Wie aufm Klo! Warum Männer und Frauen beim Friseur den gleichen Preis bezahlen sollten

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Unisex-Preise - keine Extrawurst für keinen
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Unisex-Preise - keine Extrawurst für keinen

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Von wegen Damen- und Herrenpreise! In Jana Pätzolds Salon MOJI in Hamburg kostet der Haarschnitt für alle gleich: 75 Euro. Keine Diskussion. Klare Ansagen sind Janas Markenzeichen – und ihre Kunden feiern sie sogar dafür!

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Jana, seit wann arbeitet ihr mit Unisex-Preisen für Männer und Frauen?

Wir haben die „genderneutrale Preisgestaltung“, wie das bei uns heißt, vor zwei Jahren eingeführt. Am liebsten hätte ich das schon 2011 zum Start in meine Selbstständigkeit gemacht. Aber mein damaliger Stuhlmieter war dagegen.

 

Warum hast du dich für dieses Preismodell entschieden? Fast alle deine Kollegen arbeiten schließlich mit Damen- und Herrenpreisen.

Unterschiedliche Preise sind aus mehreren Gründen falsch. Zum einen dachte man früher vielleicht, dass Männerschnitte schneller gehen als Damenschnitte. Meine Erfahrung ist eine andere: Oft dauert es sogar länger, bei einem Männerkopf eine gute Form zu kreieren, als ein Langhaarschnitt bei einer Frau. Und warum sollen Frauen überall mehr bezahlen als Männer, wo Männer in der Regel sogar mehr verdienen? Das ist auch in der Kosmetikindustrie weit verbreitet und stört mich schon lange. Bei uns buchen Kunden eine Stunde für einen Haarschnitt, die kostet 75 Euro. Völlig egal, ob ich in der Zeit einem Mann oder einer Frau die Haare schneide.

Unisex-Preise für alle

Dann müssten ja auch Kinder 75 Euro bezahlen.

Das tun sie auch bzw. ihre Eltern. Wenn sie denn wollen, dass wir ihre Kinder bedienen. Die meisten möchten das aber zu dem Preis nicht. Damit haben wir gar kein Problem.

 

Wie reagierten deine Kunden und Kundinnen auf die „genderneutralen“ Preise?

Schon vor der völligen Angleichung gab es einen Preisunterschied von nur 5 Euro zwischen Männer- und Frauenhaarschnitt. Die Umstellung war also kaum spürbar. Jetzt steht als Angebot auf der Karte nur noch „Schnitt“, ein Preis für alle. Wir kommunizieren insgesamt sehr klar, ob es um unsere Werte oder um Geschäftsbedingungen geht. Das zeigt auch unsere sehr direkt formulierte Policy. Unsere Kunden nehmen das an, weil sie uns so kennen und unsere Arbeit mögen.

 

Keine Diskussionen?

Nein. Selten gibt es eher Fragen, z. B. von Touristen, die sich im Vorbeigehen unsere Karte anschauen und fragen, ob wir mit goldenen Scheren schneiden. Die empfehlen wir gern ein paar Straßen weiter, wo es Barber und Salons gibt, die Haarschnitte für ab 12 Euro anbieten. Die Ansprüche sind halt verschieden. Der eine kauft günstige herkömmliche Shampoos, der andere Bio-Produkte. Die eine shoppt bei Primark, die andere Vivienne Westwood. Alles gut. Unsere Zielgruppe besteht ohnehin vor allem aus Frauen. Und immer mehr aus den Partnern unserer Kundinnen, die der Meinung waren, dass ihre Männer bislang woanders eher hässliche Haarschnitte bekommen haben (lacht). Nein, ohne Spaß: Dieses Formulierung „genderneutraler Preis“ finden tatsächlich vor allem junge Männer spannend, die bewusst weniger konsumieren und dafür gut einkaufen. Die stellen auch interessierte Fragen zu den Preisen. Wenn wir dann argumentieren, dass wir geschlechtsspezifische Preise überholt finden, sind sie sogar unserer Meinung.

 

Das heißt, dass sie sogar gern mehr bezahlen?

Wir haben nun einmal eine Kundengruppe, die insgesamt eine ganz bestimmte, bewusstere Lebenshaltung hat. Diese Kunden haben eine hohe Wertschätzung für das, was wir leisten. Für unser Handwerk. Dafür zahlen sie faire Preise; auch weil sie wissen, dass ich kalkulieren muss und meine Mitarbeiter gut bezahlen möchte. Ein Tätowierer berechnet es ja auch keine unterschiedlichen Tattoo-Preise für Frauen oder Männer. Wenn Fragen aufkommen, antworte ich ehrlich. Aber ich rechtfertige mich nicht.

 

Das klingt ganz entspannt.

Ist es auch. Die Botschaft ist klar: Ihr bucht eine Stunde für einen Haarschnitt, und diese Stunde kostet 75 Euro. Und wenn ich nur eine halbe Stunde einplane, z.B. für Konturen oder den Pony, ist es die Hälfte. Für Männer und für Frauen.

Jana Pätzold Jana Pätzold