Fifty Shades of Grey – so gelingt der perfekte Grauton!
Wenn Color-Cracks wie Ramin Dell von „Fifty Shades of Grey“ sprechen, meinen sie selten das gleichnamige Buch oder den Film! Denn sie wissen: ein typgerechtes mega Grau zu färben ist mindestens so anspruchsvoll wie das Kreieren eines Traumblonds. Was es an Know-how braucht, um Grau-Services ästhetisch und erfolgreich im Salon zu spielen? Ramin verrät es euch.
Ich werde oft gefragt, ob Grau als Haarfarbe überhaupt noch aktuell sei? Nun, darauf gibt es gleich zwei Antworten: Ja und Nein. Der einst angesagte Granny-Look im blonden Haar ist zugegeben schon seit Jahren Geschichte. Vielmehr stelle ich bei den Blondtönen einen deutlichen Trend zu natürlichen, wärmeren Nuancierungen fest. Es gibt aber natürlich auch Damen, die absolut kein warmes Blond tragen können oder möchten. Bei ihnen gilt: wenn schon kühl, dann wenigstens eine perlige Champagner-Nuance.
Zur Boom-Zeit des Granny-Looks gab es die Faustregel: nur die, die noch nicht grau sind, können Grau tragen! Das hat sich allerdings mit dem aktuellen Trend „Zurück zum natürlich grauen Haar“ komplett gedreht. Nun sind es nicht die Mittzwanziger, die Grau tragen, sondern die Mittfünfziger, die mit Stolz ihr ergrautes Haar zeigen möchten. Die Promis machen es vor: Wenn Stars wie Andie Macdowell oder Jody Foster ihre grauen Haare nicht länger kaschieren, sondern sie selbstbewusst auf den Red Carpets tragen, hat das Signalwirkung für so viele, viele Frauen in der Welt! Und damit haben sie eine wahre Welle der Natürlichkeit ausgelöst.
Bei meinen Recherchen bin ich bei Facebook auf etliche Gruppen gestoßen, in denen graues Haar förmlich gefeiert wird. In diesen Communities wie „Graue Haare ❤️I love it❤️“ (1.600 Mitglieder) und „Nicht mehr färben. Mut zum grauen Haar“ (5.000 Mitglieder) machen sich Frauen gegenseitig Mut, ihr natürliches Grau selbstbewusst zu tragen. Heißt also: Grau ist immer noch ein Trend – nur die Klientel hat sich geändert! Selbstverständlich möchte sich der überwiegende Teil dieser Damen das Grau einfach rauswachsen lassen. Aber bei Weitem hat nicht jede Frau wirklich Spaß daran, ein bis zwei Jahre mit einem unansehnlichen Ansatz herumzulaufen. Und genau da kommen wir Friseur*innen ins Spiel!
Ich habe meinen Grau-Service im Salon über die letzten Jahre perfektioniert und zu einem wirklich relevanten Baustein meines Colorationsangebots ausgebaut. Daher weiß ich: Einen Grauton zu kreieren ist genauso individuell und technisch anspruchsvoll wie einen schönen, klaren Blondton zu erzielen! Ich wünschte, wir hätten es so einfach wie die Maler: Sie nehmen einen Eimer mit weißer Farbe, geben etwas Schwarz hinzu – und schon können sie Grautöne in jeder Schattierung kreieren. Uns Friseur*innen stehen aber nur die Grundtöne zur Verfügung.
Meiner Erfahrung nach verwechseln Kolleg*innen oftmals Grau und Asch. Klar, es sind zwar nahezu die gleichen Töne, die miteinander gemischt werden müssen – aber in einem gänzlich anderen Mischverhältnis! Asch besteht aus Blau, Violett und Grün. Und zwar in gleichen Verhältnissen 1:1:1. Grau wird zwar ebenfalls aus Blau, Violett und Grün gemischt. Aber mit völlig anderen Anteilen. Hier lautet das Verhältnis 1:2:4 – plus 0,5 Teile Kupfer. So zumindest, wenn wir von einer Basismischung für ein dunkles Schiefer-Grau sprechen und die Farbe auf eine komplett weiße Strähne (wie zum Beispiel Büffelhaar) ausgefärbt wird. Will ich nun aus diesem dunklen Schiefergrau ein helles Grau oder gar Silber kreieren, muss ich die Mischung so lange verdünnen, bis der Grauton hell genug ist. Das ist aber nur die halbe Miete. Denn natürlich spielt mein Ausgangston eine sehr große Rolle in diesem Farbzusammenspiel. Habe ich nach dem Aufhellen noch Gold im Haar, benötige ich etwas mehr Violett. Habe ich mehr Kupfer im Ausgangston, muss mehr Blau her. Das perfekte Grau braucht also jede Menge Fingerspitzengefühl und Farbwissen.
Natürlich gibt es inzwischen sehr viele Hersteller, die uns dieses Mix-Problem etwas abgenommen haben, indem sie tolle Graulösungen in ihrem Sortiment anbieten. Ich selbst habe Grautöne von sechs verschiedenen Firmen im Programm! Und selbst diese Auswahl muss mitunter noch individualisiert werden. Dafür sind wir doch Profis, damit wir genau das können, oder? Deshalb finde ich: Wir Friseur*innen sollten wissen, wie wir ein Grau selbst mischen können. Wo wäre da sonst der Spaß?
Euer Ramin
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