Geschlechterklischees im Salon gehören dringend abgeschafft!

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Eine gendersensible Sprache im Salon kann so einfach sein! Wertvolle Tipps, wie Friseursalons zu „Safe Spaces“ für die LGBTQIA+-Community werden können und dabei Rainbow-Washing vermieden wird, verrät euch Nikbin Rohany, CEO von Shore!

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Trotz sämtlicher Aufklärungskampagnen und bekennender öffentlicher Statements ist der Besuch beim Friseur leider oftmals nach wie vor mit Geschlechterklischees verbunden. Fragen wie: “Können nur Männer zum Barber und sich einen Fade rasieren lassen?” sind leider keine Ausnahme. Was aber, wenn ein Transmann zum Barber möchte, eine Transfrau den Preis für einen Männer-Haarschnitt zahlen soll oder sich eine geschlechtslose Person im Angebot der meisten Friseure gar nicht erst wiederfindet? Zudem wird auch preislich zumeist weiterhin nach Geschlechtern entschieden.

„Um auch Mitglieder:innen der LGBTQ+-Community einen ausgezeichneten Service bieten zu können, muss sich die Kundenansprache und -beratung im Salon dringend ändern“, findet Nikbin Rohany und hat sich dazu Gedanken gemacht.

Schon in der Kundenansprache gendern!

Der erste Kontakt mit einem Friseursalon läuft meist über eine Website oder die Social-Media-Kanäle, im Anschluss daran erfolgt dann im Idealfall die Terminbuchung über ein Online-Tool oder ganz klassisch über das Telefon. Um wirklich inklusiv zu sein und alle potenziellen Kund:innen anzusprechen, sollten Salons von Anfang an und über alle Kanäle hinweg eine gendersensible Sprache verwenden und bei der Terminbuchung direkt die Auswahl der bevorzugten Pronomen anbieten. Dies spricht nicht nur alle Kund:innen an, sondern wirkt auch zeitgemäß und aufgeschlossen.

Unkompliziert formulieren! Nicht: „Lieber Kunde/ Liebe Kundin, willkommen auf unserer Website. In unserem Salon bemühen wir uns, jedem/ jeder genau den Service zu bieten, den er/sie sich wünscht.“ Sondern: „Hallo, willkommen auf unserer Website. In unserem Salon bemühen wir uns, dir genau den Service zu bieten, den du dir wünschst.“

Kollektivbezeichnungen verwenden! Nicht: „Gerne kannst du mit Sonderwünschen auf eine(n) unserer Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen zukommen.“ Sondern: „Gerne kannst du mit Sonderwünschen auf uns zukommen.“ Wichtig ist, dass die gendersensible Sprache wirklich durchgängig angewendet wird und einheitlich bleibt. Sollte doch mal ein Fehler passieren oder im Gespräch mit Kund:innen ein Pronomen falsch verwendet werden, wird das bei entsprechender Freundlichkeit sicher auch verziehen. Wichtig ist es zu zeigen, dass man sich wirklich bemüht und die richtige Intention dahintersteht.

Den Kund:innenservice inklusiver gestalten

Festgefahrene Gendernormen sind besonders deutlich bei der Bedienung der Kund:innen festzustellen. Das fängt schon beim Beratungsgespräch an: Wohlmeinende, aber ahnungslose Friseur:innen stellen unter Umständen invasive Fragen und/oder sind unsicher bei der Identität einer Person. Ein erster Schritt kann daher sein, zu Beginn noch einmal nach den bevorzugten Pronomen zu fragen, auch wenn diese eventuell schon bei der Terminvergabe ausgewählt wurden.

Nicht minder problematisch kann die Einteilung der Dienstleistungen in die Kategorien “Männer” und “Frauen” sein. Gerade genderneutrale Menschen leiden darunter und auch für Trans-Personen kann z. B. das Thema Haarentfernung schwierig sein, wenn sie eigentlich unter den Dienstleistungen für das andere Geschlecht aufgelistet wird.

All das betrifft natürlich auch die Preisgestaltung im Salon. Unterschiedliche Preise für Männer und Frauen sind eigentlich nicht mehr tragbar, stattdessen sollten sich die Preise an der Haarlänge und/oder dem Zeitaufwand der jeweiligen Dienstleistung orientieren. Die Verantwortung liegt hier klar bei den Salon-Manager:innen, die die Belegschaft aufklären, schulen und sensibilisieren müssen, um wirklich allen Kund:innen einen ausgezeichneten Service bieten zu können.

Out: Genderklischees im Friseursalon Out: Genderklischees im Friseursalon ©Shutterstock

Rainbow-Washing vermeiden!

Eine Regenbogenfahne im Salon sieht natürlich immer gut aus, sollte aber nur das Sahnehäubchen auf dem Pride-Engagement sein. Denn Deko um der Deko willen bewirkt nichts, sondern sieht nur nach Rainbow-Washing aus.

Die Sichtbarkeit des Pride-Engagements sollte ganzjährig erfolgen. Auf Social Media könnten beispielsweise Bilder von Kund:innen mit Regebogenhaaren, Infos zur Pride-Bewegung, ein Spendenaufruf oder Hinweise auf LGBTQIA+-Events gezeigt werden.

Daneben bietet auch Google inzwischen die Möglichkeit, dass sich Salons als LGBTQIA+-freundlich eintragen können. Die so gelabelten Einrichtungen stehen für Toleranz, Akzeptanz und auch Sicherheit. Zugehörigen der queeren Community wird also ein Ort geboten, an dem sie einfach sie selbst sein können, ohne Diskriminierung und ähnliches erleben zu müssen. Konkret erscheint dieser Hinweis in Form eines Labels im Unternehmenseintrag auf Google und auf Google Maps.

Das Label erhält man in vier einfachen Schritten über den Google-Unternehmensaccount:

1. Beim Google-Unternehmensprofil anmelden. 2. Im Google Dashboard auf die Registerkarte „Info“ zugreifen. 3. Im Listeneditor auf den Abschnitt Attribute hinzufügen klicken. 4. Jetzt können Attribute wie „LGBTQ+-freundlich“ aktiviert werden.

 

Kooperationen eingehen

Gerade im laufenden Tagesgeschäft kann es schwierig sein, all diese Vorschläge richtig umzusetzen und das Personal umfassend zu schulen. Daher kann es von Vorteil sein, sich mit anderen Friseursalons zusammenzuschließen und gemeinsame Schulungen und Aktionen zu starten. Auch Kooperationen mit LGBTQIA+-Organisationen bieten sich an, um direkt in den Dialog mit der Community zu kommen und von ihr zu lernen.

Salons können außerdem ihre Reichweite nutzen und z. B. Flyer von Organisationen auslegen oder auf anstehende Events hinweisen. Kooperationen umfassen aber auch die Zusammenarbeit mit Herstellern von Pflegeprodukten. Es lohnt sich zu prüfen, wie die Produzenten der im Salon verwendeten Produkte das Thema Pride handhaben und notfalls den Anbieter zu wechseln. Denn was nützt die beste Intention, wenn schlussendlich über die Pflegeprodukte Geld an Rainbow-Washing-Unternehmen fließt?

Von Kritik nicht unterkriegen lassen

Eines sollte Friseur:innen klar sein: Die LGBTQIA+-Community kann gerade zu Beginn sehr sensibel auf Unternehmen reagieren, die sich mehr oder weniger plötzlich aktiv für sie einsetzen. Im Laufe der Jahre kam es einfach schon zu häufig zu falschen Versprechungen, Rainbow Washing und anhaltender Diskriminierung. Davon dürfen sich Friseur:innen aber nicht unterkriegen lassen, ebenso wie von etwaiger Kritik von konservativen Kund:innen. Vielmehr bietet Kritik die perfekte Möglichkeit, um in den Dialog zu treten. Nur durch den Austausch über Dinge, die nicht gut liefen oder in der Community nicht gut ankamen, kann man voneinander lernen und gemeinsam an mehr Akzeptanz und Toleranz arbeiten.

Wichtig ist, dass hinter allen Aktionen eine gute und ehrliche Intention steckt und sie nicht nur dazu dienen, den Umsatz zu erhöhen. So werden möglichst viele Friseursalons zu Safe Spaces für die LGBTQIA+-Community.

 

Über den Autor

Nikbin Rohany ([email protected]) ist Geschäftsführer des Münchner Software-Start-ups Shore. Das Unternehmen bietet eine innovative Software-as-a-Service-Lösung zur digitalen Termin- und Kundenverwaltung speziell für kleine und mittlere Unternehmen im Dienstleistungsbereich – vom Friseur über Kosmetikstudios bis hin zu Unternehmen im Bereich Gesundheit, Fitness oder Einzelhandel.

www.shore.com