für mein Unternehmen entwickeln. Das ist momentan allerdings sehr schwer. Was heute zählt, kann morgen schon über den Haufen geworfen werden. Das macht noch mehr Arbeit. Zudem bin ich Mutter eines siebenjährigen Sohnes, der Zuhause im Homeschooling betreut werden muss. Das funktioniert grundsätzlich ganz gut, weil ich ja jetzt die Zeit dazu habe. Allerdings muss ich mich oft anstrengen, um meinen Kopf auszuschalten und mich auf die Situation zu konzentrieren. Dieser Spagat zwischen Mama und Unternehmerin ist im Moment nicht immer leicht. Auch wenn wir Friseurunternehmer und -unternehmerinnen derzeit ähnliche Probleme haben, denke ich, dass wir Frauen anders mit diesen Problemen umgehen. Männer denken meist rationaler und sachlicher. Bei mir kommen doch oft die Emotionen durch. In meinem Kopf kreisen ständig die Gedanken; da muss ich mich selbst immer wieder auf das Hier und Jetzt fokussieren. Ich wünsche mir von unserer Politik, dass wir die richtigen Hilfen bekommen. Und zwar sofort, unbürokratisch und ohne diese nachher zurückzahlen zu müssen. Uns werden vollkommen unverschuldet unsere Einnahmen weggenommen und dann wird erwartet, dass wir unser Erspartes für den privaten Lebensunterhalt, für Krankenkasse und Altersvorsorge etc. aufbrauchen sollen. Ich wünsche mir, dass das in den Hilfen berücksichtigt wird. Zudem brauchen wir finanzielle Unterstützung, wenn wir Auszubildende beschäftigen - und zwar zu 100 Prozent, um die Ausbildung in unserem Beruf zu sichern. Wir brauchen den Nachwuchs in unserer Branche. Zusätzlich wünsche ich mir eine Erhöhung des Kurzarbeitergeldes für Mitarbeiter, um Schwarzarbeit zu verhindern. Im ersten Lockdown habe ich das KUG für mein Team auf 100 Prozent aufgestockt. Das ist mir jetzt leider nicht mehr möglich."