Was, wenn die Corona-Krise auch eine Chance wäre…?

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Foto: Shutterstock / Sub Job 1511322191
Das Licht am Ende des Tunnels: Gemeinschaft und Verbundenheit
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Das Licht am Ende des Tunnels: Gemeinschaft und Verbundenheit

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... fragt sich Simone Frieb, Chefredakteurin von FMFM.de, in ihrem Kommentar zur aktuellen Corona-Krise.

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Eines vorweg: Ich bin weit davon entfernt, der Corona-Krise allein durch positives Denken irgendetwas abgewinnen zu wollen! Versprochen. „Zuckerguss über Scheiße zu gießen“, würde mir dann nämlich meine langjährige Freundin vorhalten. Und sie hätte Recht damit. Das neuartige Corona-Virus lässt unfassbar viele Menschen erkranken, im schlimmsten Fall endet es tödlich. Corona stürzt auch die Wirtschaft in ein Tief, kostet Existenzen und versetzt zahllose Familien in den organisatorischen Schleudergang. Friseurunternehmer bangen um ihre Läden, Angestellte um ihren Lohn, wir alle um unsere Gesundheit.

Sicherheit als Chefsache

In dieser Ausnahmesituation ist Solidarität als Grundwert unserer Gesellschaft gefragt wie nie zuvor. Da braucht es Chefs, die mit Bedacht und Ruhe agieren. Die ihrem Team Sicherheit geben. Diese Umsicht und unternehmerische Führung umzusetzen, ist in diesen Tagen mehr als nur eine riesige Herausforderung! Schließlich gilt es parallel, einen Plan B, C und D zu entwickeln, sollte die Schließung aller Friseursalons in Deutschland angeordnet werden. Aber nicht nur Friseurunternehmer selbst sind gefragt, mit Bedacht und Klarheit Ruhe ins medial aufgerüschte Nervenkostüm der Mitarbeiter und Kunden zu bringen. In Zeiten, in denen sich Menschen allein via Telefon für 7 Tage krankschreiben lassen können, wünschen sich Chefs natürlich auch die Solidarität ihrer Salonmitarbeiter. Wünschen. Denn einfordern können sie sie kaum! Gibt es doch diesen Spruch: „Vom Beziehungskonto kann nur der abheben, der vorher eingezahlt hat“. Sicher, das ist die eine Seite der Medaille.

Solidarität: Pflicht oder Güte?

Geschlossenheit von Teams erleben also jetzt vor allem die Saloninhaber, die schon lange vor Corona vieles richtig gemacht haben. Aber mal anders gedacht: Liegt in dieser zutiefst verunsichernden Situation, die in uns allen in ein Gefühl des Kontrollverlustes erzeugt, nicht auch eine Chance für uns als Gesellschaft? Als Friseure, als Chefs, als Mitarbeiter, als Nachbarn? Ist nicht ein grundsätzliches Umdenken gefragt? Denn bleiben wir beim Bild von der Bank. Wenn allein das gefüllte Karmakonto darüber entscheiden würde, wann Unterstützung, gegenseitige Hilfe und Solidarität opportun wären: Dürften wir dann ab sofort überhaupt noch Personal in Krankenhäusern und Pflegeheimen vorfinden? Ausgerechnet von jenen, die wir als Gesellschaft besonders mies bezahlen, erwarten wir nun, dass sie uns allen medizinisch den Hintern retten und auf eigenes Risiko die Stellung auf den Seuchen- und Intensivstationen halten. Stimmt da die Bilanz vom Nehmen und Geben? Wohl eher nicht. Und dennoch: Die Pflegekräfte sind trotzdem am Start und leisten in diesen Tagen stellenweise Unmenschliches! Weil es ethische Motive sind, die viele von ihnen leiten.

Was verbindet uns?

Genau dieser ethische Ansatz ist es, der mich hoffen lässt, dass wir als Gesellschaft möglicherweise erstarkt aus der Corona-Krise hervorgehen werden. Wenn auch vermutlich wirtschaftlich gebeutelt und gerupft wie die Hühner (wobei wir natürlich herbeiwünschen, dass Hilfsgelder das Gröbste abfedern mögen). Das Wort  „Krise“ setzt sich aus zwei Silben zusammen, die für „Gefahr“ und für „Chance“ stehen. Mein Traum ist, dass uns das abrupte Stoppen aller gewohnten Abläufe, Strukturen und Zerstreuungen, das erzwungene Innehalten, dieses „Zurückgeworfen werden aufs Wesentliche“ auch Klarheit bringen kann. Klarheit über das, was das große Ganze – nämlich unsere gesamte Welt – zusammenhält. Materialismus und digitales Leben allein sind es jedenfalls nicht. Das wird jetzt sichtbarer denn je. Vor allem Gemeinschaft, Zusammenhalt, Mitgefühl und gegenseitige Unterstützung werden für uns alle in Krisen existenziell. Man kann es auch Liebe nennen.

 

Zusammen stark sein

In diesem Sinne: Lasst uns alle wohlwollend prüfen, auf welchem Beziehungskonto wir welchen Kredit geben sollten, wollen und können. Schauen, ob es sich nicht doch lohnt, dem einen oder anderen den Unterstützungs-Dispo zu erhöhen oder gar mit eigenem Engagement in Vorleistung zu gehen. Sei es für die alte Nachbarin, die dringend Hilfe braucht, sei es für die Mitarbeiterin, die Kollegin, den Chef. Das Greta-Phänomen und die „Fridays for Future Bewegung“ haben uns in den vergangenen Monaten gezeigt, welch tolle Dynamik entsteht, wenn alle ein gemeinsames Ziel verfolgen.

Keine Frage: Das neuartige Corona-Virus ist grausam. Niemand braucht all den Ärger, die Unruhe, die Gefahr und die wirtschaftliche Keule, die uns diese Krankheit beschert. Aber wenn wir die Uhr schon leider nicht zurückstellen können – lasst uns zumindest das Beste draus machen. Und das können wir nur gemeinsam.

Passt auf euch auf & bleibt gesund!

Eure Simone Frieb

 

Passend zum Thema hier für alle Hermann Hesse-Fans unter euch die inspirierenden Zeilen aus „Dass Gott in jedem von uns steckt“

Dass Gott in jedem von uns lebt,

dass jeder Fleck Erde uns Heimat sei,

jeder Mensch uns verwandt und Bruder ist,

dass das Wissen um diese göttliche Einheit

alle Trennung in Rassen, Völker, in Reich und Arm,

in Bekenntnisse und Partein

als Spuk und Täuschung entlarvt –

das ist der Punkt, auf den wir zurückkehren,

wenn furchtbare Not oder zarte Rührung

unser Herz wieder liebefähig gemacht hat.

Simone Frieb Simone Frieb