Harte Covid-Challenge: Was Friseure wirklich trägt!

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Kentern oder kontern? Diese Ressourcen helfen Friseuren wirklich!
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Kentern oder kontern? Diese Ressourcen helfen Friseuren wirklich!

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Keine Frage: Covid-19 ist für alle ein anstrengender Langstreckenlauf! Und doch umschiffen die einen fokussiert so manche Untiefe, während es die anderen von einer Schlagseite auf die nächste wirft. Ist Krise, was man draus macht?! Oder welche (Kraft-)Ressourcen sind jetzt wirklich wichtig? Wir haben Friseurunternehmer gefragt. Hier sind die spannenden Antworten.

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Thomas-Armin Matthes, Mannheim

Zunächst empfinde ich es als großes Privileg, nicht alleine zu sein, weder privat noch geschäftlich. Mein Lebensgefährte zählt durch eine Herzoperation zur Risikogruppe. Seine Haltung ist eine Mischung aus „Jetzt erst recht“ und „Das Schlimmste habe ich bereits hinter mir“. Genau das färbt auch auf mich ab. Durch die verschiedenen Blickwinkel meiner Geschäftspartner ergeben sich zusätzlich unterschiedliche Perspektiven auf diese Situation. Mindestens einer von uns ist immer gut drauf!:) Ein weiteres Highlight sind unsere Mitarbeiter. Die nehmen alles erstaunlich gut hin; immerhin haben wir es geschafft, keinen Arbeitsplatz zu streichen. Schwierig war das schon, der Lockdown hätte keinen Tag länger dauern dürfen. Der Lohnbuchhalter unseres Steuerberaters meinte, wir sollen doch die Aushilfen, also unsere Putzfrauen und die jungen Mütter, die bereits ihre Ausbildung bei uns absolviert haben, entlassen. Für ihn sind diese Namen nichts weiter als ein Teil einer Excel-Tabelle. Doch für mich bedeuten diese Personen sehr viel mehr! Kurzum: wir haben es geschafft. Gemeinsam haben wir neue Dienstpläne ausgearbeitet, Alltags- und Hygieneregeln ausgearbeitet und ziehen das jetzt konsequent durch. Dass jetzt kleinere, feste Teams zusammenarbeiten und die Öffnungszeiten ausgedehnt wurden, finden Kunden wie Kollegen spitze. Dadurch sind die Tage ruhiger und alles ist übersichtlicher. So ist mehr Zeit für den einzelnen Kunden. Soziologen haben schon vor der Pandemie einen empfundenen Verlust an Empathie unter Konsumenten festgestellt. Das hat sich noch verstärkt. Genau da liegt für uns Friseure unser größtes Pfund: Dienstleistung gekoppelt mit zwischenmenschlicher Nähe! Definitiv nicht bestell- und lieferbar. Mein Mantra lautet zur Zeit: Wir behaupten alle von uns selbst, wir seien flexibel. Nun ist der Moment gekommen, es zu beweisen. Das funktioniert, denn ein Weg findet sich immer. Dies alles trägt mich nicht durch, sondern über diese Krise.

 

Katrin Cannington, Morschen

Ich fühle nach dem Lockdown keinen großen Unterschied, außer dem, dass wir jetzt Masken tragen und desinfizieren. Das mag auch an unserer glücklichen Lage liegen: Mein Mann und ich arbeiten allein im Salon und wir haben keine Mitarbeiter. Das nimmt definitiv Druck von uns. Unser rund 100 qm großer Laden liegt in einem Dorf und wir haben maximal 3 Kunden gleichzeitig im Geschäft. Außerdem genieße ich die Zeit, die meine Kunden haben, da viele im Homeoffice sind. Dadurch kann ich viel besser die Tagestermine belegen und arbeite abends nicht so lange. Ich muss den Kopf nicht über Wasser halten, darüber bin ich sehr froh. Sollten wir also erneut in Quarantäne kommen, dann ist das so. Ehrlich gesagt haben wir ja auch nicht so viel Urlaub wie andere im Jahr. Meine Finanzen hab ich im Griff und werde definitiv zwei Wochen überleben und die Zeit dann für mich nutzen, genauso wie ich die 6 Wochen Schließung genutzt habe, um mich und meinen Körper zu regenerieren. Es gibt Dinge, die wir nicht beeinflussen können. Wichtig ist, dass man glücklich ist und positiv denkt. Warten wir ab, was wirklich passiert. Ich genieße einfach jeden Tag.

 

Steven Meth, Gotha

Wer mich ein wenig kennt, kann sich vorstellen, dass ich nicht unbedingt der Typ für „Entschleunigung“ oder so bin. Von daher war der Lockdown nicht nur geschäftlich und wirtschaftlich eine große Herausforderung, sondern auch für mich als Mensch. Ich liebe meine Arbeit, ich bin gern unter Menschen, ich gehe gern aus. Und dann alles weg von 150 auf 0. Das hat mir schon zu schaffen gemacht. Aber sechs Wochen lang zu Hause zu sein (das hatte ich zuletzt in der Schulzeit) hat es mir möglich gemacht, tatsächlich den Akku wieder aufzuladen. Ich muss sagen, dass es aktuell läuft im Geschäft wirklich super läuft. Ich habe das Gefühl, dass die Bindung zu unseren Kunden und auch deren Bindung zu uns noch einmal gewachsen ist. Auch die Wertschätzung unserer Arbeit ist deutlich gestiegen. Momentan herrscht im Geschäft alles andere als Krisenstimmung. Was da noch kommt, weiß niemand. Aber ich bin ohnehin eher jemand, der im Hier und Jetzt lebt und sich nicht ewig den Kopf zerbricht über Dinge, die eventuell irgendwann passieren könnten. Meine Haltung ist eher: Was kommt, kommt eben. Wir werden das Beste draus machen. Für den Moment bin ich happy, dass bei uns alles wieder gut läuft!

 

Concettina Domenica Michaelis, Bremen

Mich trägt mein Umfeld durch die Krise! Meine Familie, mein Zuhause, Freunde und meine beiden Katzen. All das gibt mir Halt, erdet mich und lässt mich spüren, was wichtig ist. Auch der Kontakt zu Kollegen z.B. durch Video-Telefonie hilft immens beim Austausch und bei der Suche nach Wegen, damit Energie in die Zukunft investiert werden kann und nicht in die „Sorge“. Diese ganze Zeit, die uns Covid-19 nun in Atem hält, birgt für mich auch die Chance, sich zu überdenken und evtl. neu oder anders zu positionieren! Dadurch bekomme ich ein stärkeres Selbstwertgefühl und denke positiver. Es gibt bei mir immer ein untrügliches Zeichen, bei dem ich weiß, dass die Meditation wieder in meinen Alltag einfließen sollte: Wenn das Piepen im Ohr die Oberhand über die Ruhe gewinnt.

Wie steht es eigentlich um den Friseur-Beruf? Mehr zum Thema: „Traumberuf Friseur?“