Friseure: Einzelkämpfer – Fluch oder Chance?!

Friseure-Einzelkaempfer-Fluch-oder-Chance-3185-1
Spot on! Die exklusive FMFM-Kolumne von Oliver Schmidt
Spot on! Die exklusive FMFM-Kolumne von Oliver Schmidt

Anzeige

Anzeige

Anzeige

Anzeige

„Die ganz Branche ist in einer Krise“, weiß Oliver Schmidt, erfolgreicher Salonunternehmer, Speaker, Autor und FMFM-Kolumnist. „Drängendstes Problem im Markt: der Mitarbeitermangel. In der Folge stürzen sich zahlreiche Friseure in eine Kleinst-Selbstständigkeit. Aber ich warne: Auch 1-3-Mann-Betriebe brauchen ein durchdachtes Konzept!“ Oliver Schmidt über echte unternehmerische Stolpersteine den schmalen Grad von hopp oder topp.

Anzeige

Anzeige

Keine Frage: die Personalsuche ist derzeit für die meisten von uns ein Greuel! Und ich beobachte sehr genau, wie viele meiner Kollegen die Brocken hinschmeißen. Sie sind dieser ganzen Problematiken mit Ausbildung und Mitarbeitergewinnung über. Manche bilden nicht mehr aus. Andere entscheiden sich, allein – oder nur mit 1-2 Angestellten – weiter zu machen. Aber ich bin überzeugt, dass eine unüberlegte Flucht in die Selbstständigkeit auf Sparflamme der absolut falsche Weg ist! Natürlich kenne ich viele sehr erfolgreiche Einzelkämpfer, die mit ihrer unendlichen Kreativität und Leidenschaft erfolgreich sind. Aber leider, leider gelingt das nur wenigen.

Wie steht es eigentlich um den Friseur-Beruf? Mehr zum Thema: „Traumberuf Friseur?

Fehler Nummer 1: Falsche Einschätzung von Selbstständigkeit

Warum? Weil viele Friseure in „Kurzschlussreaktionen“ unterschätzen, was es wirklich bedeutet, selbstständig zu sein! Thema Kosten: allein, aber auch zu zweit oder dritt, sind die verhältnismäßig hohen Fixkosten aus Miete, Investitionen und Co. oft kaum zu stemmen. Fällt ein Mitarbeiter aus, wandert ab oder (gar man selbst!) wird krank, entfällt ein Umsatzträger. Was aber garantiert bleibt, sind die Kosten! Für viele ein Drama. Auch der eigene Urlaub ist eine umsatzfreie Zeit! Heißt: wer zwingend notwendige Auszeiten in Form von Urlaub machen möchte, sollte dringend bedenken, dass bei Planung der Jahresumsatz nicht durch 12, sondern besser durch 10 geteilt werden sollte. Für Gründer immer öfter ein Grund, den Urlaub lieber ganz von der Agenda zu streichen. Ohne Zeiten der Entlastung ist jedoch das Ausbrennen vorprogrammiert.

Fehler Nummer 2: Selbst & ständig

Wie häufig höre ich zudem von Einzelkämpfern, dass sie nahezu keine geregelten Arbeitszeiten haben? Hintergrund ist oft das sehr persönliche Verhältnis zu ihren Kunden, die sich nicht scheuen, ihre Termine gern für die frühen Morgen- oder späteren Abendstunden anzufragen. Die mittleren Zeiten über den Tag hinweg sind dagegen weniger oder schlecht gebucht. Aber was tun mit diesem Lehrlauf, der gar keine freie Zeit ist? In einem interessanten Artikel habe ich kürzlich gelesen, dass tatsächlich 4 Millionen Selbstständige in Deutschland – quer durch alle Branchen – im Schnitt weniger verdienen als den Mindestlohn; umgerechnet auf die aufgewendete Stundenzahl. Sie arbeiten also selbst und ständig. Das muss man sich mal vorstellen! Die Krux liegt in diesen Fällen daran, dass viele den eigenen Personaleinsatz falsch einschätzen oder gar ausblenden. Unter Umständen ein ruinöser Fehler. Also aufgepasst.

Fehler Nummer 3: Mobile Billigheimer

Hinkende Kalkulationen sind – vielleicht ganz besonders! – auch für mobile Friseure ein heißes Eisen! Eigentlich müssten diese Kollegen viel teurer als Saloninhaber sein, weil sie noch Fahrzeiten haben! Das ist schließlich verlorene (Arbeits-)Zeit, wenn sie nicht bezahlt wird. Stattdessen berechnen genau sie oft weniger statt mehr für ihre Dienstleistungen. Und warum? Weil viele Kunden noch Schwarzmarktpreise gewöhnt sind. Aus meiner Sicht würde andersherum ein Schuh draus: teuer, exklusiver Heim-Service zu Höchstpreisen! Das zieht.

Kernfrage: Bin ich Friseur oder Unternehmer?

Bei der Entscheidung zur Selbstständigkeit steht für mich also zunächst eine grundsätzliche Frage im Raum: Bin ich Friseur oder Unternehmer? Oder beides? Will ich wirtschaftlich denkender Friseurunternehmer sein, muss ich überzeugt zu beidem „JA“ sagen! Zum kreativen Friseur-Sein, aber auch zu dem kaufmännischen Drumherum. Sonst wird es mir vermutlich leider so gehen wie diesen unzähligen Klein- und Kleinstbetrieben, die nach kurzer Zeit wieder geschlossen werden. Und das ist unendlich traurig! Ich habe für mich einen Weg zu meinem persönlichen Erfolg gefunden. Und der begründet sich auf folgender Erkenntnis: Interessant und entspannt(er) wird es dann, wenn fixe Kosten durch möglichst viele Umsätze geteilt werden.

In diesem Sinne, herzlichst,

Euer Oliver Schmidt