Denise Bredtmann: Alle Weichen auf Neubeginn

Denise Bredtmann
Gülten Hamidanoglu, Businessfotos Köln
Denise Bredtmann startet mit 51 nochmal ganz neu durch: Mit ihrem ersten eigenen Salon, einer Verlagsübernahme und innovativen Lern- und Weiterbildungskonzepten.
Gülten Hamidanoglu, Businessfotos Köln
Denise Bredtmann startet mit 51 nochmal ganz neu durch: Mit ihrem ersten eigenen Salon, einer Verlagsübernahme und innovativen Lern- und Weiterbildungskonzepten.

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Denise Bredtmann gehört seit Jahrzehnten zu den bekanntesten Branchenakteurinnen Deutschlands. Sie war Teil eines sehr erfolgreichen Friseurunternehmens und wird u. a. für Erfolgsformate wie "Let's Dance" als Stylistin gebucht. Nun stellt sie sich einer neuen Herausforderung: Im Alter von 51 Jahren öffnet sie die Türen zu ihrem ersten eigenen Salon - "Denise Bredtmann - hair for her" in Düsseldorf. Und auch auf vielen weiteren Ebenen stehen die Weichen auf Neubeginn. Warum sie welche Schritte gerade jetzt macht und welche Konzepte sie verfolgt, hat Denise im Interview verraten.

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Liebe Denise, was ist das für ein Gefühl, mit 51 deinen ersten eigenen Salon zu eröffnen?

Es fühlt sich an wie ein Nach-Hause-Kommen. Ich habe über 30 Jahre in dieser Branche gearbeitet, Teams geführt, Shows gestylt und unzählige Frauen begleitet – unter anderem bei Let’s Dance und Dancing on Ice.

Aber erst jetzt steht mein eigener Name über einer Tür. Und das hat eine Tiefe, die ich früher nicht hatte. Ich bin angekommen – als Frau, als Unternehmerin und als Mensch.

„Mut entsteht nicht aus Leichtigkeit, sondern aus Klarheit“

Warum gerade jetzt? 

Weil es der richtige Moment war. Nach einem sehr herausfordernden privaten Abschnitt habe ich beschlossen, mein Leben selbst zu bestimmen – radikal ehrlich und ohne Kompromisse. Mut entsteht nicht aus Leichtigkeit, sondern aus Klarheit.

Ich wusste: Wenn ich diesen Schritt nicht jetzt gehe, dann irgendwann gar nicht mehr. Und das kam nicht in Frage.

Welche Hürden gab es auf dem Weg?

Viele – strukturell, emotional und finanziell. Ich habe mich parallel durch viele Trennungen, alte Unternehmensstrukturen und durch viel Bürokratie gearbeitet. Die größte Hürde war, mich selbst nicht kleinzureden.

Ich musste meine Erfahrung, meine Ausbildung und meinen eigenen Wert neu anerkennen. Heute weiß ich: Jede dieser Hürden war notwendig, um wirklich selbstständig zu werden – nicht nur formal, sondern innerlich.

Was ist das Konzept von „Denise Bredtmann – hair for her“?

„hair for her“ ist bewusst ein Damensalon – und gleichzeitig viel mehr als das. Ich wollte einen Raum schaffen, in dem Frauen sich sicher, gesehen und wohl fühlen.

Alles ist nach Feng-Shui-Prinzipien gestaltet: klare Energien, fließende Wege, warme Materialien. Ein Ort, an dem Schönheit nicht laut ist, sondern wirkt.

Neuroaktive Haar- und Hautpflege

Dein Salon ist stark spezialisiert. Was liegt dem zugrunde?

„hair for her“ ist ein Cosmeceutical-Salon. Ich arbeite mit medizinischer Haar- und Hautkosmetik, insbesondere mit neuroaktiver Haar- und Hautpflege.

Ich biete eine professionelle Anlaufstelle für Menschen mit sensibler Kopfhaut oder Themen wie Neurodermitis, Akne, Psoriasis, Kontaktekzemen sowie Haarausfall.

Dabei ist mir eines besonders wichtig: eine klare Abgrenzung zur Medizin und zum Heilpraktikerwesen. Ich gebe keine Heilversprechen.

Mein Anspruch ist es, zu stabilisieren, zu unterstützen und verantwortungsvoll zu begleiten.

Die fachliche Grundlage dafür bildet unter anderem meine Ausbildung bei Dr. Oliver Brabänder, kombiniert mit jahrzehntelanger Praxiserfahrung.

Ausbildung neu gedacht

Education spielt in Deinem Arbeiten ebenfalls eine wichtige Rolle, richtig?

Stimmt, Ausbildung spielt eine zentrale Rolle. Sie ist für mich kein Nebenprodukt meines Salons – sondern einer der Gründe, warum ich ihn gegründet habe.

Neben dem Salon bin ich als Ausbilderin und Dozentin tätig – über College of Hair, als Trainerin für Get Hair und als Dozentin für die Berufsgenossenschaft.

Bei der Berufsgenossenschaft unterrichte ich gemeinsam mit einem Pädagogen die Themen Ergonomie im Friseurberuf sowie Hochstecktechniken. Mir ist wichtig, dass Friseurinnen und Friseure ihren Beruf nicht nur kreativ, sondern auch körperlich gesund und langfristig tragfähig ausüben können.

Ein besonders wichtiger Teil meiner Arbeit ist Get Hair, das moderne, digitale Ausbildungskonzept von Andreas Innfeld. Get Hair steht für eine zeitgemäße Friseurausbildung, die Handwerk, Struktur und digitale Lernformate intelligent verbindet. Hier geht es nicht um schnelle Trends oder reines Nachmachen, sondern um Verständnis: Ich arbeite bei Get Hair bewusst an der Schnittstelle zwischen klassischem Handwerk und moderner Wissensvermittlung. Ziel ist es, junge Friseurinnen und Friseure in ihre Eigenständigkeit, ihr Selbstbewusstsein und ihre berufliche Zukunftsfähigkeit zu führen.

Darüber hinaus gebe ich weiterhin regelmäßig Hochsteckseminare. Die Salonschulungen und die Präsenzarbeit in meinem Salon wird durch mein integriertes Social-Media- und YouTube-Studio ergänzt. So können Techniken dokumentiert, vertieft und nachhaltig verfügbar gemacht werden – hochwertig, transparent und zeitgemäß.

Ab 2026 werde ich zusätzlich Schulungen für Thermo Care Cut geben. Thermo Care Cut ist eine Haarschneidetechnik, bei der die Schnittkante durch gezielte Wärme versiegelt wird. So bleibt die Haarstruktur geschlossener, Feuchtigkeit wird besser gehalten und Spliss reduziert – besonders bei feinem oder strapaziertem Haar. Voraussetzung ist präzises, fachlich fundiertes Arbeiten, denn richtig angewendet unterstützt die Technik die Haarqualität nachhaltig.

„Ich arbeite wie eine Köchin“

Wie würdest Du Deinen handwerklichen Stil beschreiben?

Als sehr bewusst. Ich liebe präzise Haarschneidetechniken – unter anderem die Arbeit mit dem Calligraphen.

Aber für mich steht nie das Werkzeug allein im Mittelpunkt. Ich arbeite wie eine Köchin: Ich entscheide mich ganz gezielt für das Tool, das am besten zum Kundenwunsch, zum Typ und zur Haarstruktur passt. Nicht jede Technik passt zu jedem Menschen. Dieses Gespür macht für mich echte Qualität aus.

Für welche Haare und Frisuren schlägt dein Herz besonders?

Ich bin spezialisiert auf Brautfrisuren und extravagante Eventfrisuren. Ich liebe Wasserwellen genauso wie historische und mittelalterliche Frisuren. Locken, feines Haar und sensible Haarstrukturen liegen mir besonders am Herzen.

Ein großes Thema meiner Arbeit sind Übergangshaarschnitte – etwa auf dem Weg zu grauen Haaren. Hier arbeite ich mit viel Fingerspitzengefühl, Geduld und Respekt vor dem Prozess.

2026 werde ich zudem ein Seminar zum Thema Afrohaar besuchen und mich diesem Bereich fachlich intensiv widmen.

„Zeit zu zweit“ ist ein wichtiger Baustein in Deinem Salonkonzept. Was dürfen wir uns darunter vorstellen?

„Zeit zu zweit“ ist ein Lern- und Begegnungsformat. Es geht darum, alltagstaugliche Frisiertechniken zu vermitteln, die zu Hause wirklich funktionieren – und gleichzeitig Verbindung zu stärken.

Mutter und Tochter, Vater und Tochter, Großmutter und Enkelin oder andere Bezugspersonen lernen gemeinsam Frisuren für Schule, Beruf, Freizeit oder besondere Anlässe: Zöpfe, einfache Hochsteckvarianten, Ordnung für den Alltag.

Der Fokus liegt nicht auf Perfektion, sondern auf Machbarkeit, Verständnis für Haarstruktur und gegenseitiger Unterstützung. So entsteht Nähe durch gemeinsames Tun – leise, praktisch und nachhaltig.

Welche weiteren Formate bauen darauf auf?

Aus diesem Ansatz heraus biete ich Papa-Flechtworkshops, Kindergeburtstage, Junggesellenabschiede sowie Tanzfrisuren-Schulungen für Kinder und Erwachsene an.

Durch meine Show-Erfahrung bei Let’s Dance und Dancing on Ice weiß ich genau, was Haare unter Bewegung, Licht, Hitze, Kälte und Zeit leisten müssen.

Dieses Wissen übersetze ich bewusst von der Show in den Alltag – für Eltern, Tänzer:innen und Bezugspersonen.

Es geht um Halt, Komfort, Schutz von Haar und Kopfhaut – und darum, sich auf Bewegung konzentrieren zu können, ohne ständig korrigieren zu müssen.

Kids welcome

Dein Salon geht bewusst anders mit dem Thema Kinder um. Warum?

Entgegen dem Trend „No Kids im Salon“ öffne ich meinen Raum bewusst für Familien. Ich biete Vater-/Mutter-Kind-Pakete an, weil mein Salon dafür gemacht ist: großzügig, ruhig und flexibel.

Meine Lage unterstützt das zusätzlich – der Salon liegt direkt am Spielplatz und in unmittelbarer Nähe eines wunderbaren Spielzeuggeschäfts. Das heißt, nach dem Kinderhaarschnitt kann der Papa mit dem Kind etwas Schönes erleben oder erledigen und ich widme mich z. B. voll und ganz der Frau mit einer schönen Aromatherapie- und Klangmassage.

Ich bediene also durchaus auch kleine Männer – und Männer „im Auftrag“ ihrer Frauen. hair for her eben.

Nächstes Jahr werde ich selbst Oma – noch dazu von einer Enkeltochter. Perfektes Timing. Stillfreundlichkeit und Familienfreundlichkeit sind für mich selbstverständlich.

Dein Salon ist auch räumlich sehr wandelbar. Warum war Dir das wichtig?

Weil Entwicklung Raum braucht. Alles ist auf Rollen, es gibt eine Leinwand, bald auch einen Schallplattenspieler und CD-Player und der Salon kann jederzeit für Vorträge, Workshops und Schulungen genutzt werden.

Ein zentrales Element ist das Schwenkwaschbecken von Greiner. Es ermöglicht maximale Flexibilität und ist bei Nichtbenutzung optisch nahezu „weg“. So bleibt der Raum offen, ruhig und wandelbar.

„Erfolg messe ich heute an Freiheit“

Woran misst Du heute Erfolg?

An Freiheit. Erfolg bedeutet für mich, mir ein finanziell freies Leben aufzubauen – die Möglichkeit, mich zur Ruhe zu setzen, wenn ich es möchte, und im Alter nur noch zu arbeiten, wenn ich es will.

Altersarmut betrifft nicht nur Frauen, sondern auch viele ehemalige Selbstständige. Darüber wird viel zu wenig gesprochen.

Ich messe Erfolg daran, ob mein Lebensmodell langfristig trägt – wirtschaftlich und menschlich.

Du übernimmst auch einen Verlag. Was bedeutet das für Dich?

Ende des Jahres werde ich den Buchverlag meiner Mutter, Annerose Cutivel, übernehmen. Ihre Bücher – ebenso wie meine eigenen – werde ich digitalisieren, weiterentwickeln und mit neuen Techniken upgraden.

Mir geht es darum, wertvolles Fachwissen zu bewahren und zugleich zeitgemäß zugänglich zu machen – digital, praxisnah und generationenübergreifend.

Kommen wir nochmal zurück zu Deinem Salon: Was ist deine Vision für „hair for her“?

Ich möchte eine Marke aufbauen, die für Qualität, Weiblichkeit und Selbstbestimmung steht. Einen Salon, einen Weiterbildungsort und einen Raum für Entwicklung.

Dafür wünschen wir Dir von Herzen viel Erfolg, liebe Denise. Herzlichen Dank für das offene Interview.