„Fachkräfte-Desaster – oder etwa doch nicht?!“

„Was da gerade am Markt abgeht, ist einfach an Irrwitz kaum zu überbieten!“, ist Christian Funk überzeugt. Und doch ist ihm auch eines klar: Genau diese Situation war lange vorhergesagt und musste vermutlich genauso eintreten. Was nun also tun? Eine Menge. Christian und seine unbequemen Wahrheiten.
Seien wir doch einmal ehrlich: Das, was da gerade am Markt abgeht, habe ich schon vor Jahren vorausgesagt – und wurde damals als Schwarzmaler betitelt, ich würde ja nur negative Bilder erzeugen wollen.
Naja, es kommt natürlich ganz auf die Sichtweise an, aber trauriger Fakt ist: Aktuell verlieren immer mehr Friseurunternehmer die „Lust“ am Führen und die Freude am Team. Im Ergebnis machen sie es lieber alleine! Ob das nun die perfekte Lösung ist oder nicht, das mag jeder und jede für sich entscheiden. Eines wissen wir jedenfalls inzwischen: Erfolgreich und sauber als Solo-Unternehmer zu arbeiten, ist mit größeren Risiken verbunden (denken wir mal an einen längeren Ausfall des Einzelkämpfers). Auch die Lohn- und Kostensituation sorgt dafür, dass das Ganze nur mit Stundensätzen über 100 € so richtig gut funktioniert.
Genau aus diesem Grund geben viele Solo-Unternehmer gerade komplett auf. Sie werden selbst wieder Mitarbeiter und merken dann am Arbeitsmarkt schnell, warum sie eigentlich als Chefs damals keine Mitarbeiter gefunden haben, die auch nur ansatzweise motiviert und gut genug waren.
Denn das Bild ist ja dieses: Verzweifelte Unternehmer suchen Mitarbeiter, haben aber ihr Unternehmen so schlecht aufgestellt, dass sie dem etwaigen neuen Mitarbeiter gar keinen adäquaten Arbeitsplatz bieten können! Bei billigen Preisen, schlechtem Marketing und genauso schlechten Jobanzeigen wird doch heute jedem Mitarbeiter, der etwas „nachdenken“ kann, klar: Bei diesen unrealistischen Schätzpreisen werden hier nur Akkordarbeit und überbordende Auslastung erwartet, und die angeblich übertarifliche Bezahlung macht am Ende nur etwas mehr als einen Keks aus.
Fachkräftemangel:
Das Unwort der letzten fünf Jahre holt gerade wirklich jeden ab?
Nein, sind wir ehrlich: Nicht jeder Friseurunternehmer leidet unter Fachkräftemangel und nicht jeder sucht verzweifelt nach Personal. Ich z. B. habe seit 10 Jahren keine Mitarbeiter mehr suchen müssen. Und obwohl ich nur selbst ausgebildete Mitarbeiter beschäftige, flattern wöchentlich Bewerbungen bei mir rein.
Aber auch viele unserer Mandanten haben kaum Mangel, denn die Salons haben saubere Konzepte mit sehr guten Preisen und entsprechenden Löhnen – da sind die Mitarbeiter zufrieden. Der Unterschied zu vielen Kollegen ist bei ihnen beispielsweise, dass sie saubere Marketing-Vorlagen nutzen, Unterstützung annehmen und über ein bezahlbares und auf die Beautybranche spezialisiertes Webdesign verfügen.
Aber auch viele andere Unternehmer haben es verstanden und füllen ihre Lücken ohne Ausbildung schnell wieder mit Top-Mitarbeitern.
Die Gründe für diese Unterschiede? (regionale Unterschiede einmal ausgeklammert)
Mangelnde Transparenz, mieses Mitarbeitermarketing und häufig sogar nicht einmal Preise auf den oftmals schrecklichen Websites. Hinzu kommen schrecklich erarbeitete Jobanzeigen.
Schauen wir auf das Facebook-Friseurjobportal: Von 1.000 Anzeigen sind vielleicht grad mal eine oder zwei dabei, die neugierig machen und Menschen zum Anklicken überzeugen.
Schaut man dann bei den Anzeigen der vielen Personalsuchenden Friseure genauer hin, erkennt man oft gar keine Verbindung zu dem suchenden Salon! Heißt: kein Link zur Website, keine Verlinkung der Salons und auch kein Salonlink auf dem Profil des Posting-Erstellers. Mal wird die Adresse oder höchstens mal die Telefonnummer angezeigt – wir leben doch in modernen Zeiten!
Sprich: Der Suchende muss erstmal Detektivarbeit leisten und ewiglich bei Google recherchieren, um den Salon überhaupt zu finden. Kommt der oder die Suchende dann tatsächlich auf unprofessionelle Baukasten-Websites, finden sie oftmals weder Informationen über das Konzept noch über die Mitarbeiter oder über die Arbeitsbedingungen. Auch die angebotenen Dienstleistungen und die Preis-/Qualitätsstruktur des Unternehmens sind nicht selten kryptisch. Sind Preislisten vorhanden, dann sind es in aller Regel die schrecklichen Schätzpreise, die doch jedem ganz klar zu erkennen geben, wo er da landen wird!
Ich frage mich da immer: Würden diese Unternehmer*innen selbst auf ihre eigenen Anzeigen reagieren? Mensch, mach es dem zukünftigen Mitarbeiter doch leicht, sich bei dir zu melden und alle Infos über dich zu erfahren, und dann biete ihm doch möglichst viele Kanäle an, auf denen er sich unkompliziert bei dir melden darf! Keiner möchte die Katze im Sack anrufen! Warum auch, es suchen doch so viele. Am Ende läuft es dann ganz simpel: Finde ich nicht auf Anhieb die Informationen, die ich mir als potenzieller Mitarbeitender wünsche, bin ich beim Nächsten!
Ich würde mir wünschen, dass Unternehmer aufwachen und endlich ein gutes Marketing machen – und zwar nicht nur für die Kunden (davon haben wir aufgrund der Fachkräfte-Situation mehr als genug), sondern eben für ihre zukünftigen Mitarbeiter!
Schauen wir uns doch mal an, was die Unternehmen machen, die keine Probleme mit Mitarbeiterakquise haben.
Die machen das alles eben besser!
Sie haben:
· saubere Preise
· gute bis sehr gute Verdienstmöglichkeiten
· sind spezialisiert auf Leistungen, die nicht nur Umsatz, sondern Gewinn generieren
· haben professionelle Websites und entsprechende Social-Media-Kanäle
· haben nicht nur Dienstleistungen auf ihren Seiten, sondern schreiben hier auch über das Konzept – Wertschätzung für Mitarbeiter und hohe Lohnstrukturen, die sauber kalkulierte und entsprechende Preise erfordern.
Diese Liste könnte man noch sehr viel weiterführen!
Selbst auszubilden ist für mich immer noch die absolut einfachste Möglichkeit, wegbrechende Mitarbeiter zu ersetzen.
Aber da höre ich wieder: „Die schlimme Jugend von heute, ich habe keine Lust auszubilden.“ Oder ich höre (auch super!): „Ich bilde zwar aus, aber die Azubis wollen nicht bleiben, sondern machen danach eine andere (zusätzliche) Ausbildung“ etc.
Ja klar, die Jugend hat sich verändert! Als wir jung waren, waren wir auch anders als unsere Eltern. Das heißt aber nicht unbedingt, dass das schlecht ist. Wir Alten müssen uns an die Jungen anpassen! Dann das Geschimpfe über Ausländer in Deutschland. Bei mir ist es so: Ich beschäftige Jugendliche mit Migrationshintergrund als Azubis und habe da weit weniger Probleme, als wir sie oft bei den von den Helikopter-Eltern verdorbenen „Kindern“ haben.
Aber ich muss den jungen Menschen eben auch Perspektiven bieten, sich zu entwickeln! Bindet sie früh in Unternehmensprozesse ein, lasst sie Social Media übernehmen, bildet sie aus für Kalkulation, Bestellung, Kasse und sogar als Hilfsausbilder sind Azubis in höheren Lehrjahren mega geeignet.
Okay, und nun? Was passiert dann wohl am Markt?
Ich kann es euch sagen – eine Marktbereinigung!
Entweder: Solo – Stuhlmiete – scheitern und rumkrebsen
Oder: professionell aufstellen und jungen Menschen und zukünftigen Mitarbeitern hervorragende Perspektiven und Arbeitsbedingungen bieten, an denen sie wachsen und gedeihen können; wo aus Mitarbeitern mit einem Mal Mitgestalter werden!
Herzlichst, Euer Christian



