Der Anstoß zum Handeln kam also von einem externen Experten?
Ja, manchmal braucht es einfach einen Stups, um die eigenen Ängste zu überwinden. Ich arbeite zwar gerne im Team, aber in dieser Phase meines Lebens passt ein Salonkonzept mit Mitarbeitern einfach nicht zu mir. Vielleicht ändert sich das später nochmal. Durch die Beratung von Unternehmenscoach Thomas Langer habe ich die Notwendigkeit des Hier und Jetzt erkannt.
Von welchen Ängsten sprechen wir hier?
Von denen, die jede/n Salonunternehmer*in befallen, wenn man etwas am bekannten Konzept ändert: Ausbleibende Kundschaft, fehlender Umsatz, Insolvenz! Als Einzelkraft spare ich zwar Lohnkosten, kann aber gleichzeitig auch weniger Kunden bedienen. Natürlich war ich unsicher: Wie werden Kunden reagieren, wenn ich die Öffnungszeiten an meine persönlichen Zeiten anpasse? Werden sie Verständnis haben, dass ich nur noch vormittags offen und am Wochenende geschlossen habe? Was werden sie zu den drastisch erhöhten Preisen sagen? Diese und andere Fragen quälten mich unnötig, wie ich heute weiß. Tatsächlich habe ich jetzt mehr Terminanfragen - auch weil ich mich auf Balayage, Blondbehandlungen und Brautstyling spezialisiert habe. Dadurch konnte ich viele Neukunden gewinnen, die vorher in andere Salons gegangen sind.
Das Erfolgsrezept einer Änderung im Konzept heißt also Spezialisierung?
Für mich ja. Einerseits war die Spezialisierung nötig, um kostendeckend und gewinnbringend zu arbeiten. Denn mit Dienstleistungen wie Spitzen schneiden, Männer- und Kinderhaarschnitte verdient man tatsächlich nicht so viel, wenn man alleine im Salon steht. Anderseits ist es ein tolles Gefühl, wenn man die Lust am Beruf wiederentdeckt. Ich kann mich jetzt ganz auf meine Passion „Farbtechniken“ konzentrieren und das spüren auch die Kunden*Innen. Klar war es nicht einfach und von manchen langjährigen Kunden musste ich mich auch trennen, aber zu meiner Überraschung war die Resonanz überwiegend positiv. Manchmal muss man einfach mutig sein für das schönste Handwerk der Welt!