„Muss man mit einer Firma verheiratet sein?!“

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Foto: Unsplash, Brooke Lark
Ramin liebt das Candyshop-Prinzip
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Bis vor kurzer Zeit war vielen Unternehmer*innen von uns klar: Wir arbeiten schwerpunktmäßig mit einem Anbieter zusammen! Basta. Aber sind diese Ehen für „ein Geschäftsleben lang“ überhaupt noch zeitgemäß? Color Crack Ramin Dell über die riesigen Vorteile seiner persönlichen „Produkt-Perlensuche“.

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Klar, es gibt natürlich Vor- und Nachteile für enge Partnerschaften, die ich als Saloninhaber mit einem Kosmetikunternehmen eingehe. Ein Vorteil für eine solche Hochzeit ist sicher der monetäre Benefit: Man bekommt zumindest versprochen, dass man sehr gute Rabatte haben wird, erhält vielleicht einen Titel wie „Flagship“-Salon und wird schon auch ein bisschen beweihräuchert von den Firmen. Aber unter dem Strich ist es uns doch sicher allen schon mehr als nur einmal passiert, dass wir im Internet oder bei Großhändlern Angebotspreise gesehen haben, die günstiger waren als unsere Einkaufspreise inkl. der Rabatte, oder? Ich wage daher zu bezweifeln, dass es zwingend nur Vorteile bringt, allein aufgrund angeblicher Konditionen mit nur einer Firma zusammenzuarbeiten. Was ganz klar jedoch vorteilhaft ist, eng mit einer Firma zu connecten, sind die Weiterbildungs-, Veranstaltungs- und Seminarangebote, auf die man dann Zugriff hat und zum Teil kostenlos besuchen kann. Dort wird dann eben nicht nur Education geboten, sondern das sind auch tolle Gelegenheiten zum Netzwerken.

Rosinen suchen lohnt!

Aber es gibt tatsächlich keinen Anbieter – zumindest keinen, der mir bekannt ist – der in allen Sortimentsbereichen gleichermaßen perfekt ist! Einige sind bei der Pflege sehr gut, dafür beim Styling vielleicht nicht so toll. Manche haben im Farbbereich in einigen Segmenten richtig gute Produkte, weisen in anderen Segmenten aber Lücken auf. Beispiel: Mal ist Blondierung mega, aber dafür sind die Farben nur mittelmäßig. Was derzeit ein riesiges Thema ist, ist das Revival der demipermanenten Tönungen. Redken hat schon seit 36 Jahren die Shades im Programm. Als das Patent darauf erlosch, haben jetzt ganz viele Firmen das Produkt nachgebaut und bringen nun ihre demipermanenten Kopien auf den Markt, von denen einfach viele überhaupt nicht gut sind, weil sie das Rad neu erfinden wollen, statt sich an bewährten Rezepturen zu orientieren. Ärgerlich ist das. Aber das nur am Rande.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass je spezieller eine Dienstleistung im Salon wird, man wirklich spezielle Produkte dafür braucht, um genau diese Ergebnisse zu erzielen. Und da ist es ganz egal, ob das im Bereich Farbe, Pflege oder vielleicht sogar auch noch beim Styling ist. Deshalb habe ich persönlich schon vor Jahren damit begonnen, mir überall nur die Rosinen rauszupicken. So ist es aktuell so, dass ich allein im Bereich Farbe mit acht verschiedenen Firmen zusammenarbeite! Ein Anbieter hat beispielsweise einen sauren Farbabzug im Programm, der wirklich genau das macht, was er machen soll. Allerdings ist dieses Produkt das einzige Topprodukt in der gesamten Range des Unternehmens, das ich hier lieber nicht mit Namen nennen möchte. Die anderen Sachen sind nämlich leider nicht so berauschend.

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Ramins Color-Regal

Meine Favoriten…

Allein ein Blick in mein Regal mit meinen Farbkarten zeigt, wie breit ich im Bereich Farbe aufgestellt bin. Aktuell arbeite ich extrem gern mit der Blondierung „Blondme“ von Schwarzkopf, weil ich damit momentan die besten Ergebnisse erziele. Im Bereich Farbe sind die Favoriten für ein schönes Glossing mit Demis die Redken „Shades“ oder „Holi“ von Sensues. Wenn ich im 9er oder 10er-Bereich arbeite, wo die meisten Firmen Probleme mit der Abdeckung haben, weil da kaum noch Pigment in der Tube ist und das weiße Haar gern mal glasig bleibt, nehme ich derzeit gern „Screen“. Die haben eine super Abdeckung und sacken nicht dunkler als gewünscht ab. Der Graubereich ist wiederum ein sehr spezieller. Hier haben Goldwell und Alcina gute Produkte im Sortiment. Auch Senseus, Redken und Schwarzkopf haben schöne Grautöne in ihrer Karte. Bei wunderschönen, kühlen Blondtönen ist nach wie vor „Illumina! von Wella ungeschlagen. Wenn es aber um knackig kühle Töne im dunklen 4er, 5er und 6er-Bereich geht, ist Schwarzkopf „Igora Royal“ der heilige Gral. Als schöne, dauerhafte Toner, also Farben, die keine Tontiefe haben, sondern nur eine Farbrichtung, um beispielsweise Blondtöne zu veredeln oder hässliche Orange- und Gelbreflexe komplett aus dem Haar rauszubekommen, empfehle ich „Inblonde“. Es gibt wirklich nichts Besseres, um selbst aus einem grusligen Orangeton einen klaren Blondton zu zaubern. Ihr seht: Ich stelle mir meine ganz eigene Farbpalette zusammen.

Maßschneidern ist angesagt!

Im Segment Pflege funktioniert eine solche Perlensammlung aus Produkten unterschiedlichster Hersteller für mich ebenso. Auch dort geht die Schere sehr auseinander zwischen Sachen, die gut funktionieren und Innovationen, die einfach nur gehypt werden, weil ein riesiges Marketing dahintersteckt, aber die eigentlich nicht tun, was sie tun sollten. Vor allem als leidenschaftlicher Farbprofi ist für mich die Gesunderhaltung des Haares wichtig. Keine Kundin bezahlt 500 oder 600 Euro für eine aufwändige Haarfarbe, wenn die Haare davon so kaputt gehen, dass die Farbe nach ein oder zwei Haarwäschen wieder rausfällt. Diese Kundin kommt auch nicht wieder – es sei denn zu einer Reklamation. Daher ist es so ungeheuer wichtig, richtig gute Produkte zu haben, um das Haar zu schützen und ihm nach der Farbbehandlung wieder das zurückzugeben, was das Haar verloren hat. Dieses Pflegeprogramm maßgeschneidert zusammenzustellen ist im Grunde gar nicht schwer, wenn man weiß, was das Haar während einer chemischen Behandlung verliert. Man muss es dann nur gezielt wieder aufbauen. Und dafür muss es genau das richtige Produkt für genau diese Kundin sein. Beim Arzt ist es auch so: Er greift auf ein Portfolio von Schmerzmitteln zurück, um genau das Schmerzmittel zu verabreichen, das deinen Schmerz lindert. Der Unterschied zum Arzt ist jedoch: Wir als Friseure haben keine Gelegenheit für Versuche. Ein Arzt switcht einfach auf ein anderes Medikament, wenn das eine nicht hilft. Geben wir der Kundin die falsche Haarkur mit und ihr Haar bricht ab, können wir uns das nicht leisten! Das bedeutet: Ich muss direkt das richtige Produkt für die jeweilige Kundin finden. Da gibt es dann besonders hochpreisige Anbieter wie K18 oder Belma Kosmetik, die dann wirklich funktionieren. Meine Meinung: Wir sind nicht gut beraten, Kundinnen Mainstream-Produkte aus dem Regal zu verkaufen in der Hoffnung, dass sie dann auch funktionieren. Wir müssen so tolle Produkte haben, die auf Anhieb funktionieren. Es gibt diese Firmen, die sich komplett auf die Pflege konzentriert haben, statt alles andere anzubieten – und zwischendrin auch noch Pflege. Heißt: Als Spezialist sollten wir ebenfalls mit spezialisierten Anbietern zusammenarbeiten.

Vor- und Nachteile

Natürlich bringt das dann mit sich, dass ich mit meinem Spezialitätengeschäft bei Händlern nicht die Rabatte und Konditionen habe, als wenn ich komplett über eine Firma einkaufe. Das ist aber am Ende auch gar nicht so wichtig. Denn wie gesagt, gibt es immer wieder Aktionen, wo man verschiedene Produkte mal günstiger als normal bekommen kann. Doch natürlich möchten die Vertreter der Firmen, bei denen ich vielleicht nur ein oder zwei Produkte kaufe, am liebsten gleich ihr gesamtes Portfolio in meinem Laden installieren. Dafür habe ich vollstes Verständnis und höre mir auch jedes Angebot an, weil ja mal ein gutes dabei sein könnte. Doch es ist zeitraubend, mit vielen Vertretern in Kontakt sein zu müssen, statt mit einem Außendienstler, der alle 4 Wochen kommt, bei Durchsicht feststellt, was fehlt, es aufschreibt und wieder geht. In diesem Fall hast du mit der Bestellung kaum was zu tun. Ich jedoch muss mich um dies natürlich allein kümmern. Das ist der Preis, wenn man mit vielen unterschiedlichen Firmen zusammenarbeitet.

Specials brauchen Specials

Meine Seminarteilnehmer des Grau-Seminars „Argent Royal“ sind immer sehr überrascht, wenn sie sehen, dass ich allein meine Grautöne mit Produkten von insgesamt sechs verschiedenen Firmen erarbeite. Oftmals fragen mich die Teilnehmer dann, wie sie die Ergebnisse aus dem Seminar denn mit ihren Produkten hinkriegen. Natürlich bin ich darauf bedacht, dass sie das auch mit ihren Firmen hinbekommen. Dafür schauen wir uns ihre Farbkarten an und überlegen, mit welchen Rezepturen sie das in ihren Salons umsetzten können. Aber ich sage ihnen auch, dass es z. B. den sauren Farbabzug, mit dem ich arbeite, von keiner mir bekannten Firma vergleichbar gibt. Andere Produkte bringen nun einmal andere Ergebnisse und nicht zu 100 % die, die wir im Seminar gemeinsam erarbeiten.

Daher nochmals in Kürze: Für spezielle Dienstleistungen brauchst du spezielle Produkte. Mein Tipp lautet daher: Wenn du eine Dienstleistung schon für 1.600 Euro verkaufst, dann kauf einfach die besten Produkte, die du dafür brauchst. Fertig. Du solltest dich nicht mit einer Firma verheiratet fühlen, wenn du mit deren Produkten nicht die Ergebnisse erzielst, die du haben willst – und letztlich auch haben MUSST, wenn du wirklich hohe Dienstleistungspreise nehmen möchtest.

Herzlichst, Euer Ramin