Schnelltest-Pflicht: Mit Sicherheit…anstrengend zu regeln!

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Gilt die Schnelltest-Regel bald im ganzen Land?
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Gilt die Schnelltest-Regel bald im ganzen Land?

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What?! Friseure in Köln waren wahlweise wütend oder fassungslos, als Oberbürgermeisterin Reker am vergangenen Freitagnachmittag verkündete, dass ab Montag (!) alle Friseurkunden in der Stadt einen negativen Schnelltest vorlegen müssen - mit einem nicht länger als 24 Stunden alten Ergebnis. Den einen ging dieser Schnellschuß richtig an die Nerven, andere waren schon lange vorbereitet und sind bereits zertifizierte Schnell-Tester.

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Friseure sind Stehaufmännchen, sie packen an und regeln in Windeseile neue Abläufe! Als die erste Schockstarre über die Regeländerung vorüber war, fingen die Kölner Friseure an, Kunden anzurufen und über die neue Test-Pflicht zu informieren, Tests zu bestellen und sich um neue Zeitabläufe zu kümmern. Die Innung war schon im Wochenende, die Handwerkskammer auch. Für Barber gilt die Schnelltest-Regel bereits im ganzen Land. Wer weiß: Möglicherweise müssen sich bald sogar alle Salons in Deutschland  darauf einstellen?!? Vielleicht ist das der Weg, um sich solidarisch gegen die Pandemie zu stellen. In FMFM berichten vier Kölner Salonbesitzer und ein Kieler Barber über ihre Schnelltest Erfahrungen.

„Das Testen gibt uns allen ein sicheres Gefühl!“

Ich war ganz glücklich nach unserem ersten Schnelltest-Tag im Salon, denn es hat wunderbar geklappt: von der 90jährigen Omi, die es super gemacht hat, bis zu Kindern, die mit einem negativen Testergebnis in den Salon kamen. Obwohl ich mich am Freitag zunächst doch sehr überrumpelt gefühlt habe, als die Nachricht zu den Schnelltest kam. Ein Kunde hatte mich darauf angesprochen; es gab nichts von offizieller Seite – die Innung hatte Feierabend und die Handwerkskammer konnte ich auch nicht mehr erreichen… Ich war richtig wütend. Denn es war klar, dass wir am Wochenende nichts mehr managen konnten. Wir hatten ein paar Tests vorrätig, aber natürlich nicht genug. Und wir sind ausgebucht bis Mai. Ich habe eine Kollegin gebeten (die eigentlich samstags frei hat) alle Kunden anzurufen, die montags und dienstags Termine hatten, um sie über die neue Test-Situation zu informieren.

Unser Konzept: Wir schlagen unseren Kunden vor, dass sie einen kostenlosen Bürgertest in einem Testzentrum oder in einer Apotheke machen lassen. Dann kommen sie mit der negativen Bescheinigung zu uns und es kann sofort losgehen. Die zweite Variante: Unsere Kunden kommen 20 Minuten vor ihrem Termin und führen vor unseren Augen einen Selbsttest durch. Da ist es etwas aufwändiger, weil wir diese Zeit bei der Terminvergabe einkalkulieren müssen.

Ansonsten befürworte ich das Testen sehr. Es gibt mir auf jeden Fall ein sicheres Gefühl. Der Laden ist voll und wir wissen, dass alle Salon-Mitarbeiter und alle Kunden ein negatives Ergebnis haben. Das ist doch schön! Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass das nicht nur lokal in Köln beschlossen wird, sondern eher bundesweit. Aber ich freue mich einfach darüber, dass wir weiter arbeiten dürfen. Dann sind die Umstände halt noch ein bisschen komplizierter, aber das ist ok. Wir haben jetzt ausreichend Tests im Salon und können die auch an unsere Kunden verkaufen. Ich sehe positiv in die Zukunft und hoffe, dass das in anderen Salons auch so gut angenommen wird. Ich habe wieder gemerkt: Ich habe so tolle Kunden und so tolle Mitarbeiter. Wir werden das schon alles schaffen.

Susanne Klapper, Hairdresser on Fire, Köln Susanne Klapper, Hairdresser on Fire, Köln

„Wir bieten unseren Kunden einen Test-Service“

Marc Hausmann & Marco Heinz, MH2, Köln Marc Hausmann & Marco Heinz, MH2, Köln

Wir haben mit diesen Schnelltest-Maßnahmen gerechnet, uns darauf vorbereitet und bereits vor Wochen beim Deutschen Roten Kreuz einen Kursus belegt. Damit sind wir zertifiziert, um Tests ordnungsgemäß durchzuführen. Letzten Freitag haben wir unsere Kunden abtelefoniert und sie über die Neuerungen informiert. Unseren Test-Service empfinden sie durchweg positiv, weil sie vor dem Salon-Besuch nicht nochmal woanders hinfahren müssen. Es gibt aber auch in Köln die Möglichkeit einen Bürgertest zu machen, den man unweit von uns durchführen kann; allerdings braucht man dafür einen Termin. Oder es gibt Testmöglichkeiten in der Apotheke. Wir werden den Test bei uns für 15 Euro verkaufen. Die Testung findet vor dem Geschäft statt, es dauert 20 Minuten und diesen Zeitaufwand lassen wir in die Kalkulation einfließen. Wir haben uns und unsere Mitarbeiter seit der Wiederöffnung zweimal die Woche selbst getestet und früh gute Verbindungen zum Einkauf von Schnelltests gehabt – ein Test kostet im EK 4.90 Euro.

Wir werden die neuen zeitlichen Abläufe mit unseren Mitarbeitern trainieren und dann wird es halt unser tägliches Ritual mit dem Testen. Wir sehen der Zukunft positiv entgegen. In dem Falle ja eher negativ.

Wir finden, dass wir als Friseure mit der körpernahen Dienstleistung auf jeden Fall getestet sein sollten und auch unsere Kunden. Und dann fragen wir uns aber auch, wieso gilt diese Testmaßnahme nicht für Massage- und Physio-Praxen oder für Zahnärzte und ganz allgemein für Ärzte, denn auch die sind im Normalfall körpernah an ihren Patienten. Ansonsten sind wir für die Schnelltests, wenn das der Weg und Schlüssel ist, um aus dieser Pandemie zu kommen und gleichzeitig unsere Geschäfte offen zu halten. Dann gehen wir diesen Weg auch sehr gerne mit!

„Ich fühle mich in der Situation etwas überrannt.“

Wir sind ja mittlerweile Chaos erprobt, aber Nachrichten wie letzte Woche Freitag, die hauen Dir zunächst die Füße weg. Da musste ich erstmal schauen, wie ich das hinbekomme: Am Freitagnachmittag hatte unsere Kölner Oberbürgermeisterin angesichts hoher Corona-Zahlen beschlossen, dass Besucher des Zoos und der Museen und der Friseursalons von Montag an am Eingang einen negativen Schnelltest vorlegen müssen. Ich habe das anfangs über Meldungen und Emails von unseren Kunden erfahren, die ganz konkreten Fragen an mich hatten. Zum Beispiel: ,Ich habe bereits Corona gehabt, muss ich trotzdem noch einen Test machen?‘

Ehrlich gesagt, sind wir damit ziemlich überrannt worden und wir wussten auch noch nicht, wie wir das handhaben. Als Erstes habe ich Schnelltests bestellt – ja, ich habe tatsächlich noch welche bekommen! Aber sie sind megateuer – 20 Stück für 78 Euro. Wir beschäftigen insgesamt 20 Mitarbeiter in zwei Salons – das ist also nicht gerade preiswert, denn Mitarbeiter wie auch Kunden müssen entsprechend einen Test vorlegen.

Dann stellt sich die Frage: Was machen wir mit Kunden, die ohne Test kommen und dann bei uns vor Ort getestet werden? Das ist in unserem Arbeitsalltag schon sehr schwierig. Unser Terminbuch ist diese Woche total voll. Ich muss schauen, wie ich das logistisch hinkriege. Es ist ein Wahnsinns-Aufwand, vor allem weil es so kurzfristig ist. Man hätte frühzeitig solche Geschichten planen und sagen können: ,Wir starten mit dieser Regel am 1. April‘. Dann hätten wir ein größeres Zeitfenster zur Vorbereitung gehabt.

Ich bin weder Gesundheitsamt noch Arzt – warum also soll ich prüfen, ob der Kunde, der meinen Laden betritt, negativ ist? Ich bekomme ein Formular oder einen Test vor die Nase gehalten und muss dann damit umgehen und sagen „Ja, der ist in Ordnung“. Ich fühle mich in der Situation etwas überrannt. Wir werden es logischerweise alles machen – aber toll ist anders.

Yvonne Flick, HairCreativ, Köln Yvonne Flick, HairCreativ, Köln

„Die neuen Regelungen sind lächerlich.“

Yusuf Gökkaya, Tom Kyle Barbershop, Kiel Yusuf Gökkaya, Tom Kyle Barbershop, Kiel

Wir sind ein professioneller Barbershop und konzentrieren uns auf Männerhaarschnitte und Bärte. Bis vor kurzem durften wir noch Rasieren ohne Tests und auf einmal war es nicht mehr erlaubt.

Wir hatten bislang noch keinen Corona-Fall in unserem Shop und haben ein super funktionierendes Hygiene-Konzept, mit dem wir nun schon über Monate erfolgreich arbeiten. Es sind nie mehr als vier Kunden im Shop. Vor jeder Behandlung werden unsere Instrumente wie Scheren und Maschinen und auch die Stühle desinfiziert. Natürlich gibt es Handdesinfektion bei Eintritt und Verlassen des Geschäfts. Und unsere Mitarbeiter arbeiten nonstop mit Masken, bei Bartrasuren mit einer FFP2 Maske.

Uns fehlen jetzt die Bartrasuren und das macht 50 bis 60 Prozent unserer Einnahmen aus.

Viele Kunden gehen uns durch die neuen Regeln verloren, einige haben keine Lust, sich einen Test zu besorgen oder anderen fehlt die Zeit, was völlig verständlich ist. Wir haben im Moment keine Schnelltest im Verkauf – wir wollten sie anbieten, aber es gibt derzeitig nirgendwo große Mengen an Schnelltests mehr zu kaufen. Wir können unsere Kunden nur bitten, sich selbst darum zu kümmern. Es gibt auch in Kiel Anlaufstellen mit kostenlosen Bürgertests.

Wenn es um körpernahe Dienstleistungen ohne Maske geht, dann stellen wir uns auch die Frage, warum man keinen negativen Test bei einem Zahnarzt vorlegen muss? Diese neuen Regelungen sehen wir als lächerlich an, aber leider haben wir es nicht zu entscheiden.