„Auf Teammeetings zu verzichten, kostet mich bares Geld – und die Nähe zum Team!“
„Keine Zeit. Ich muss Geld verdienen!“ Für viele Saloninhaber sind regelmäßige Teambesprechungen vor allem eines: lästig. Sabrina Poser, Friseurunternehmerin, Coach und FMFM Artist über Sinn und Unsinn von Meetings – und warum ihre Mitarbeiter Heiner und Rainer Gold wert sind.
Die Erwartungshaltung von Friseurunternehmern an ihre Mitarbeitenden wie auch die von den Mitarbeitenden an ihre Chefinnen und Chefs ist eines brennendsten Salonthemen. Natürlich neben dem Fachkräftemangel und der Gen Z. Großzügigkeit allein gegenüber den Mitarbeitenden ist auf Dauer keine Lösung. Diese Erkenntnis macht sich unter Friseurunternehmern ebenso breit wie die, dass die Führung eines oder mehrerer Teams nichts ist, was man mal so nebenbei macht. Ich habe mir aus diesem Grund bereits vor Jahren zum Unternehmenswert Mensch Unterstützung gesucht und lasse mich seitdem in diesem Bereich coachen. Warum? Weil ich so zu einer Klarheit gelange, dank der ich heute Entscheidungen treffe, die ich früher aus der Emotion heraus nicht in dieser Form getroffen hätte.
Was ist also die Herausforderung, wenn ich als Chef oder Chefin erreichen möchte, dass mein Team mitzieht und wir den gemeinsamen Weg noch zukunftsorientierter gehen? Zunächst sollten wir uns darüber bewusst sein, dass die Anforderungen an unsere Mitarbeitenden deutlich komplexer sind, als das früher der Fall war: Unsere Teammitglieder sollen sich heute nicht nur voll auf ihre Kunden konzentrieren, sondern am liebsten zeitgleich noch ihren Instagram-Account bespielen. Sie sollen technisch immer professioneller arbeiten und bei Bedarf nebenher Rezeptionsarbeit leisten – und nun erwarten wir Unternehmer auch noch, dass unsere Mitarbeitenden deutlich professionellere Kundenberatungen durchführen. Zudem stellen wir alle gemeinsam fest, dass sich die Ansprüche unserer Kunden mit unseren steigenden Preisen wandeln.
Miteinander sprechen – mit Zeit
„Das ist schon ziemlich viel verlangt“, denken sich unsere Mitarbeitenden. Und wir als Saloninhaber denken: „Na ja, das müssen meine Angestellten aber doch begreifen!“ Schließlich habe ich ihnen doch schon so oft erklärt, dass alles teurer geworden ist. Und wenn ich ihnen einen höheren Stundenlohn zahlen soll, dann muss das eben auch alles umgesetzt werden.“ Heißt: Die Schere der gegenseitigen Erwartungen und Wünsche klafft ziemlich weit auseinander! Der innere Druck erhöht sich zusätzlich durch die Angst der Unternehmer, dass wenn es den Mitarbeitenden nicht passt, sie einfach wechseln.
Betrachten wir uns das Beispiel Social Media. Hier könnte man als Chefin und Chef überlegen: Könnte es eine Lösung sein, dass Mitarbeitende pro Woche in zwei eigens geblockten Stunden dafür bezahlt werden, dass sie regelmäßig Storys, Beiträge etc. erstellen? Das wiederum müsste dann natürlich in meine Kalkulation fließen, weil das Geld dafür ja erwirtschaftet werden will. Konstruktive Ideen hin oder her: Letztlich braucht es vor allem Zeit und Aufklärung, um solche Lösungsansätze am besten gemeinsam mit der Salonmannschaft zu besprechen. „Aber wieso Zeit?“, entgegen da viele. „Ich als Inhaber bin doch so gut ausgebucht. Woher soll ich da die Zeit nehmen, um mich mit meinen Mitarbeitenden auszutauschen?“ Meine tiefste Überzeugung ist: Diese Zeit für regelmäßige Meetings ist der Invest ins Team, um es weiterzuentwickeln. Und sie ist eine der wichtigsten Investitionen, die wir als Salonunternehmerinnen und -unternehmer machen können. Denn nur dann weiß man, was das Team bewegt, und kann agieren. Sonst ist man irgendwann gezwungen, auf die Dinge zu reagieren. Und das ist häufig erst dann, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
Ich praktiziere Teammeetings nun seit Jahren und habe eine absolut erfreuliche Erfahrung gemacht: Je mehr wir Mitarbeitende aufklären – nicht verunsichern! –, desto mehr fühlen sie sich wertgeschätzt und auf Augenhöhe mit uns. So fällt es ihnen leichter, auch mal die Unternehmerperspektive einnehmen zu können, und sie entwickeln sich weiter. Ich selber bereite jede Teambesprechung im Vorfeld zielführend vor; das dauert oftmals 2–3 Stunden. Diese Vorbereitungen bieten mir, wenn ich richtig in die Tiefe gehe, übrigens auch immer wieder Learnings.
Ziele klar definieren
Was ist also mein Ziel eines solchen Meetings? Zunächst möchte ich für alle die kommenden 4 Wochen skizzieren, aber auch den Lageplan und die Umsetzung im Team forcieren. Manchmal werden daher Themen zur Vorbereitung von Mitarbeitenden unterstützt, oder teilweise erarbeitet das Team selber in kleinen Gruppenarbeiten Herangehensweisen für die Ausführung etc. Mitunter sind wir uns in dem einen oder anderen neuen Prozess aber auch noch nicht sicher, wie genau er in der Umsetzung performen wird. Dann sammeln wir einfach die nächsten 3 bis 4 Wochen Erfahrungswerte, die dann gemeinsam ausgewertet und zusammengetragen werden. Wir sind also im Austausch und jede und jeder bringt sich aktiv ein. Das macht gemeinsame Ziele für alle attraktiv!
Ich höre oft in meinen Saloncoachings, dass Teambesprechungen nicht regelmäßig stattfinden. Ja klar, mal kann der Mitarbeiter nicht, dann wieder ein anderer. Das kenne ich gut. Daher mein Tipp: Teammeetings kann man beispielsweise immer monatlich an einem festen Zeitpunkt machen, sodass jedes Teammitglied dieses Date fest einplant. Selbstverständlich gibt es auch folgende Situation: Ich selbst befinde mich im Urlaub und übermorgen ist die Besprechung. Ohne mich. Bei uns handeln wir dann wie folgt: Meine Mitarbeiter bereiten sich zu dritt auf die Besprechung vor. Sie kennen die Instrumente, ein Teammeeting effektiv zu planen und es zielführend mit Interaktion durchzuführen. Natürlich wird Protokoll geführt und eine Vereinbarung getroffen.
Humor bringt Leichtigkeit & Lösungen
Als Unternehmer ist zu wissen: Je schlechter ein Teammeeting vorbereitet wird, desto weniger effektiv ist es. Das Meeting sollte auch nicht dazu dienen, nur Kritik zu äußern, sondern lösungsorientiert die Problematiken zu beleuchten, damit das Team Lösungsansätze verfolgt. Kennt ihr das? Irgendjemand aus dem Team hat einen Fehler gemacht beim Eintrag in den Terminplan und man fragt in der WhatsApp-Gruppe: „Wer hat Frau Müller dort eingetragen?“ In der Regel meldet sich keiner. Und da sind wir schon bei unseren Zwillingen, die wir schon seit vielen Jahren bei uns im Salon beschäftigen: Heiner und Rainer – mit Nachname Keiner. Die zwei sind sehr effektiv, kosten nichts und haben nie Urlaub;) Heiner und Rainer sind Sinnbild dafür, dass wir im Team versuchen, gewisse Dinge humorvoll anzusprechen und dann Lösungen zu forcieren. Das lässt die Stimmung in der Teamsitzung nicht kippen und bringt uns deutlich weiter als nervendes Fingerpointen. Je häufiger wir diesen lösungsorientierten Denkansatz als Team trainieren, umso leichter fällt es uns allen. Denn so stellt sich nicht mehr nur die Frage, wie es nicht geht, sondern wir überlegen zusammen, wie es funktionieren kann.
Fazit: Ein Teammeeting ist dazu da, organisatorische Dinge zu besprechen und Lösungen für Probleme im Ablauf zu generieren. Es ist ratsam, die Kommunikation wertschätzend zu führen und Teammitglieder auch einzubeziehen. Ein Teammeeting kann effektiv und zielführend sein – wenn Ziel und Inhalte klar sind. Es kann aber auch, wenn es nicht oder schlecht vorbereitet ist, gar nichts bringen.
Wie sieht es bei Euch aus? Habt ihr Einiges davon auch in Eurem Unternehmen so oder ähnlich erlebt? Nein? Dann herzlichen Glückwunsch! Wir optimieren uns als Team ständig und sind nie fertig damit.
Übrigens: Eine wichtige Frage, die wir Salonunternehmerinnen und -unternehmer uns auch immer mal wieder stellen sollten, ist die, was uns unqualifizierte Mitarbeitender überhaupt kosten. Und mit „unqualifiziert“ meine ich nicht, dass der oder die Mitarbeitende sein bzw. ihr Handwerk nicht beherrscht. Ich spreche vielmehr von Mitarbeitenden, die neben Themen zur handwerklichen Expertise nicht mit Inhalten zur Persönlichkeitsentwicklung, zur Sicherheit in der Kundenberatung und vielem mehr „gefüttert“ werden. Ein spannendes Thema, das ich in meiner nächsten Kolumne behandele und darin auch berechnen werde, wie viel ein solch „unqualifizierter“ Mitarbeiter das Unternehmen tatsächlich kostet. Bleibt also dran.
In diesem Sinne, Eure Sabrina Poser
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