Coachings, Zahlen und „ein bisschen Liebe“

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Pia Renders
Nicole Cross machte sich erst nach langer Zeit als Angestellte selbstständig. Und profitiert heute nicht nur durch ihren besonderen Blick auf die Sorgen und Nöte ihrer Mitarbeitenden.
Pia Renders
Nicole Cross machte sich erst nach langer Zeit als Angestellte selbstständig. Und profitiert heute nicht nur durch ihren besonderen Blick auf die Sorgen und Nöte ihrer Mitarbeitenden.

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25 Jahre lang arbeitete Nicole Cross als angestellte Friseurin - bis sie sich schließlich im Alter von 43 Jahren selbstständig macht. Heute führt sie einen überaus erfolgreichen Salon nah der niederländischen Grenze. Wie sie ihren Weg von der Friseurin zur Unternehmerin meisterte und warum weder Preiserhöhungen noch Mitarbeitermangel für sie herausfordernd sind, erzählt sie FMFM im Interview.

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„Was Veränderungen angeht, war ich eher zurückhaltend“, sagt Nicole Cross lachend, als sie erzählt, dass sie 20 Jahre lang in dem Salon geblieben ist, in dem sie ihre Ausbildung absolviert hat. „Ich habe Anfang der 90er Jahre meine Ausbildung in einem La Biosthétique Salon gemacht. Der Salon war damals schon mehr als nur ein Friseurgeschäft. Das hat mich damals sehr angesprochen und mir das besondere Gefühl gegeben, mehr als „nur“ eine Ausbildung im Handwerk zu machen. Wir hatten tolle Möglichkeiten, uns weiterzubilden, und waren Mitarbeitende in einem angesehenen Salon“, erinnert sie sich.

„Danach ging meine Reise weiter in einen anderen Salon. Aber auch dort war für mich klar: Es muss ein Biosthetiker sein. Bei meiner neuen Arbeitsstelle haben mich einfach die Menschen angesprochen. Alle waren mega nett, und die Chefin hat mich auf meinem weiteren Weg immer unterstützt – sie ist noch heute eine Freundin von mir. Bei ihr habe ich weitere fünf Jahre gearbeitet, erzählt Nicole“

Jobwechsel des Ehemanns brachte die Wende

Bis 2014: In diesem Jahr wechselte Nicoles Ehemann seine Arbeitsstelle und bekam bei seinem früheren Job eine recht hohe Abfindung. „Wir haben dann überlegt, was wir mit dem Geld machen: In den Urlaub fahren? Oder etwa doch die Meisterschule besuchen?“ Glücklicherweise entschied sich das Ehepaar für die zweite Alternative. Gemeinsam mit ihrer langjährigen Freundin Angelika Goertz, die noch heute zu ihrem Salonteam gehört, reifte die Idee, ein eigenes Geschäft zu eröffnen. 

„Doch wer sollte der Lieferant sein?“, fragte sich Nicole. „Ich kannte ja nur La Biosthétique, fand das aber die falschen Beweggründe, mich deshalb für diesen Lieferanten zu entscheiden. Also habe ich mich sehr gründlich auf dem Markt umgeschaut – und bin der Marke schließlich doch treu geblieben.“ Zwei Gründe seien dafür ausschlaggebend gewesen: „Zum einen können Endverbraucher*innen diese Produkte nicht irgendwo billiger als bei mir im Internet kaufen. Und zum anderen bekommen Gründer*innen einen absolut starken Support in Sachen Unternehmertum, Marketing und Management.“

Zuerst „keine Ahnung von Buchhaltung & Rechnungen“

Für Nicole besonders entscheidend, denn: „Ich hatte absolut keine Ahnung von Buchhaltung, Rechnungen und dergleichen. In der Gründungsphase ihres Salons war die Idee: „Einfach Friseurin zu sein, mein Handwerk machen. Eine große Verkäuferin war ich ohnehin nie, Marketing hielt ich für unnötig – und mein Mann sollte das Office übernehmen,“ schildert Nicole ihre anfängliche Einstellung. 

„Aber dann wurde ich „angefixt“ – von der Consulting & Service Abteilung meines Haarkosemtikanbieters“, lacht Nicole. „Zu den ersten Seminaren wurde ich eingeladen, also beschloss ich, mir die Sache halt doch mal anzusehen. Schon in „Management 1“ lernten wir die Rituale der Marke kennen: den Tee, die Begrüßungsmassage. Natürlich stand ich einer Veränderung meines Salonablaufs erstmal skeptisch gegenüber“, schmunzelt Nicole. „Aber ich beschloss, es einfach zu versuchen – und die Kund*innen waren sofort begeistert“, strahlt sie. 

Plötzlich Bock auf Zahlen

Auch in puncto Buchhaltung startete Nicole bei null: „Ich hatte damals nicht mal die Banking-App auf meinem Handy. Meine Preisgestaltung bestand darin, mir die Preise der benachbarten Salons anzusehen und mich anzupassen,“ erzählt sie. „Doch dann kam die Consulting-Vertreterin von La Biosthétique vorbei, und wir gingen das Thema nochmal völlig anders an. Plötzlich spielten Themen wie Miethöhe und Verbindlichkeiten bei der Preisgestaltung eine Rolle“, schildert Nicole. Und: Nicole bekam „Bock“ auf dieses Thema, das ihr doch erst so fern lag. „Mittlerweile kalkuliere ich seit neun Jahren, Preisgestaltung ist mir in Fleisch und Blut übergegangen“, sagt sie stolz. 

Zweimal jährlich passt sie ihre Preise entsprechend an: „Zum Jahresanfang für die Haarschnitte, zum zweiten Halbjahr bei den weiteren Dienstleistungen. So hält sich die Erhöhung für die Kundschaft im annehmbaren Rahmen.“ Werden die Kund*innen nicht trotzdem kritisch, wenn die Preise ständig steigen? „Gar nicht“, so Nicole. „Ich habe noch nicht ein einziges Mal eine negative Äußerung gehört, nicht mal eine Nachfrage“, sagt sie. „Meine Kund*innen bekommen bei uns eine top Leistung und gehen nach ihrem „Kurzurlaub“ absolut entspannt und erholt nach Hause. Auch wissen sie zu schätzen, dass ich viel Zeit und Geld in Weiterbildung investiere. Unsere Preise sind nicht hoch, sondern angemessen.“ 

Coaching – auch im digitalen Wandel

Auch abseits von Preisgestaltung oder Management weiß Nicole das immer aktuelle Coaching durch ihren Lieferanten zu schätzen: „Vor einigen Jahren war z. B. Social Media noch Neuland. Ich habe daran gezweifelt, das wirklich zu brauchen – schließlich lief der Laden ja. Ich bin 53 Jahre alt, ich bin nicht mit digitalen Medien aufgewachsen. Aber die Marketingprofis aus der Consultingabteilung haben uns erklärt, dass Website- und Social Media-Auftritte die „Schaufenster“ von morgen sind – und genau so kam es.“

Vorteile später Unternehmensgründung

In ihrem Salon im nordrhein-westfälischen Niederkrüchten/Elmpt arbeitet Nicole mit acht sehr treuen Mitarbeiterinnen und einem Azubi. „Ich glaube, die Tatsache, dass ich selber so viele Jahre Angestellte war, erlaubt mir einen ganz besonderen Blick für die Bedürfnisse und Wünsche meines Teams“, erklärt Nicole. „Wer sich schon sehr jung selbstständig macht, kennt den Kummer und die Sorgen von Angestellten wahrscheinlich weniger. Mein später Start trägt also entscheidend dazu bei, dass ich mein eigenes Geschäft heute so erfolgreich führe.“ Das große „Sorgenkind“ der Branche, der Mitarbeitermangel, spielt für Nicole daher keine Rolle. „Klar, ich bekomme keine 20 Bewerbungen im Monat, aber eine ausreichende Zahl guter. Und meine Menschenkenntnis sagt mir meist sehr genau, mit wem es passt“, sagt Nicole. 

Azubi mit Abitur wird an Privatschule ausgebildet

Einer, „mit dem es passt“, ist Azubi Jan Aderhold. Er durchläuft die private Zusatzausbildung zum Hair & Beauty Artist und besucht dafür den Blockunterricht im baden-württembergischen Böblingen. „In den ersten sechs Wochen war Jan in der normalen Berufsschule hier vor Ort. Dort gib es gute Lehrer*innen, aber das Schülerklientel ist sehr schwierig, die Stimmung schlecht. Jan kam täglich mit hängenden Schultern aus der Schule – das war traurig mit anzusehen.“ So entschloss sich Nicole, Jan, der ein sehr gutes Abitur in der Tasche hat, den Hair & Beauty Artist zu finanzieren. „Dort sprechen alle die La Biosthétique-Sprache, die Klasse ist ganz anders zusammengesetzt, die Schüler*innen werden in den Dienstleistungen top trainiert“, schwärmt Nicole. „Klar, das bedeutet eine nicht geringe finanzielle Investition – ich zahle den Anfahrtsweg, die Unterkunft, die Schulkosten“, räumt sie ein. Dennoch überwiegen für sie die Vorteile: „Eine Ausbildung auf diesem Niveau könnte ich im Salon gar nicht leisten – das würde Zeit- und damit Umsatzverlust für mich bedeuten. Die Schüler*innen werden von Top-Trainer*innen ausgebildet. Außerdem bringt Jan aus der Schule ständig neuen Input mit, den wir direkt nutzen können. Und: Er steht hier im Salon mit hoch erhobenem Haupt und ist bei den Kund*innen sehr angesehen. Ein solches „Goldstück“ muss ich natürlich wertschätzen. Ich kann die Ausbildung nur weiter empfehlen.“ 

Zeit für Mitarbeitende als Gamechanger

Nach den größten Herausforderungen als Unternehmerin gefragt, gibt Nicole eine überraschende Antwort: „Ich gehe so gern in mein Geschäft. Ich habe nur liebe Mitarbeitende und nur nette Kund*innen“, lächelt sie. „Es gibt wirklich nichts, worüber ich meckern möchte. Auch dem „Jugend-von-heute“-Jammern vieler Berufskolleg*innen kann ich mich nicht anschließen. Wenn doch mal ein sehr herausfordernder Kunde in mein Geschäft kommt, bekommen wir ihn entweder einfühlsam „in die Spur“ oder er kommt nicht wieder,“ lacht Nicole. 

Um immer zu wissen, wo der Schuh ihres Teams drückt, gibt es alle vier bis sechs Wochen Teammeetings. Coachings und Teamevents sorgen dafür, dass alle up to date sind und der Zusammenhalt gefördert wird. „Zeit miteinander zu verbringen und zu reden – und zwar in Ruhe, nicht zwischen Tür und Angel – ist wirklich der Gamechanger“, sagt Nicole. Zwar gelten gewisse Richtlinien im Geschäft, doch innerhalb dieser ist es der Chefin wichtig, dass die Mitarbeitenden möglichst frei arbeiten können: „Sie dürfen und sollen selber denken, eigene Entscheidungen treffen, so sind sie top motiviert. Ich möchte weder diktatorisch noch kontrollierend sein – das liegt mir nicht.“

Kosmetikdienstleistungen auf dem Vormarsch

Genau so harmonisch wie die Stimmung im Team ist auch die Atmosphäre im Salon. Nicole: „Ich habe montags bis samstags geöffnet und meine Mitarbeitenden entsprechend aufgeteilt. Durch die 160 Quadratmeter Salonfläche ergibt sich daraus ein sehr ruhiges Ambiente. Die Hintergrundmusik ist dezent und auch die Unterhaltungen sind eher leise. Durch diese achtsame Atmosphäre bieten wir optimale Voraussetzungen für Dienstleistungen im Bereich Haut und Kosmetik“, sagt die Unternehmerin. Insbesondere das neue Head Spa-Konzept, ein 90-minütiges Verwöhnprogramm, werde extrem gut nachgefragt – auch als Geschenk. Zwar liege das Hauptgeschäft im Bereich Haare, doch sei die Nachfrage nach kosmetischen Zusatzdienstleistungen – vor allem im Bereich Augenpflege – sehr hoch.

„Deswegen möchte ich den Kosmetikbereich weiter ausbauen. Eine ehemalige Auszubildende absolviert gerade die entsprechenden bioästhetischen Schulungen und wird sich dann auf Dienstleistungen in der Kabine spezialisieren“, erklärt Nicole. „Mein größter Wunsch für die Zukunft wäre es allerdings, meine Mitarbeitenden so stark an mich zu binden, dass sie ebenfalls 20 Jahre bei mir bleiben“, lacht Nicole. „Klar, jede*r soll sich weiterentwickeln dürfen. Aber ich freue mich, wenn wir zusammenbleiben. Denn das mit den Mitarbeitenden – das ist schon ein bisschen Liebe.“