Christian Funk: „Bei uns steht kein Azubi blöd da!“

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„Fair made“ lautet sein Salonkonzept! Mit seiner Meinung hält er nicht hinterm Berg! Warum auch? Schließlich gibt ihm der Erfolg recht. Christian Funk ist passionierter Salonunternehmer, aufmischender Social Media-Manager sowie engagierter Coach und Dozent. In seinem eigenen Blog „Haarchitektur“ lässt er es krachen und oftmals dabei kein gutes Haar an der eigenen Branche. Den Followern gefällt`s! Über eine Million können schließlich nicht irren…

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Was wären die einschlägigen Friseur-Communities auf Facebook nur ohne ihn? Eine saure Dauerwelle oder bestenfalls ein feuchtwarmes Handtuch! Die mit mittlerweile über 11.500 Followern erfolgreiche geschlossene Gruppe „Friseure“ wurde bereits vor vielen Jahren gegründet und wird seither von Visionär Christian Funk und weiteren Admins akribisch gepflegt und mit Leben gefüllt. Funk ist dabei derjenige, der die haarigsten Themen provoziert, diskutiert und kritisiert – und dabei ganz schön polarisiert. Denn er will partout nicht „Everybody`s Darling“ sein, sondern vielen seiner Kolleginnen und Kollegen den eigenen Friseurspiegel vor die Nase halten. Und dabei nimmt der Friseurmeister aus Lüneburg bewusst kein Blatt vor den Mund! „Ich sage, was ich denke und werde dabei auch sehr deutlich! Aber nie beleidigend und verletzend!“

FMFM hat Christian Funk in die verbale Mangel genommen. Und weil er so viel zu erzählen hat, splitten wir das Interview in zwei Teile.

Interview mit Christian Funk (Teil 1)

Begeisterte Seminarteilnehmer(innen) bei Christian Funk Begeisterte Seminarteilnehmer(innen) bei Christian Funk

 

FMFM: Christian, warum bist du Friseur geworden? Christian Funk: Das war tatsächlich Zufall! Ich habe als Jugendlicher keinerlei Plan gehabt, was ich einmal machen sollte. Als ich dann ein Schulpraktikum absolvieren musste, hat meine Schwägerin mir den Platz in ihrem ehemaligen Salon besorgt und das war sofort perfekt! Später habe ich dann sogar dort gelernt.

Seit 2004 hast du einen eigenen Salon in Lüneburg mit mittlerweile 12 (!) Mitarbeitern. Wie findest du die alle? Das soll doch angeblich so schwer sein… Hört sich jetzt komisch an, aber ich brauche gar keine Mitarbeiter! Denn ich stelle nur Mitarbeiter ein, die ich selbst ausgebildet habe. Und Azubis finden mich über meinen Blog und meine Internetseite, wobei ich auch aus der Berufsfachschule oftmals junges Blut ausbilde. Die sind nach einem Bewerbungsgespräch (ich bewerbe mich dann bei ihnen) mehr als bereit, bei mir ihre Ausbildung zu beginnen. Zurzeit beschäftige ich 6 Azubis, die zum Teil aber auch schon deutliche Umsatzerbringer sind… ein echtes Win-Win Geschäft für alle!

Moment mal, was soll das heißen, DU bewirbst dich bei deinen potenziellen Azubis? Ganz genau! Den jungen Leuten fällt dann immer schier die Kinnlade runter, wenn sie zum Bewerbungsgespräch zu mir in den Salon kommen. Sowas sind die nicht gewohnt, dass der zukünftige Chef sich und sein Unternehmen großzügig und ausgiebig vorstellt und dabei über das eigene Konzept und die Art und Weise der Ausbildung ins Schwärmen gerät. Es macht mir eine diebische Freude zuzuschauen, wie die Erwartungshaltung des Bewerbers völlig unerfüllt bleibt, da das ganze Gespräch in eine lockere und freundliche Vorstellungsrunde ausläuft und ICH den jungen Menschen umwerbe. Natürlich erfolgt aber auch eine klare Ansage, dass wir selbstverständlich nur die “besten” Auszubildenden gebrauchen können und wir uns deswegen genau bei ihm/ihr bewerben wollen! Ich rede dabei immer in der Istform, was bedeutet, dass ich schon im Gespräch davon ausgehe, dass sich alles genau um ihn/sie dreht und viel wichtiger, er/sie schon mein neuer Azubi ist. Beispiel: „Sie besuchen die Berufsschule hier in Lüneburg, Ihre Ausbildungsvergütung beträgt 470 € im ersten Lehrjahr und Sie arbeiten bei uns vom ersten Tag an an Kunden.“ Eigentlich habe ich den Azubi schon nach den ersten 10 Minuten in der Tasche und kaum einer will dann noch irgendwo woanders arbeiten.

„Wir schaffen selbstbewusste, glückliche Fachkräfte!“

Wie schaffst du es denn, deine Mitarbeiter so zu motivieren, dass sie nach ihrer Ausbildung bei dir bleiben? Nur ein gesundes Grundgehalt führt zu motivierten Mitarbeitern und diese können dann durch einen deutlichen Leistungslohn (mind. 50% Umsatzüberschuss-Bonus) weiter motiviert werden! Ein weiterer großer Motivator ist die Tatsache, dass ich keine „Mitarbeiter“ mehr habe, sondern ausschließlich „Mitgestalter“ beschäftige! Das bedeutet, dass mein gesamtes Team (vom Schiffsjungen bis zum Kapitän) an der Salonentwicklung beteiligt ist!

Sind denn auch deine Azubis schon Mitgestalter? Ja klar, denn schließlich lautet meine Ausbildungsdevise „Learning by Doing“. Meine Azubis bilden sich faktisch selbst und gegenseitig aus, denn sie dürfen – unter Anleitung ihrer erfahrenen Azubikollegen – vom ersten Tag an selbst am Kunden arbeiten. So schaffe ich eine starke Anfangsmotivation, die dann als anleitender „MitAusbilder“ weiter ausgebaut wird. Daraus entwickeln sich schnell selbstbewusste Experten, die auch von unseren Kunden als solche wahrgenommen werden und dadurch eine deutliche Aufwertung und Wertschätzung erfahren.

Wie sieht das denn in der Praxis aus? Alle Beratungsgespräche am Kunden werden im Beisein eines Azubis geführt. Am Ende ist es die Aufgabe des Azubis zu entscheiden, was gemacht werden sollte, mit welchem Produkt und mit welchem Vorgang das Ziel erreicht wird. Natürlich ist da auch die eine oder andere Hilfestellung von Nöten, aber nie so, dass der Azubi dadurch blöd dasteht!  Unser gesamtes Konzept ist auf Assistenzarbeit der Azubis ausgelegt, kaum ein Mitarbeiter trägt mal Farbe selbst auf, sogar die Kopfwäsche und die wunderbaren Wohlfühlmassagen werden von unseren Service-Spezialisten durchgeführt. Denn die haben die Ruhe und keinen Termindruck; sie können entspannt und in aller Ruhe diese so wichtigen Arbeiten ausführen! Aber auch in jeglichen Farbtechniken werden unsere Azubis schnellstmöglich eingearbeitet und das Thema Farbberatung, Farblehre, Typberatung beherrschen sie in der Regel nach ca. einem halben Jahr. Auch hier haben wir schnell sehr gut ausgebildete Spezialkräfte. Und der Tag, an dem die Entscheidung des Azubis als richtig erkannt und genauso umgesetzt wird wie er es diagnostiziert und geplant hat, ist der Tag, an dem wir wieder eine selbstbewusste, glückliche Fachkraft erschaffen haben! Auch der Kunde denkt sich, wow…. wenn schon die Azubis so viel draufhaben, dann ist das hier ja der Wahnsinn! Unsere Arbeit wird dadurch unglaublich aufgewertet, der Kunde erfährt, wie schwer und aufwendig der Friseurberuf ist, was man alles wissen und können muss…

Und die Kunden schätzen dadurch in deinem Salon ganz besonders… …Dienstleistung auf allerhöchstem Niveau, von motivierten, freundlichen und begeisterten Mitarbeitern, die sich ihrer Güte aber auch bewusst sind! Löhne, Leistungserwartung, Qualität und Preise stehen bei uns im Einklang zueinander! (und das genau in der Reihenfolge).So bieten wir höchste Qualität zu angemessenen Preisen.

„Wir haben kein Image mehr!“

In sich selbst zu investieren, zahlt sich immer aus!

Das klingt so gar nicht nach den vielen Problemen und dem Negativimage, das mit Friseuren immer wieder in Verbindung gebracht wird. Der Friseur im Jahr 2018 – wie schätzt du die Lage ein? Tzz… liebe Gabriela, Du hast mir den Auftrag gegeben, mich in meinen Antworten möglichst kurz zu halten Aber wie soll das gehen bei diesen Fragen? Ich habe dazu so viel zu sagen und das lässt sich auch nicht mit wenigen Worten beantworten! Unser Image ist gnadenlos im Keller! Friseurpreise haben sich in den letzten 28 Jahren nahezu vervierfacht… was schon gemessen an der Teuerungsrate anderer Dienstleister und Handwerker ein Witz ist! Aber die Friseure verdienen heute nicht mal das 1,5-fache wie ich im Jahr 1990! Schon damals war der Lohn viel zu niedrig, heute ist das ein gnadenloser Witz! Nachwuchs–Fachkräfte – das geht gerade erst los, aber die Friseure stehen noch da und kratzen sich am Kopf und wundern sich noch immer, warum sie keine Mitarbeiter mehr finden!? Wir haben kein Problem mit dem Image, denn wir haben eigentlich keines mehr!

Du wirst darauf noch näher im Teil 2 unseres Interviews nächste Woche eingehen. Wir freuen uns auf deine schonungslose, ehrliche Meinung…Diese erfahren ja auch tagtäglich Tausende Friseure in deiner Facebookgruppe „Friseure“, dem Pionier in Sachen Branchen-Community. Inzwischen hat die Gruppe über 11.500 selektierte Mitglieder. Eigentlich ein Fulltimejob? Nein gar nicht, das mache ich mit meinen Adminpartnern nebenbei am Handy. Ich verbringe damit schätzungsweise 1,5 -2 Stunden täglich, aber ich muss auch nicht mehr jeden Blödsinn kommentieren und wer sich nicht an die Regeln hält, fliegt bei so einer Gruppengröße schnell mal raus! So haben wir da eine gute Grundordnung!

Was sind die Hauptthemen, die deine Community bewegen? Es werden oft sehr viele rechtliche Fragen gestellt, da wundere ich mich, warum die Leute hier nicht lieber in ihre Innung investieren! Mir werden persönlich als PN zum Teil Fragen gestellt… das glaubt mir keiner!! Die Leute denken, ich bin Jurist oder sogar Gott! Also, alles was uns Friseure bewegt, wird dort diskutiert!

„Niveau- und respektloses Verhalten machen mich sauer!“

In sich selbst zu investieren, zahlt sich immer aus!

Darüber hinaus schreibst du dir regelmäßig in einem eigenen Blog deinen Branchenfrust von der Seele und gibst deinen Kolleginnen und Kollegen dabei wertvolle Tipps für ihren Salonalltag. Die Beiträge scheinen den Nerv der Branche zu treffen, Zehntausende Leserinnen und Leser pro Beitrag können nicht irren. Wie erklärst du dir diesen Hype? Puh, so richtig erklären kann ich mir das gar nicht! Ich bin nach wie vor selbst massiv überrascht! Viele meinen, ich schreibe ihnen aus der Seele! Ich schreibe einfach unkonventionell und meine Lektorin verzweifelt oft an meiner Art zu schreiben, aber das macht es schlussendlich wohl aus! Das sagt sogar sie!

In den Sozialen Medien erlebt man dich nicht immer als „Everybody`s Darling“. Womit kann man Christian Funk denn so richtig auf die Palme bringen? Everybody´s Darling? Nee… der will ich auch gar nicht sein! Ich sage, was ich denke und bin eben auch sehr deutlich, aber nie beleidigend und ich zolle jedem die Achtung, die man mir auch entgegenbringt! Viel mehr stören sich viele Leute auch daran, dass Diskussionen mit mir nicht so viel Spaß machen. Ich glaube, das liegt daran, dass viele einfach nicht mit guten Argumenten dagegenhalten können! Somit gibt es einige, die mich und meine direkte Art nicht mögen! Auf die Palme bringt mich nicht mehr so viel! Niveau- und respektloses Verhalten machen mich sauer und die große Dummheit vieler … das sie sich nichts sagen lassen… von niemanden!

 

Mehr über den Friseur, Coach und Mensch Christian Funk in wenigen Tagen im Teil 2 unseres Interviews hier auf FMFM.

Facts & Figures Christian Funk

Friseurausbildung: 1987-1990 im Salon Ute Soetebeer KG in Uelzen Selbstständig seit: 1. April 2004 („Ich bin sozusagen ein Aprilscherz!“) Salon: Haarchitektur Visionen von Christian Funk & Team, Lüneburg, www.haarchitektur.de Karriere: Friseurmeister seit 1999, Dozent und Prüfer an der Meisterschule Lüneburg, praktischer Trainer, Seminar-Coach (z. B. für Salonkalkulationen), eigener Friseur-Blog mit über eine Million Lesern: www.haarchitektur.de/blog