3. Du hast einen kleinen, aber feinen Salon, der anscheinend gut läuft. Warum sich nicht vergrößern?
Er ist klein, fein und definitiv das, was ich mir immer vorgestellt habe. Klar, die Pandemie hat auch mich viele Rücklagen gekostet - wie jeden Unternehmer. Aber ich bin zufrieden mit dem, was ich mir aufgebaut habe und es läuft gut. Ich habe eine sehr intime Salonatmosphäre und daran möchte ich einfach festhalten. Meine Leidenschaft, Kreativität und mein Handwerk profitieren von diesen kleinen, sehr personenbezogenen Rahmenbedingungen. Eine Expansion von „Blondes Gift“ würde diese Art der Entfaltung einfach stören. Bei mir kommt Qualität vor Quantität. Soll heißen, es geht mir nicht um die Anzahl an Kunden an einem Tag, sondern um die hochwertige Arbeit, die ich abliefern kann. Und der Erfolg gibt mir recht, deshalb gibt ist für mich keinen Grund, etwas an diesem Salonkonzept zu ändern. Im Gegenteil, ich glaube, dass dies das Salonkonzept der Zukunft ist. Geprägt durch Wirtschaftlichkeit, werden sich viele Salonstrukturen ändern müssen.
4. Welche Träume möchtest du dir mit deinem Handwerk noch verwirklichen?
Ich habe eine Menge Träume, die ich verwirklichen wollen würde. Ganz nach dem Motto „Weniger reden, mehr tun“ spreche ich erst von den Dingen, wenn sie handfest sind. Nach 13 Jahren in diesem tollen Beruf bin ich noch voller Elan, ganz viel umzusetzen. Ist aber alles noch nicht spruchreif.
5. Wie kann man den Nachwuchs für das Handwerk begeistern und auch zum Durchhalten motivieren?
Das ist für mich ein Riesenpunkt. Auch wenn es vielleicht nicht auf geteilte Meinung stößt, so denke ich mit Blick auf meine Anfangszeit, dass eine Art Kennlernphase fehlt. Wenn ich überlege, mit wie viel Disziplin ich durch diese drei Jahre gegangen bin, um an mein Ziel zu kommen. Man darf es heute eigentlich gar keinem erzählen, aber ich habe ein Jahr jeden Samstag im Salon verbracht, um diese Ausbildungsstätte zu bekommen. Empfängt man heute einen Bewerber oder eine Bewerberin, ist es fast unmöglich, diese/n einen Tag unentgeltlich zur Probe arbeiten zu lassen. Dieses erste Kennenlernen ist aber sowohl für die Arbeitgeber-, als auch für die Arbeitnehmerseite wichtig, um zu schauen, ob es überhaupt passt. Es sollte in erster Linie darum gehen, zu hinterfragen, was der Nachwuchs an Pflichten und Dienstwilligkeit bereit ist zu geben. Die Generation, die wir heute vor uns haben, ist - mit Verlaub - arbeitsmüde. Geblendet von einer Instagram-Welt, wo Beauty, Reichtum und Perfektion von selber kommt, ist keiner mehr bereit, mit anzupacken und Zeit, Arbeit und Geduld in die eigene Ausbildung zu investieren. Die Jugend muss wirklich umdenken.
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