Wig Coloristin – Katja Schaaf ist erfolgreich mit Mega-Spezialisierung!

Friseurmeisterin Katja Schaaf hat Kundinnen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wie das kommt das - wo ihr Salon in Ulmen in der Eifel liegt? Weil Katja eine tolle Nische besetzt: als Wig Coloristin hat sie sich darauf spezialisiert, Perücken und Haarteile, sogenannte Topper, zu colorieren. Warum das gar nicht so einfach ist und welche großen Ziele sie in diesem wachsenden Markt hat, erzählt sie uns im Interview.
Katja, sind Perücken heute auch ein modisches Accessoire oder doch mehr aus ästhetischen Gründen notwendig?
Sowohl als auch, es gibt Chemotherapie-Patienten, die für den medizinischen Bedarf eine Versorgung brauchen, dann andere Krankheitsbilder wie Alopecia Areata oder einen anderen Versorgungshintergrund. Aber viele meiner Kundinnen tragen aus Zeit- oder ästhetischen Gründen Perücken oder Topper. Das sind ja zwei Paar Schuhe. Mit einem Topper kann ich eigenes Haar auffüllen. Viele Kundinnen lieben das, weil es eine schöne und schnelle Methode für besseres Aussehen ist.
Warum färben, gibt es zu wenig Auswahl an fertigen Modellen?
Ich färbe Perücken und Topper vor allem in der Balayagetechnik, denn dann sehen sie natürlicher aus. Das ist mein Steckenpferd, und dadurch bin ich in der Szene bekannt geworden. Hersteller und auch Coloristen folgen mir in den sozialen Medien, damit habe ich mir einen Namen gemacht. Oft soll auch ein natürlicher Ansatz reingebracht werden. Oder es sind zwei unterschiedliche Haarteile, die aneinander angeglichen werden. Die Farbe beim Perückenfriseur – so sehe ich mich eigentlich – ist ganz breit gefächert, wie das Friseurgewerbe generell. So auch bei den Perücken und Toppern im Echthaarbereich. Balayage ist also mein hauptsächliches Betätigungsfeld, aber die anderen Färbearbeiten sind genauso gefragt.
Wie bist du dazu gekommen, dich darauf zu spezialisieren?
Ich habe schon immer viele Seminare besucht, und nach einer Schulung habe ich mich in die Freihandtechnik Painting verliebt, aus der die heutige Balayage entstanden ist. Das war dann stets eine Expertise in meinen Salons, und heute für meine neue Liebe, das Zweithaar.
Wie groß ist die Nachfrage auf Kundenseite, und hast du Stammkundinnen, die immer wieder den Service in Anspruch nehmen? Dieser hat ja sicher seinen Preis…
Ich habe Kunden aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Farbe muss ja auch ab und zu aufgefrischt werden. Daher schicken mir Kundinnen, die weiter weg wohnen, oft auch die Perücken mit der Post. Dazu bekommen sie von mir einen festen Termin. Wegen der hohen Anfrage, ist die Bearbeitungszeit aktuell ca. drei Wochen. Die Farbrezepturen sind ja gespeichert und können zum Nacharbeiten herangezogen werden. Ein älteres Produkt braucht allerdings nach jeder Färbung wesentlich mehr Pflege, damit die Farbe hält. Unsere Kundinnen werden darüber individuell aufgeklärt und beraten. Die Kundinnen, die diesen Bedarf haben, schauen auch nicht auf 2,50 €. Sie wissen, dass dieser Service höherpreisig ist. Und die Topper und Perücken kann man auch teilweise mit der Krankenkasse abrechnen.
Du sprichst jeweils von Kundinnen. Bedienst du, was Perücken betrifft, ausschließlich Frauen?
Bis jetzt ja, aber natürlich schließe ich es nicht aus, auch einem Herrn eine Perücke oder ein Haarteil auf Wunsch zu färben. Es ist bis jetzt nur noch nicht angefragt worden.
Wie wurdest du so bekannt, dass du so ein großes Einzugsgebiet hast?
Ich arbeite ja auch für verschiedene Firmen, das spricht sich herum. Dabei habe ich nicht einmal groß Werbung gemacht. Wir sind das Friseurstudio, in das man seine Perücke hinschicken kann. Das ist auch eine absolute Marktlücke – das gibt es so bundesweit noch gar nicht.
Was ist das Besondere oder die Schwierigkeit bei der Wig Coloration?
Es ist tatsächlich nicht so einfach! Ich habe eineinhalb Jahre gebraucht, um diese Techniken zu entwickeln. Habe getüftelt und geübt. Da gab es anfangs schon das eine oder andere Modell, das meinen Ansprüchen nicht genügte. Aber so ist es eben, wenn man etwas Neues lernt. Inzwischen weiß ich, welches Verfahren zu welchem Farb-Ergebnis führt. Wichtig sind vor allem saubere Ausführung, gewisse Techniken, eine geübte Schnelligkeit und das Wissen rund um die Chemie.
Die größte Schwierigkeit beim Colorieren ist der Lace-Ansatz. Man muss Ansätze färben, ohne den Ansatz zu färben. Ein Silk-Ansatz ist schnell fleckig verfärbt, und am Lace-Ansatz dürfen durch das dunkler Färben keine Knoten von den eingeknüpften Haaren sichtbar werden.
Trifft das auch auf ‚einfache‘ Colorationen zu, oder speziell auf die Balayage-Technik?
Das trifft auf alle Färbearbeiten zu, die am Ansatz gemacht werden. Es gibt unterschiedliche Monturen und Befestigungsmethoden. Wenn hier beispielsweise die rote Farbe auf die Lace aufgetragen wird, ist sie natürlich auch rot.
In jüngster Zeit gab es noch eine weitere Entwicklung bei dir: Mit Unterstützung der Handwerkskammer Koblenz hast du die Wig Colorist Academy gegründet und schulst Wig Coloristen. Wie kam das zustande?
Das Färben von Zweithaar im Echthaar-Bereich ist so einzigartig, dass ich es wichtig und absolut für sinnvoll erachtete, Seminare für Wig Coloristen anzubieten. Meines Wissens gab es auf dem deutschen Markt keine Schule zum Färben von Echthaar-Produkten. Mit Unterstützung der HWK Koblenz entstand diese Fortbildung als Ergänzung zur Ausbildung im Friseurhandwerk und zum Wissen im Zweithaar-Segment.
Wie wir alle wissen, sind Echthaar-Perücken sehr teuer, es gibt keine günstigen ‚Testperücken‘. Die Wig Coloration muss also schnell umsetzbar sein, und ich selbst wurde von Mal zu Mal schneller und mutiger. Es kommt natürlich auf die persönliche Begabung an, aber ich wage zu behaupten, dass man nach meiner Schulung in der Lage ist, direkt zu färben.
Was unterscheidet Wig-Coloration außerdem vom Färben natürlichen Haares?
Die Perücken müssen zuerst einmal beurteilt werden – hinsichtlich Qualität, Bearbeitung und Herkunft. Oft sind sie entpigmentiert und bekommen im Ausland eine Repigmentierung. Ein zuvor coloriertes Haar wird ja generell anders behandelt als naturbelassenes. Bei der Färbung kann es sonst zu einer additiven Überlagerung kommen. Das Ergebnis fällt dann zu dunkel aus. Aber das ist eigentlich Friseur-Einmaleins. Das Auffrischen dieses Wissens ist ebenfalls ein Bestandteil der Ausbildung zum Wig Colorist.
In welcher Form und für wen bietest du die Schulungen an?
Das kann ganz unterschiedlich sein. Meine Zielgruppe waren bis jetzt Zweithaar-Studios, die gerne modische Farben für ihre Produkte anbieten und diese Technik ihren Kunden anbieten wollen. Schulungen können bei mir in Ulmen, aber auch als Salonschulungen vor Ort stattfinden.
Es gab schon einige Schulungen, und ich konnte auch größere Kooperationen mit Firmen schließen, die daran interessiert sind, ihren Kunden – also den Zweithaarstudios – das Wig Colorieren beizubringen. Es ist ein neues Feld, da möchte sich jeder ein Stück vom Kuchen abschneiden. Aber ich schule, weil ich denke, dass es deutschlandweit mehr Spezialisten braucht. Dann müssten meine Kundinnen nicht so weit reisen, wenn es sie gäbe.
Was motiviert dich immer wieder?
Es ehrt mich natürlich, wenn man ein positives Feedback von den Verwenderinnen bekommt, aber ich möchte die Schule noch mehr in den Vordergrund bringen. Eigentlich gehören die Topper in die Friseursalons. Perücken haben leider immer noch so ein bisschen das angestaubte Image. Topper sind dagegen Haarverdichtungen oder -Verlängerungen. Diese müssen personalisiert werden, deshalb muss der Friseur färben können. Das hat eine riesige Zukunft! Wir haben immer mehr Kundinnen mit Autoimmunerkrankungen etc. Das ist gerade ein Wahnsinnsmarkt.
Junge Friseur*innen sollten diese Möglichkeit erkennen und können damit mehr Umsatz generieren. Ich bringe ihnen gerne bei, personalisierte Topper und Perücken anzufertigen.
Bei Interesse könnt ihr Katja Schaaf auf ihrer Website besuchen: www.haarscharf-ulmen.de
Mail: [email protected]
Instagram: trendfriseur_haarscharf






