Hair Haus: Friseure müssen sich wieder aufwerten!

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Raphael Koziollek (li) und Henri Schumacher mit Gabriela Contoli (FMFM)
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Raphael Koziollek (li) und Henri Schumacher mit Gabriela Contoli (FMFM)

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FMFM zu Besuch bei den sympathischen Geschäftsführern der HAIR HAUS GmbH, Henri Schumacher und Raphael Koziollek: Seit genau 2 Jahren führen die beiden einen der vier größten Großhändler in Deutschland. In kürzester Zeit hat die Doppelspitze das auf turbulente Zeiten zurückblickende Unternehmen auf Erfolgskurs gesetzt. Wie ihnen das gelungen ist, erzählen sie Gabriela Contoli in einem entspannten Branchentalk am Firmenstandort im nordrhein-westfälischen Viersen.

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Herr Schumacher, Herr Koziollek, gibt es Sie eigentlich immer im Doppelpack? Henri Schumacher (lacht): Fällt das so auf? Raphael und ich haben vor ziemlich genau 2 Jahren gemeinsam die Geschäftsleitung für Hair Haus übernommen. Dabei sind wir beide schon rund 10 Jahre im Unternehmen. Wir kennen uns aber schon viel länger und sind auch privat befreundet.

Wie sind Sie beide ausgerechnet in der Friseurbranche gelandet? Raphael Koziollek: Henri und ich haben in Frankfurt am Main für das gleiche Private Equity Unternehmen gearbeitet. Meine Aufgabe bestand damals u.a. darin, Unternehmen finanziell zu beraten und zu begleiten, so auch Hair Haus bzw. damals noch KMS Group Management GmbH, Irgendwann habe ich mir das Unternehmen dann von innen angeschaut und bin geblieben. Die Friseure sind mir inzwischen sehr ans Herz gewachsen und meinen Lebensmittelpunkt habe ich längst von Frankfurt nach Viersen verlegt.

Henri Schumacher: Ich bin dann etwa 2 Jahre nach Raphael ins Unternehmen gekommen. Meine berufliche Herausforderung ist eher das Controlling, bei Raphael sind es die Finanzen. Nachdem wir beide die unterschiedlichen Abteilungen des Unternehmens durchlaufen hatten und Hair Haus von der Pieke auf kennenlernen konnten, wurde uns beiden 2017 die Geschäftsleitung übertragen. Während ich mich um das Marketing und den Einkauf kümmere, zeichnet Raphael für den Direktvertrieb, die Finanzen, die Logistik und den Innendienst verantwortlich.

Eine ungewöhnliche Aufteilung,… Raphael Koziollek: Richtig, die aber historisch gewachsen ist. Denn normalerweise gehören Vertrieb und Marketing in eine Hand, aber wir haben uns die Verantwortungsbereiche nach unseren Stärken und Erfahrungen aufgeteilt. Ein bisher sehr bewährtes Konzept!

Auf Wachstumskurs

Die Unternehmensstruktur kam ja in den letzten Jahren immer wieder ziemlich ins Wanken… Henri Schumacher: Es gab in der Tat sehr turbulente Jahre. Das Konstrukt Hair Haus wurde ja bereits vor rund 10 Jahren gegründet aus einem Verbund von mehreren regionalen Großhändlern in Deutschland. Die wurden damals alle von der deutschen Industrieholding gekauft. Der branchenbekannte Peter Zühlsdorff, Hauptgesellschafter der DIH, kam dann auf die Idee, die einzelnen Großhändler zu kaufen und eine einzige starke Gesellschaft daraus zu machen. In dem Zuge kam das Unternehmen dann vor 10 Jahren nach Viersen. Die Eingliederung der einzelnen Firmen hat sich allerdings tatsächlich als etwas schwierig dargestellt.

Raphael Koziollek: Ja, in der Theorie legt man vier Teile (Anmerkung der Redaktion: KMS, GS, Uschi Fachversand, FKB) zusammen und es kommt mehr als ein Ganzes raus. Hier war es so, dass man vier Teile zusammengelegt hat und am Ende war nur noch die Hälfte da. Deswegen sind Henri und ich gekommen, um das Ganze neu zu strukturieren. Gerade in den ersten Jahren sind wir finanziell durch schwere Zeiten mit hohen finanziellen Verlusten gegangen. Doch jetzt haben wir das Unternehmen neu aufgestellt und strukturiert und befinden uns seitdem auf Wachstumskurs. Seit 2 Jahren heißen wir Hair Haus GmbH.

Hair Haus verfügt über zwei Schulungszentren in Viersen und Berlin Hair Haus verfügt über zwei Schulungszentren in Viersen und Berlin ©Businesspixel.de für FMFM

Gesucht: ein neuer Begriff für „Großhandel“

Raphael Koziollek ist bei Hair Haus u. a. für den Direktvertrieb verantwortlich Raphael Koziollek ist bei Hair Haus u. a. für den Direktvertrieb verantwortlich ©Businesspixel.de für FMFM

In welcher Marktposition innerhalb der vier großen Großhändler sehen Sie sich nach diesen zwei ersten Jahren? Raphael Koziollek: Schwierige Frage und es geht uns eigentlich auch gar nicht darum, an welcher Position wir stehen. Der Großhandel zentralisiert sich immer mehr. Und der Markt ist groß genug für uns alle. Mit unserer Eigenmarke Comair sind wir sogar ein Großhändler für die Großhändler. Wobei der Name Großhandel eigentlich gar nicht mehr aussagekräftig ist. Multimarkenhandel würde es besser treffen, aber vielleicht sollten wir hier mal noch kreativer werden…

Henri Schumacher: Alle vier Großhandels-Platzhirsche (Anmerkung der Redaktion: Gieseke, CMC-Rewe, Euro Friwa und Hair Haus) sind doch mit ihren Eigenmarken und Exklusivdistributionsmarken inzwischen weitaus mehr als die klassischen Großhändler, wie sie noch bis vor einigen Jahren im Markt agiert haben.

Wo in Deutschland ist denn Hair Haus der Platzhirsch? Raphael Koziollek: Wir sind auf nationaler Ebene insgesamt super aufgestellt. Natürlich gibt es Bundesländer und Regionen, in denen wir stärker unterwegs sind, z. B. in Nordrhein-Westfalen oder in Ostdeutschland. Und dann gibt es natürlich auch Gegenden, da halten wir uns aus Fairnessgründen gegenüber unseren Marktbegleitern bewusst zurück.

Henri Schumacher: Was viele nicht wissen, wir haben auch eine Tochtergesellschaft in Österreich, Hair Haus Austria, und es gibt auch ein Hair Haus Schweiz, das aber rechtlich gesehen keine Tochtergesellschaft ist.

Wir wollen die Dienstleistung im Salon stärken!

Welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihrem Vertrieb? Raphael Koziollek: Unser Schwerpunkt liegt eindeutig auf dem Direktvertrieb. Für Hair Haus sind aktuell 85 Außendienstmitarbeiter unterwegs, die den Friseur direkt vor Ort in seinem Salon besuchen. Denn der Friseur legt nach wie vor großen Wert auf den persönlichen Kontakt und den bietet ihm Hair Haus. Außerdem stehen deutschlandweit 22 Fachmärkte zur Verfügung. Fehlt mal ein Produkt im Salon, kann der nahegelegene Friseur Fahrradkuriere in Anspruch nehmen, die ihm innerhalb kürzester Zeit das gewünschte Produkt aus dem nächstgelegenen Fachmarkt liefern. Ein Service, der sehr dankbar angenommen wird.

Wie sieht es mit einem Online-Shop aus? Henri Schumacher: Wir verkaufen unsere Marken ausschließlich an den Friseur. Es gibt Kunden, die unsere Produkte auch im Internet anbieten. Da schauen wir aber genau hin und beobachten die Preise. Unser Fokus liegt definitiv nicht auf dem Onlinehandel, aber letztendlich entscheidet der Kunde, wo er die Produkte beziehen will. Und da ist online natürlich ein Thema, dem wir uns nicht verschließen. Daher sind wir gerade dabei, unseren Onlineshop zu überarbeiten. Ab dem Sommer können sich Kunden dann mit einem Gewerbeschein dort anmelden. Die Preise sind jedoch die gleichen wie in unseren Flyern und Katalogen.

Raphael Koziollek: Wir stellen den Onlineshop lediglich als Unterstützung für den Außendienst und für unsere Kunden zur Verfügung und nicht für 82 Millionen Endverbraucher. 

Verkaufen sich die Hair Haus Produkte denn von selbst im Salon? Raphael Koziollek: Ganz ehrlich, wir wollen für unsere Kunden in erster Linie die Dienstleistung im Salon stärken, nicht den Produktverkauf. Daher ist unsere Philosophie auch nicht, dem Friseur so viele Marken und Produkte wie möglich in seinen Salon zu stellen, sondern ihm ein Dienstleistungskonzept an die Hand zu geben, das er dem Kunden weitergibt und ihn darüber auch für die Produkte begeistert. Bei unseren Kunden gibt es keinen Depotzwang, wir setzen sie hier keineswegs unter Druck.

Im modernen Logistikzentrum von Hair Haus gehen täglich ca. 2.500 Pakete auf die Reise Im modernen Logistikzentrum von Hair Haus gehen täglich ca. 2.500 Pakete auf die Reise ©Businesspixel.de für FMFM

Farbe ist und bleibt die Kerndienstleistung beim Friseur

Henri Schumacher kümmert sich bei Hair Haus um das Marketing und den Einkauf Henri Schumacher kümmert sich bei Hair Haus um das Marketing und den Einkauf ©Businesspixel.de für FMFM

Wie wichtig sind hierbei Ihre Eigenmarken? Henri Schumacher: Unsere Eigen- und Exklusivdistributionsmarken stehen bei uns absolut im Fokus, und zwar in allen Bereichen, ob Education, Marketing, Einkauf oder Vertrieb. Wir arbeiten permanent an und mit den Marken, um unseren Kunden eine tolle Qualität und ein gutes Image zu attraktiven Preisen bieten zu können. Wir geben gerne zu, dass der größte Teil unserer Marketingaktivitäten sich auf diese Marken ausrichtet. Unsere echten Eigenmarken wie Comair, Eslabondexx, Feel Nature oder SBC (Super Brillant Color) entwickeln wir gemeinsam mit unseren Produzenten.

Raphael Koziollek: In der Großhandelswelt verschwimmt der Begriff Eigenmarke ja oft. Es ist keine Eigenmarke, wenn man nur das Distributionsrecht für Deutschland hat, das sind eher Exklusivdistributionsmarken, auch wenn einem dieser Begriff alles andere als leicht von den Lippen geht.

Auf welches Salonthema konzentriert sich Hair Haus am meisten? Henri Schumacher: Definitiv auf die Kerndienstleistung Haarfarbe. Denn das ist und bleibt die Dienstleistung der Zukunft im Salon. Farbe ist das Thema, das den Friseur qualifiziert, weil der Endverbraucher es niemals im heimischen Badezimmer so hinbekommt wie der Friseur im Salon.

Brennpunkte Nachwuchs und Image

Wie lernen Hair Haus Friseure den Umgang mit Ihren Produkten? Raphael Koziollek: Wir haben ein großes Education-Team, das die Produkte vor Ort in den Salons schult. Außerdem finden in unseren Akademien hier in Viersen sowie in Berlin regelmäßige Schulungen, Workshops und Seminare statt. Auch sehr beliebt ist unsere SBC-Tournee durch verschiedene deutsche Städte. Auf unserer Homepage können sich die Kunden jederzeit die aktuelle Seminarbroschüre mit allen Terminen downloaden.

Was ist in diesem Jahr noch geplant? Henri Schumacher: Wir werden in 2019 unsere Eigenmarken weiterentwickeln und uns intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Außerdem freuen wir uns auf unsere Hausmesse am 14. und 15. September, die wir jedes Jahr in einem Teil unseres 10.000 qm großen Logistikbereichs hier in Viersen stattfinden lassen.

Wo sehen Sie beide derzeit das größte Problem in unserer Branche? Raphael Koziollek: Eindeutig ist der Nachwuchs in Kombination mit dem Image des Friseurberufs das brennendste Problem derzeit. Das Negativimage färbt auf den potenziellen Nachwuchs ab. Während andere Handwerker wie Schreiner oder Fliesenleger neben dem derzeitigen Bauboom vor allem davon profitieren, dass die meisten Menschen deren Arbeit nicht selbst im Heimwerk verrichten können, schaffen es Friseure nicht, sich entsprechend aufzuwerten.

Henri Schumacher: Friseure müssen ihre Möglichkeiten erkennen, nachhaltig erfolgreich zu sein und sich endlich ihrer Wertigkeit bewusst werden. In unserem Markt wird generell viel zu viel über andere geredet und viel zu wenig über sich selbst!

Herr Schumacher, Herr Koziollek, vielen Dank für das interessante und offene Gespräch und weiterhin viel Erfolg! 

Topmodern: die Brandschutzzone mit Falltor, falls mal Aerosole explodieren und einen Brand verursachen Topmodern: die Brandschutzzone mit Falltor, falls mal Aerosole explodieren und einen Brand verursachen ©Businesspixel.de für FMFM