Betania rockt: Millionen Klicks für Wow-Grau

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Gabriele Klaes
Trägt selbst (noch) kein Grau, ist aber die Meisterin der Grey Transition: Betania Carlo.
Gabriele Klaes
Trägt selbst (noch) kein Grau, ist aber die Meisterin der Grey Transition: Betania Carlo.

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Sie ist die "Queen of Grey Hair": Betania Carlo. Die gebürtige Brasilianerin gilt als die Erfinderin der „Grey Transition“, und ihre Videos, in denen sie die Haare ihrer Kundinnen von gefärbt in natürlich Grau „verwandelt“, werden millionenfach geklickt. Wer ist diese Frau, die Grau so Wow macht? Mit FMFM-Autorin Daniela Hamburger hat Betania Carlo über Grau gesprochen - als Farbtechnik, als lukrative Dienstleistung aber vor allem als Ausdruck einer Lebenseinstellung.

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Liebe Betania, bitte erzähl uns ein bisschen etwas über Dich. Du kommst aus Brasilien, richtig?

Genau, ich stamme aus Brasilien und war dort bereits als Friseurin selbstständig. 2002 zog ich mit meinem damaligen Mann nach Deutschland und wir gründeten eine Familie. Als mein jüngster Sohn in die Schule kam, absolvierte ich die Meisterprüfung und war zunächst als Außendienstmitarbeiterin für verschiedene Friseurkosmetikfirmen tätig. Dabei stellte ich fest, dass viele Friseur*innen im Farbbereich einen Bedarf an intensiver Theorieschulung haben und begann, mein Wissen weiterzugeben – zunächst online an brasilianische Kolleg*innen. 2016 eröffnete ich dann meinen eigenen Salon, „Beauty Carlo“ in Oberhausen.

„Chemie ist superspannend“

Du bist als Spezialistin für Blond, viel mehr aber noch für deine „Grey Transition“ bekannt. Warum hast Du Dich gerade darauf spezialisiert? 

Ich hatte mich schon in Brasilien auf Blond spezialisiert und viele Fortbildungen dazu besucht. Seit jeher finde ich die Chemie, was da genau im Haar passiert, superspannend. Vor etwa sechs Jahren häufte sich dann die Zahl meiner Kund*innen, die aus verschiedenen Gründen von der Blondierung bzw. der Coloration weg wollten. So vertragen viele Frauen in der Menopause die Farbe nicht mehr oder bemerken eine Strukturveränderung der Haare. Ich passte mich also diesen veränderten Wünschen an und konzentrierte mich darauf, wie ich ein schönes, harmonisches Grau kreieren könnte. Heute drehen sich 90 Prozent meiner Dienstleistungen um den Graubereich. 

Blond und vor allem Grau gelten als Königsklasse der Coloration. Wie hast Du Dein Wissen dafür erworben?

Fast drei Jahre lang beschäftigte ich mich sehr intensiv mit dem Thema. Ich habe zahlreiche Schulungen besucht aber mir viel Wissen auch autodidaktisch angeeignet. Schließlich entwickelte ich meine eigene Technik, mit der ich auf jede Haarstruktur und jede Färbung ganz individuell eingehen und so ein absolut natürliches Ergebnis erzielen kann.

Natürliche Melierung im Fokus

Was dürfen wir uns unter dieser Technik vorstellen?

Bei meiner „Grey Transition 1 zu 1 Methode“ ist das Ziel, das Haar so schonend wie möglich zu behandeln. Die meisten Friseur*innen gehen bei Grau sehr plakativ vor. Ich stelle die natürliche Melierung des Haares in den Vordergrund. Das ist durchaus aufwendig, so muss die Kundin bereits sechs Wochen vor dem Besuch bei mir mit der Vorbereitung ihrer Haare beginnen: Ein spezielles Shampoo entzieht dem Haar Kupfer, Salze, Schwermetalle, Silikone usw. Außerdem schickt mir die Kundin per Post eine Haarsträhne zu. In meinem Labor erstelle ich verschiedene Teststrähnen, um die optimale Behandlung dafür zu finden. Auf diese Weise bekommen sowohl meine Kundin aus auch ich absolute Sicherheit, was das Resultat angeht. 

Denn bei jedem Mensch zeigt der Ansatz individuell verschiedene Grautöne. Ich ziehe dann jeweils nur so viel Pigmente aus dem bereits gefärbten Haar raus wie unbedingt nötig, um die natürliche Melierung abbilden zu können. Der Ansatz bleibt also unbehandelt und der Rest wird passend zum Naturhaar eingefärbt, wenn es nötig ist. So entsteht ein völlig natürliches Grau.

Das klingt unglaublich aufwendig. Welchen Preis zahlen Kundinnen für eine Grey Transition?

Der Preis liegt zwischen 500 und 1.800 Euro, je nach Zeitaufwand. 

Salon bis 2026 ausgebucht

Kund*innen aus ganz Deutschland kommen in Deinen Salon, Du hast über 95.000 Follower auf Instagram, mehr als 39.600 bei Facebook, über 29.000 bei TikTok und Deine Vorher-Nachher-Reels werden millionenfach geklickt. Wie hast Du es geschafft, die Herzen in diesem Maß zu erobern?

Während der Corona-Pandemie, als die Salons geschlossen hatten, entschlossen sich viele Frauen, ihre Haare nicht mehr zu färben, Grau war plötzlich ein großes Thema. Ich habe Videos von den Verwandlungen meiner Kundinnen gepostet und diese scheinen einen Nerv getroffen zu haben – sie gingen viral. Seitdem kann ich mich vor Anfragen nicht mehr retten. Bis 2026 ist mein Salon ausgebucht.

Lieber im Wohnwagen durch Finnland als ständig im Salon

Mit den Grey Transitions scheinst Du also einen Nerv getroffen zu haben. Ist es wirklich so, dass sich immer mehr Frauen ganz bewusst für Grau als Haarfarbe entscheiden? Und woher kommt das Deiner Meinung nach?

Das ist mit Sicherheit so – viele Prominente gehen da voran. Doch auch unter den „ganz normalen“ Frauen gibt es immer mehr, die zu ihren grauen Haaren stehen. Für viele meiner Kundinnen bedeutet Coloration ein Zeitaufwand, den sie sich ersparen möchten: Sie möchten lieber ein ruhiges Leben, möchten z. B. im Wohnwagen durch Finnland reisen, ohne die Verpflichtung, ständig zum Friseur zu rennen. Diese Frauen sind mit sich selbst im Reinen und auf eine ganz bestimmte Art und Weise fest in ihrem Leben angekommen und zufrieden. Sie akzeptieren ihre grauen Haare, möchten aber trotzdem schön aussehen und sich wohlfühlen.

Warum erfüllt gerade Deine Grey Transition so sehr die Bedürfnisse dieser Kundinnen?

Meine Kundinnen kommen aus ganz Deutschland, zum Teil aber auch aus den USA, der Türkei, Spanien, Frankreich, Holland, der Schweiz, Österreich oder Tschechien. Die können schon allein aufgrund der Entfernung nicht zum Nachfärben kommen und auch nicht zu Farbkorrektur, die bei anderen Herangehensweisen leider oft nötig wird. Mit meiner Technik haben sie Sicherheit und für eine lange Zeit Ruhe. Die Produkte für die Nachbehandlung, die die Melierung erhält, schicke ich ihnen zu. Bei vielen Kundinnen stehe ich in engem Kontakt mit ihrem Stammfriseur und kann meinen Kolleg*innen so genau erklären, wie die Nachbehandlung anzuwenden ist. Ich bekomme hierbei immer positives Feedback, denn dadurch wird die Bindung zwischen Stammsalon und Kundin oft wieder gestärkt, ich bin ja keine Konkurrenz. Manche Kundinnen wenden die Nachbehandlung auch selbst zuhause an.

„Nach der Transition sehen die Frauen ein komplett neues Gesicht“

„Transition“ bedeutet Wandel oder Übergang. Beobachtest Du bei den Kund*innen, die auf Deinem Stuhl sitzen, ebenfalls eine Verwandlung? Welchen Prozess machen sie während der Grey Transition durch?

Meine Kundinnen haben oft monatelang auf ihren Termin gewartet. Für sie ist das kein normaler Friseurbesuch, sondern eine richtig große Sache. Sie kommen zum Großteil von weit weg und übernachten darum hier im Ort. Die Transition dauert fünf bis zwölf Stunden, also einen ganzen Tag. Und den zelebrieren wir. 

Viele haben ein bisschen Angst, fühlen sich aber bereit, den Schritt zu gehen. Wenn sie ankommen, haben sie oft schwitzige Hände, sind supernervös. Ich nehme mir dann erstmal Zeit für ein ausführliches Gespräch, dabei kann ich sie beruhigen. Es ist nur diese eine Kundin im Salon, niemand, der stört. Ich konzentriere mich nur auf diese Frau vor mir auf dem Stuhl. Während der Behandlung erfahre ich ganz viel aus ihrem Leben, unsere Gespräche sind oft sehr offen und vertrauensvoll. 

Wenn es dann schließlich ans Ausspülen und die Pflege geht, decke ich den Spiegel ab. Das ist der Moment, in dem die Nervosität zurückkommt. Wenn sie schließlich in den Spiegel blicken, sehen die Frauen ein komplett neues Gesicht. Denn auch wenn da bereits 10 cm grauer Ansatz waren – das Resultat der Behandlung verändert natürlich sehr stark. Das ist superemotional, viele weinen und bleiben 20 Minuten vor dem Spiegel sitzen, um sich erstmal zurecht zu finden. Am Schluss aber steht ein Ankommen, wir umarmen uns und die Kundin verlässt den Salon voller Zufriedenheit.

„Ich würde es feiern, graue Haare zu haben“

Grau scheint also viel mehr zu sein als nur eine Haarfarbe. Was bedeutet Grau für die Gesellschaft, was für Dich? Und kannst Du Dir vorstellen, selbst irgendwann Grau zu tragen?

Für manche Menschen bedeuten graue Haare nach wie vor, dass jemand alt aussieht. Dabei ist das einfach Ansichtssache. Wenn ich Videos poste, bekomme ich 80% absolut positives, begeistertes Feedback. Die anderen 20% kommentieren, dass es alt aussehe und betreiben auch Bodyshaming. Aber so negative Menschen sind gar nicht meine Zielgruppe. Ich stärke lieber meine Kundinnen und beweise ihnen, dass Grau total modern sein kann. Ich habe 30-Jährige vor mir auf dem Stuhl sitzen, die möchten natürlich nicht wie eine Oma aussehen. Dass das möglich ist, möchte ich beweisen.

Ich persönlich finde Grau auch toll, bin sehr geprägt von den unglaublich schönen grau-silbernen Haaren meiner Mutter, die damit sehr zufrieden war. Selbst habe ich bislang noch kaum Grauanteil. Aber ich würde es feiern, graue Haare zu haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie meine Ausstrahlung trüben würden. Wenn es so weit ist, werde ich stolz auf mein Grau sein.

Du hast Deine eigene Produktserie, „Brazilian Bleach“. Wie kam es dazu?

Richtig, die Serie ist auf meinen Namen lizenziert. Für die Grey Transition 1:1 Methode benutze ich meinen selbst entwickelten Aufheller „Brazilian Bleach“, der mir die Arbeit deutlich erleichtert. Denn damit ist es möglich, das Haar um bis zu neun Nuancen aufzuhellen, ohne es in der Struktur zu schädigen, er funktioniert also auch für Blondierungen. Diesen Aufheller vertreibe ich weiter, allerdings ausschließlich an Kolleg*innen mit Gewerbeschein. „Brazilian“ umfasst außerdem das Reinigungsshampoo, ein Schutzspray sowie einen Versiegelungs-Conditioner.

Gibst Du auch Seminare für Berufskolleg*innen?

Ja, ich gebe sowohl Balayage-Seminare als auch zweiteilige Schulungen zu meiner 1 zu 1 Methode, beides online. Im ersten Teil der Grey Transition Schulung geht es erstmal darum, was diese Methode für die Arbeit im Salon bedeutet, was ich brauche, um sie umzusetzen. Ehrlich gesagt steigen viele nach diesem Teil aus, da ihnen die Verantwortung zu groß ist. Im zweiten Teil geht es dann um die fachlichen Details, ums Abteilen, die Chemie usw. Ich gebe außerdem Präsenz-Schulungen vor Ort im Salon und es ist auch möglich, mich in meinem Salon zu begleiten.

Suche nach Partnersalons

Wie geht es weiter mit Betania Carlo? Was steht 2025 noch bei Dir an?

Ich arbeite seit einem Jahr alleine im Salon und möchte auch keine Mitarbeitenden mehr. Trotzdem wünsche ich mir, mein Wissen weitergeben zu können. Außerdem habe ich auch viel zu viele Anfragen, um alle persönlich erfüllen zu können. Daher bin ich momentan dabei, Partnersalons zu suchen. Diese werden intensiv geschult und dürfen meine Methode dann als Lizenznehmer unter meinem Namen anwenden. Bei zwei Salons ist das schon sehr konkret, einer davon wird in Österreich bald starten. Ich wünsche mir noch mehr Partner, allerdings ist es mir sehr wichtig, dass es auch menschlich passt. Darauf konzentriere ich mich momentan.

Welche Ziele hast Du sonst noch?

Ich träume davon, die erste zu sein, die eine „Grey-Party“ auf die Beine stellt! Zwar ist die Locationsuche und Organisation alleine mühsam aber ich habe schon genaue Visionen: Bei dem Event sollen einen Tag lang Schulungen und Shows für Friseur*innen stattfinden, die sich nur um graue Haare drehen. Zur Aftershow-Party lade ich alle meine Kundinnen und Follower ein und alle haben graue Haare. Wie toll das aussehen wird!