Barbertechniken & Afrohaar: Ausbildung muss Vielfalt abbilden!

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Foto: privat
Claudia Küser setzt sich aktiv für moderne Ausbildung ein
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Sie ist informiert, sieht Defizite in der Ausbildung und geht diese an: Claudia Küper, Landesfachberaterin und Studienleiterin u. a. für die Fachrichtung Körperpflege in Schleswig-Holstein, ist überzeugt, dass sich Ausbildung 4.0 breiter und diverser aufstellen MUSS, wenn sie zeitgemäß sein will. Mit einer Schulung zum Thema Afro-Haar machte sie den Anfang, doch es gibt noch mehr Ideen.

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Frau Küper, anlässlich einer Landesfachtagung hatten Sie Abina Ntim zu Gast, eine Trainerin, die sich auf Afro-Haar spezialisiert hat. Wie wichtig finden Sie es, dass das Thema Afro-Haar in die Ausbildung eingebunden wird?

Bei dem vorletzten Landesfachtag Körperpflege durften wir Abina Ntim als Expertin für Afrohaar begrüßen, was für uns alle sehr bereichernd war. Auch wenn dieses Thema bislang nicht explizit im gültigen Rahmenlehrplan für Friseurinnen und Friseure (KMK) verankert ist, halte ich eine grundsätzliche Berücksichtigung von Heterogenität im Berufsfeld Körperpflege für sehr wichtig.

Rassismus darf in unserem Beruf keinen Platz haben. Um dem gerecht zu werden, braucht es eine umfassende Sensibilisierung auf schulischer (und betrieblicher) Ebene – für kulturelle Vielfalt in all ihren Facetten. Die Auseinandersetzung mit Afro-Haar ist dabei ein bedeutender Teilaspekt. Ziel sollte es sein, die gesamte Bandbreite menschlicher Vielfalt professionell abzubilden und wertschätzend damit umzugehen

Wie könnte das geschehen, ohne die Ausbildungsordnung erneuern zu müssen?

Die Kultusministerkonferenz (KMK) setzt die bundesweiten Standards und müsste formell eine entsprechende Änderung vorgeben. Aber auch ohne eine Änderung der Rahmenlehrpläne ist es möglich, Themen wie die professionelle Auseinandersetzung mit Afro-Haar in die Ausbildung zu integrieren. Einige Schulbuchverlage haben das Thema Afrohaar zum Beispiel bereits aufgenommen.

Grundsätzlich haben Schulen bzw. Fachgruppen gewisse Gestaltungsspielräume: Über ein schulinternes Curriculum und entsprechende Lernsituationen können sie gezielt Themen aufgreifen, die über die im Rahmenlehrplan festgelegten Mindestinhalte hinausgehen.

Wie kamen Sie überhaupt auf das Thema Afro-Haar?

Ich verfolge aufmerksam, welche Themen und Trends die Branche aktuell bewegen. Ein besonders interessanter Fachartikel über Afro-Haar hat mein Interesse geweckt – das war der Auslöser. Ich wollte mehr über die Thematik erfahren und habe gezielt nach Expertinnen und Experten auf diesem Gebiet gesucht. So bin ich auf die außergewöhnliche Arbeit von Abina Ntim gestoßen. Sie verbindet fachliche Expertise mit gesellschaftlichem Engagement – ein großer Gewinn für unsere Branche.

Und wie relevant ist das Thema im Friseuralltag?

Sehr relevant. Wir hatten aufbauend Fortbildung mit Barbara Holmes aus München, die sich auf Naturlocken und Afro-Haar spezialisiert hat. Sie macht deutlich: Nicht jeder Salon ist darauf vorbereitet. Deshalb braucht es mehr Fachwissen und Offenheit für Vielfalt in der Ausbildung und im Berufsalltag.

Haben Sie das Gefühl, mit dieser Tagung einen Stein ins Wasser geworfen zu haben, der größere Wellen schlagen kann? Dass etwa Innungen oder Verbände ähnliche Weiterbildungsangebote schaffen könnten?

Ja, das denke ich schon. Ich übernehme selbst keine große mediale Öffentlichkeitsarbeit – das liegt eher bei Abina, die das Thema breit vorantreibt und damit wirklich etwas bewegt. Ich sehe mich vor allem in meiner Rolle als Landesfachberaterin. Gleichzeitig sehe ich gute Chancen, dass Innungen und Verbände ähnliche Weiterbildungsangebote aufgreifen und ausbauen.

Können Sie sich weitere Themen vorstellen, die ebenfalls in die Ausbildung eingebunden werden sollten?

Wir müssen die Vielfalt der Schülerinnen und Schüler insgesamt stärker berücksichtigen. Auch die schriftlichen Abschlussprüfungen könnten zeitgemäßer werden – etwa durch praxisnahe Formate oder eine flexiblere Gestaltung, die sich an den Bedürfnissen der Lerngruppe orientiert. Eine reine Wissensreproduktion, mit Fokus auf Sprachlichkeit, führt häufig zu einer hohen Durchfallquote.

Darüber hinaus wäre es denkbar, dass Barber-Techniken fest in die Ausbildung einfließen. So können klassische Salons und Barbershops näher zusammenwachsen – zum Vorteil der gesamten Branche.

Ich bin überzeugt, dass wir mit Offenheit und Innovation die Ausbildung zukunftsfähig gestalten und damit die Weichen für eine noch vielfältigere und erfolgreiche Friseurbranche stellen.