„Zuverlässigkeit – ein sterbendes Opfer unserer Ich-Gesellschaft?“

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"Wer Verlässlichkeit fordert, muss sie selbst auch liefern", ist Guido Paar überzeugt.
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"Wer Verlässlichkeit fordert, muss sie selbst auch liefern", ist Guido Paar überzeugt.

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Rechte wollen alle. Aber wie sieht es eigentlich mit ihren logischen Gegenspielern, den Pflichten, aus? Und wie stehts um Werte wie Zuverlässigkeit und Loyalität in unserer Arbeits- und Privatwelt? Für Friseurunternehmer Guido Paar ist die Sache klar: „Wer fordert, muss auch liefern. Oder?“ Sein Kommentar.

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Wer heute etwas will, kennt seine Rechte. Laut und deutlich. Aber wenn’s ums Liefern geht, wird’s leise.

Ich spreche hier nicht über Paragraphen. Ich spreche über etwas, das jeder Mensch spürt – oder eben vermisst: Zuverlässigkeit. Pünktlich sein. Absprachen einhalten. Verbindlichkeit. Verantwortung übernehmen. Kurz: Teil eines funktionierenden Miteinanders sein.

Denn genau das ist es, was viele vergessen haben: Wir leben nicht in einer Welt aus Einzelkämpfern, sondern sind Teile von Netzwerken. Und Netzwerke funktionieren eben nur, wenn man sich aufeinander verlassen kann.

Ich spüre diesen Riss jeden Tag – privat und beruflich. Bewerber sagen zu – und tauchen nicht auf. Mitarbeiter kündigen einfach so – ohne den Mut für ein vorheriges Gespräch. Oder sie erscheinen einfach nicht mehr und stellen sich tot. Gäste kommen nicht ins Restaurant, trotz Reservierung. Kunden vergessen ihre Termine. Zusagen, sogar von Politikern, werden gebrochen. Verpflichtungen gelten nur noch, solange sie bequem sind.
Doch so funktioniert das Leben nicht. Und auch kein Team, keine Familie, kein Freundeskreis und kein Betrieb.

Vor über 40 Jahren hat ein kluger Mensch mir einmal gesagt:
„Wenn du willst, dass dein Leben funktioniert, halte dich an deine Vereinbarungen.“

Es geht nicht darum, sich an etwas zu ketten. Jeder Mensch hat jederzeit das Recht – und die Freiheit –, neue Vereinbarungen zu treffen, wenn ihm eine Vereinbarung nicht mehr passt. Wer etwas nicht mehr will, soll es sagen. Offen. Klar. Das ist fair.
Aber was nicht geht: Vereinbarungen brechen, ohne ein Wort. Sich wegducken. Abtauchen. Das ist der Anfang vom Ende jeder Gemeinschaft.

Rechte stehen nie allein. Sie sind Teil einer Waage. Der andere Teil heißt Pflichten – oder Verantwortung. Nur im ausgewogenen Gleichgewicht von Rechten und Pflichten ergibt sich Stabilität. Wer nur Rechte fordert, bringt das System aus dem Lot.

Begriffe wie „Me-Time“, „Selfcare“ und „Work-Life-Balance“ haben natürlich  ihre abgrenzende Berechtigung – sie gehen jedoch leider oft auf Kosten der Verlässlichkeit.
Wehe, alle fangen an, nur noch an sich selbst zu denken – dann wird aus Netzwerken ein Haufen verlorener Einzelgänger.

Apropos Me-Time? 41 % aller deutschen Haushalte sind Singlehaushalte. Die haben ja eigentlich von morgens bis abends Me-Time. Klar, Work-Life-Balance ist wichtig – solange sie nicht ausschließlich die Abwesenheit von Arbeit und Verantwortung bedeutet.

Die Wahrheit ist unbequem, aber simpel: Rechte ohne Pflichten – das geht nicht. Wer es als sein Recht ansieht, pünktlich sein Gehalt zu bekommen, braucht einen Chef, der es zu seiner Pflicht macht, pünktlich zu überweisen. Wer Verlässlichkeit will, muss selbst verlässlich sein.

Die Welt ist im Wandel. Und unsere Werte sind es scheinbar auch.
Sind alte Werte nicht mehr passend zur neuen Welt? Das muss ich mich als älterer Unternehmer immer wieder fragen.
Und ich antworte mir: Doch, sind sie!
Denn wenn alte Werte wie „Rechte haben“ noch aktuell sind, dann müssten es Werte wie „Zuverlässigkeit“ zwingend auch sein.

Vielleicht braucht unsere Gesellschaft gar keine neuen Konzepte.
Vielleicht braucht sie einfach nur: Haltung.
Und Eltern, Führungskräfte und Vorbilder, die nicht müde werden, Verbindlichkeit und Zuverlässigkeit zu leben – und am Leben zu erhalten.

Für mich ist es klar: Wer die Pflicht abschaffen will, muss sich auch von seinen Rechten befreien.

Herzlichst, Euer Guido Paar

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